Von der Fahrt auf der B314 zwischen Lauchringen und Stühlingen berichten Verkehrsteilnehmer immer wieder von gefährlichen Erlebnissen: von irrsinnigen Überholmanövern und offen zur Schau gestellter Aggression anderer Verkehrsteilnehmer.
Aber wie schlimm ist es wirklich? Kommt es auf der B314 häufiger zu Unfällen und anderen Vorkommnissen als anderswo im Kreis? Wir haben nachgefragt.
Wie gefährlich ist die B314?
Grundsätzlich ist die B314 eine Strecke, die eine wichtige Funktion einnimmt als Verbindung zwischen den Autobahnen A98 und A81. Berufspendler, Touristen, Lastverkehr und auch dem landwirtschaftlichen Verkehr sind hier. Auch die Polizei stuft die B314 als „Hauptverkehrsroute“ ein.
Im Gegensatz zu vielen anderen Bundesstraßen kommt erschwerend hinzu, dass es im Grunde auf einer Distanz von 30 Kilometern keine adäquate Überholmöglichkeit besteht und es auch keine realistische Ausweichmöglichkeit gibt. Zeitdruck trifft hier also sehr häufig auf gelassene Urlaubsstimmung oder Fahrzeuge, die aufgrund tonnenschwerer Ladung einfach nicht schneller fahren können.
Die Folge sind riskante Überholmanöver. Ist die Strecke frei kommt es aber auch immer wieder zu Geschwindigkeitsverstößen oder anderen Ordnungswidrigkeiten.
Was sagt die Statistik der Polizei?
Allein in diesem Jahr haben auf der Strecke bei schweren Unfällen im Februar und im August drei Menschen ihr Leben verloren. Etliche Fahrzeuginsassen wurden schwer verletzt. Allein in den ersten acht Monaten registrierte die Polizei 35 Unfälle – neun mehr als im Vorjahreszeitraum und immerhin fünf mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019.
Die Ursachen der Unfälle decken sich stark mit den Beobachtungen, über die die Streckennutzer berichten: „So setzen sich die Hauptursachen aus Abstand oder Überholen und nicht angepasster Geschwindigkeit zusammen“, schildert Polizeisprecher Mathias Albicker.
Noch nicht mitgerechnet sind Zwischenfälle und Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung die nicht zu einem Unfall führen: „Hierzu lässt sich keine Aussagen treffen, da beispielweise dort angezeigte Ordnungswidrigkeiten wie gefährliches Überholen ohne Unfallfolge nicht detailliert statistisch bei der Polizei erfasst werden“, so Albicker weiter.
Wie stuft die Polizei die Strecke generell ein?
„Kein Streckenabschnitt auf der B 314 im Landkreis Waldshut erfüllt die Voraussetzungen einer sogenannten Unfallhäufungsstrecke“, so Albicker mit Blick auf die entsprechenden Kriterien zur örtlichen Unfalluntersuchung in Unfallkommissionen.
Im Vergleich hätten die Unfallzahlen zwar zugenommen, aber Pandemie bedingt lassen sich die die Zahlen nur schwer vergleichen. Ebenso sind unterjährige Betrachtungsweisen nicht immer aussagekräftig.
Wie hoch ist das Verkehrsaufkommen?
Auch zur Verkehrsfrequenz sind die letzten Erhebungen unter Normalbedingungen laut Susanna Heim, Sprecherin des Landratsamts Waldshut, vor drei Jahren vorgenommen worden.
Der Blick in die Statistik ist aufschlussreich. So verkehrten auf der B314 pro Tag zwischen 10.000 (Messpunkt: Stühlingen/Firma Sto) und 15.000 Fahrzeuge (Lauchringen/Horheim). Das ist etwa die Hälfte bis ein Drittel dessen, was auf der B34 los ist, aber immerhin doppelt so viel wie in Waldshut auf die B500 abfährt.
Allerdings ist der Anteil an Schwerverkehr überdurchschnittlich. Am Messpunkt Stühlingen lag der Anteil der bei 16,3 Prozent (1700 Fahrzeuge), in Lauchringen liegt der Anteil immerhin noch bei über zehn Prozent. Mithalten kann mit diesen Werten lediglich der Kreuzungsbereich B34 und B518 bei Wehr-Brennet mit einem Anteil von 16,1 Prozent Schwerverkehr – wobei hier die Gesamtfrequenz des Verkehrs deutlich höher angesiedelt ist.

Natürlich: Ein hoher Schwerverkehrsanteil bedeutet nicht automatisch, dass es viele Unfälle unter Beteiligung des Schwerverkehrs gibt, betont Heim. Ein kausaler Zusammenhang kann allerdings durchaus bestehen, zumal die meist langsamer fahrenden Lastwagen, zumal in Kolonnen, Autofahrer unter Zeitdruck eher zu riskanten Manövern reizen können.
Wie steht die B314 im Vergleich zu den anderen Bundesstraßen im Landkreis da?
Eine Antwort klare auf diese Frage gibt es nicht: „Ein Vergleich ist grundsätzlich nur schwerlich möglich, da unterschiedliche Verkehrsaufkommen, Fahrzeuggewichtungen, Streckenlängen und -führungen vorliegen“, erklärt Albicker. Gesamtheitlich sei aber festzustellen, dass sich weder bei der B 34, B 500 noch auf der B 518 um sogenannte Unfallhäufungsstrecken handelt.
Zudem seien derartige allgemeine Faktoren auch nur immer ein Teil des Ganzen, wenn es um die Ermittlung von Unfallhergängen gehe. Individuelle Faktoren wie Ablenkung des Fahrers durch Mobiltelefon oder Mitfahrer, aber auch mangelnde Fahrpraxis kommen erschwerend hinzu und sind meist noch entscheidender, ob ein Unfall noch verhindert werden kann.
Wie reagiert die Polizei?
Der Polizei bleibe folglich nichts anderes übrig, als die Unfallzahlen auszuwerten. „Sollten sich Auffälligkeiten zeigen, werden Überwachungsmaßnahmen forciert“, so Albicker.
Im zweiten Schritt werde im Rahmen der Unfallkommission die Strecke begutachtet. Sofern möglich könnten dann auch bauliche Maßnahmen durch den Straßenbaulastträger vorgenommen werden, um Risiken zu reduzieren oder Gefahrenstellen zu entschärfen.