In Zeiten wie diesen ist guter Rat nicht unbedingt teuer, aber sehr gefragt. Insbesondere dann, wenn es um die staatlichen Corona-Hilfen geht. Das spüren derzeit auch die Mitarbeiter der Volksbank Hochrhein. Vorstand Thomas Hintermeier spricht in diesem Zusammenhang „von extrem hohen Kundenanfragen“. Im Gespräch mit unserer Zeitung warf er mit dem Vorstandsvorsitzenden Klaus-Dieter Ritz einen Blick auf die aktuelle Lage in und für die Region.

Ab Montag dürfen alle Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von unter 800 Quadratmetern wieder öffnen. Wie sehen die Volksbank-Vorstände diese Entwicklung?

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das Wiederhochfahren der Wirtschaft nennt Klaus-Dieter Ritz einen „Hoffnungsschimmer speziell für den Einzelhandel“. Merkt aber an, dass bis auf Weiteres keine Schweizer Kunden für Umsatz sorgen werden. Ein „ganz großes Problem“ sei zudem, dass es für die Gastronomie aktuell „überhaupt keine Perspektive“ gebe.

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Wie beurteilen Klaus-Dieter Ritz und Thomas Hintermeier die aktuelle Lage im Einzelhandel in der Region?

Die Kreativität, die etliche Einzelhändler in den vergangenen Wochen gezeigt hätten, sei bemerkenswert, so Ritz. So hätten beispielsweise Händler in Tiengen jeder für sich telefonisch oder via E-Mail Bestellungen aufgenommen, die Waren seien dann aber von einem gemeinsam für mehrere Händler ausgeliefert worden. Klaus-Dieter Ritz: „Thomas Hintermeier und ich hoffen, dass die regionalen Online-Bestellungen auch nach der Krise weiter laufen.“ Bei aller aktuellen Tragik zeige sich hier auch eine gewisse Hoffnung.

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Wie stark ist derzeit die Nachfrage insbesondere von Geschäftskunden nach staatlichen Hilfen?

Die Kundenanfragen seien seit Wochen „extrem hoch“, erklärt Vorstand Thomas Hintermeier. Um die mitunter täglich aktualisierten Förderrichtlinien in den Griff zu bekommen, habe die Volksbank fünf Mitarbeiter abgestellt, die sich explizit mit den staatlichen Fördermöglichkeiten beschäftigen. Bei aller Freude über die Staatshilfen machen Ritz und Hintermeier aber auch klar, dass die Hilfen keine Geschenke seien, da es sich in der Regel um Kredite mit marktüblichen Konditionen handle, die zurückbezahlt werden müssten.

Daten und Fakten zur Volksbank Hochrhein

Deshalb begrüßen es beide, dass die Rückzahlung der Kredite inzwischen von fünf auf zehn Jahre gestreckt worden sei. Auch die Bank selbst unterstützt die regionale Wirtschaft mit eigenen Krediten und Stundungen. Basis für die Beurteilung der Bonität der Kunden ist in der Regel das Jahr 2019 sowie ein auch nach der Krise tragfähiges Geschäftsmodell.

Führungsduo: Klaus-Dieter Ritz, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Hochrhein, und sein Stellvertreter Thomas Hintermeier (von links).
Führungsduo: Klaus-Dieter Ritz, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Hochrhein, und sein Stellvertreter Thomas Hintermeier (von links). | Bild: privat, Volksbank Hochrhein

Wie gehen die privaten Kunden mit der Krise um?

Hier stellt Thomas Hintermeier eine „signifikante Zunahme“ der Nachfrage über das Telefon fest. Deshalb habe man auch das Telefonteam temporär aufgestockt. Zudem gebe es viele Anfragen nach Online- und Mobil-Banking. „Die Kunden sind jetzt bereit, mehr über Telefon zu besprechen.“ Grundsätzlich hätten die Kunden ruhig und besonnen auf die Krise reagiert, konstatiert Hintermeier. „Es gab keine panikartigen Verkäufe.“ Seit zwei Wochen würden die Kunden wieder verstärkt investieren. In den Filialen würden sich die Kunden an die Empfehlungen, wie Sicherheitsabstand, halten. Was derzeit nicht gehe, sei gesammeltes Kleingeld zu zählen.

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Und wie kommt die Volksbank selbst durch die Krise?

Hierzu erklärt Klaus-Dieter Ritz: „Wir sind vorsichtig opitmistisch.“ Das erste Quartal sei gut gelaufen, zudem habe sein Haus eine „gesundes Kreditportfolio“. Das Kreditgeschäft sei krisenbedingt gut. Am Ende sei entscheidend, „wie übersteht unsere Kundschaft die Krise“.

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Wie arbeitet die Volksbank Hochrhein selbst in Zeiten der Corona-Krise?

Sehr früh habe es in seinem Haus einen Corona-Fall gegeben. Nach entsprechender Quarantäne würde die Frau wieder arbeiten. Um die Ansteckungsgefahr möglichst gering zu halten, seien inzwischen mehr als 60 Heimarbeitsplätze eingerichtet worden, erklärt Klaus-Dieter Ritz. Die Volksbank Hochrhein beschäftigt in Summe 240 Mitarbeiter. Auch sein Stellvertreter im Vorstand, Thomas Hintermeier, arbeite immer wieder tageweise von Zuhause aus. Zudem arbeiteten etliche Abteilungen räumlich und zeitlich getrennt und in alle Geschäftsstellen sei rasch ein Spuckschutz installiert worden. Ritz: „Wir haben bewusst alle Filialen offen gelassen, um Kundenströme zu entzerren.“ Die Mitarbeiter seien dafür sehr dankbar gewesen. Ein Dank, den Ritz gerne an sein Team zurückgibt.

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