Jeder, der grenznah zur Schweiz wohnt, kennt mindestens eine Person im Umfeld, die im Nachbarland arbeitet. Grenzgänger sind am Hochrhein ein ständiges Alltagsphänomen. Besonders Pharmakonzerne erweisen sich als attraktive Arbeitgeber für deutsche Berufstätige. Der 23-jährige Leon Preiser aus Waldshut ist einer von ihnen und im dritten Jahr seiner Pharmatechnologenlehre. Er erklärt dem SÜDKURIER, warum er eine Ausbildung in der Schweiz empfehlen kann.

So kam Leon Preiser zur Ausbildung

„Nach meinem Abitur habe ich drei Semester Steuerprüfungswesen studiert, das war aber nur Theorie, die Praxis hat mir einfach gefehlt“, erklärt der Azubi und fügt hinzu: „ein Freund hat mir dann aber die Ausbildung bei der Novartis sehr schmackhaft gemacht“. Jetzt habe er sich schon längst in die Ausbildung verliebt und empfiehlt sie jedem, „der Spaß an Naturwissenschaften hat und etwas mit den Händen machen will“.

Mit voller Schutzmontur steht Leon Preiser vor einem Kessel. Dieser muss dabei immer steril sein und jeglicher Arbeitsschritt muss ...
Mit voller Schutzmontur steht Leon Preiser vor einem Kessel. Dieser muss dabei immer steril sein und jeglicher Arbeitsschritt muss dokumentiert werden. | Bild: Novartis

Aber nicht nur die chemische und pharmazeutische Theorie hinter der Medikamentenherstellung macht dem Waldshuter Spaß. „Das schöne ist, dass man Sinn in dem Beruf hat, denn jede Spritze, die man herstellt, findet einen Patienten“, so der 23-Jährige.

Private Schulen und Wohnheime für die Azubis

Seine Ausbildung dauert, wie in Deutschland, drei Jahre und ist im Blocksystem gehalten. Die Arbeitserfahrung erhält ein Novartis-Lehrling in den jeweiligen Standorten, die ihnen vor der Ausbildung zugeteilt worden sind. „Im Bewerbungsgespräch kann man seinen Standortwunsch mitteilen, eigentlich wird der immer berücksichtigt“, erklärt der Waldshuter. Er selbst arbeitet in der großen Produktionsanlage in Stein, gegenüber von Bad Säckingen.

Theorie und Arbeitspraktiken lerne man in der konzerneigenen Lehrwerkstätte in Muttenz. Um nicht immer mit dem Auto dorthin fahren zu müssen, könne man dort auch in einem eigenen Wohnheim wohnen, erklärt Leon Preiser. Einen Tag pro Woche stehe Englisch auf der Tagesordnung, die anderen vier Tage ginge es dann um die Berufstheorie: Verfahrenstechnik, Chemie, Physik und Pharmazie. Alles Fächer die ihm Spaß machen, denn der Azubi findet: „Es ist super, wenn man die Theorie danach in der Praxis erkennt“.

Findet der ehemalige Student seine Lehre in der Schweiz besser?

Leon Preiser bereut seine Entscheidung in die Schweiz zu gehen nicht. Gefallen würde ihm vor allem der hohe technische Standard in den Lehrwerkstätten für die Azubis. „Jeder bekommt zum Beispiel am Anfang der Ausbildung einen eigenen Laptop“, so der Azubi. Das hohe Niveau der Ausbildung hätte ihn am Anfang allerdings auch überrascht. „Im Vergleich zu meinem Studium, ist die Lehre vom Aufwand her deutlich höher“, erklärt der 23-Jährige. Das findet er aber gar nicht schlecht, denn in der Medikamentenherstellung habe man auch viel Verantwortung.

Herstellung von Arznei will gelernt sein

Im Betrieb in Stein arbeiten knapp 1700 Mitarbeiter. Die Industrieanlage stellt dabei Arzneimittel in drei Bereichen her: feste und flüssige Medikamente, sowie Mittel zur Zell- und Gentherapie. Letztere Sparte wird erst seit 2020 kommerziell betrieben. Azubi Leon Preiser hat sich zu Anfang seiner Ausbildung für die flüssigen Medikamente entschieden. Er arbeite also an einem Kessel in voller Schutzmontur, um verschiedenste flüssige Medikamente herstellen zu können, so der Azubi. Dabei kann er auch schon einmal die Verantwortung für über 400 Liter flüssige Arznei haben. Bevor die verschiedensten Medikamente hergestellt werden können, fließe allerdings viel Arbeit in die Vorbereitung, so der 23-Jährige und fügt hinzu: das Sterilisieren des Kessels oder den Aufbau von Beladungssystemen, seien da nur zwei Beispiele.

Die Novartis

Mit einem Nettoumsatz im Jahr 2022 von 50,5 Milliarden US-Dollar zählt Novartis zu den größten Pharmaunternehmen der Welt. In der Schweiz arbeiten dabei 11.300 Mitarbeiter- weltweit sogar 105.500 Mitarbeiter für das Unternehmen. Lehrlinge aus der Schweiz bildet die Novartis in elf verschiedenen Berufen aus. Gegründet wurde das Schweizer Unternehmen 1996 aus einer Fusion der traditionsreichen Pharmabetriebe Ciba-Geigy und Sandoz.

Das könnte Sie auch interessieren