Auf dem Rathausplatz in Ibach fand jüngst die Enthüllung und Einweihung eines Brunnens als Mahnmal für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit statt, das zugleich an den dortigen Erholungsaufenthalt Alexej Nawalnys im Oktober und November 2020 erinnern soll. Der St. Blasier Kollegsdirektor Hans-Martin Rieder segnete den Brunnen, der mit einer Friedenstaube sowie einer in einen Granitstein eingelassenen Tafel mit der Aufschrift der letzten Worte Nawalnys vor Gericht gestaltet ist.
„Richtig, Kraft liegt in der Wahrheit … es ist das eigentliche Gebot: Wer die Wahrheit hinter sich hat, wird siegen.“ Dies ist der auf der Tafel wiedergegebene Wortlaut, und auf diesen Wortlaut bezog sich Ibachs Bürgermeister Helmut Kaiser, indem er in seiner Begrüßungsansprache die Wahrheit als das Fundament aller Beziehungen und Gemeinschaften ansprach und alle Anwesenden dazu aufforderte, aktiv an der Verwirklichung von Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit zu arbeiten, zeitlosen Prinzipien, für die Nawalny gekämpft hat.
Erinnerungen an Alexej Nawalny
Kollegsdirektor Rieder bekräftigte in seiner Rede, er habe im Gespräch mit Nawalny anlässlich der Aufnahme seines Sohnes als Schüler im Kolleg dessen geistliches Fundament erfahren dürfen, das ihm die Kraft gab, seinen Kampf für diese Werte durchzustehen. Zutiefst ergreifend und staunenswert nachgewirkt habe in ihm, so Rieder weiter, indes auch der Umstand, dass Nawalny selbst aus dem Straflager einen Dankesbrief an ihn verfasste. Schließlich verlas er einen Brief der Witwe Nawalnys, in dem sich diese für das in Ibach entstandene Mahnmal und für die glückliche Zeit bedankt, die die Familie in Ibach verbringen durfte.

Landrat Martin Kistler erinnerte sich in seinem Grußwort daran, dass er Nawalny als charismatische Persönlichkeit empfunden habe. Mit einer für ihn und vermutlich auch für die meisten übrigen Menschen habe er sich mit einer unfassbaren Konsequenz der Frage gestellt, ob er bereit sei, für die Freiheit sein Leben zu geben. Nawalny habe andererseits auch großes Interesse an der Kommunalpolitik gezeigt und ihm so deutlich gemacht, wie entscheidend für die Gemeinschaft das Engagement vor Ort sei und ihn daran gemahnt, die eigenen Errungenschaften nicht für selbstverständlich zu erachten.
Polizei zeigt Präsenz
Mit großer Polizeipräsenz sei Nawalnys Aufenthalt in Ibach verbunden gewesen, merkte Kistler an. Präsenz zeigte die Polizei auch am Samstagnachmittag. Zudem waren zahlreiche Vertreter der umliegenden Gemeinden sowie Persönlichkeiten der Landespolitik zur Einweihung gekommen. Das beständige Erinnern daran, sich immer für den Frieden zu entscheiden, war auch ein wichtiges Anliegen des spanischen Cellisten Pau Casals. Er erhielt 1971 die Friedensmedaille der Versammlung der Vereinten Nationen und begann im Anschluss daran jedes seiner Konzerte mit einer Version des alten katalanischen Volkslieds „Cant dels Ocells“ (Gesang der Vögel) als Hymne an die Freiheit. Dieses Cellosolo spielte Dorle Harrison, die gemeinsam mit ihrer Schwester Angela Gladstone am Fagott auch die übrige musikalische Umrahmung der Einweihung gestaltete.
Nawalny sei sich sicher gewesen, so Helmut Kaiser, dass er in seine Heimat zurückkehren müsse, um für seine Überzeugung zu kämpfen, und nach seinem Tod im russischen Straflager am 16. Februar 2024 sei in Ibach der Wunsch gewachsen, seinem unerschütterlichen Einsatz für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit Rechnung zu tragen.
Nach der Pfingstpredigt Rieders, in der dieser Nawalnys Brief vorgelesen hatte, habe dann schnell die Umsetzung dieses Wunsches Gestalt angenommen in Form eines Kreises von Spendern, die letztlich die gesamten Kosten für das Mahnmal getragen haben. Stellvertretend nannte Kaiser den Einsatz des ehemaligen Kollegsschülers Hans Pfleiderer, der sich um die Gestaltung des Brunnens gekümmert und für Taube und Gedenktafel die Kunstgießerei Hutter aus Amriswil sowie für den Schwarzwälder Granitstein das Natursteinwerk Höcklin aus Löffingen beauftragt hat.