Frau Bekers, das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) auf verderblichen Produkten verunsichert viele Konsumenten und ist häufig in der Kritik, weil dadurch Tonnen an Lebensmitteln schon im Supermarkt im Abfall landen. Wie aussagekräftig ist das MHD wirklich?

Bei verschlossener Verpackung und richtiger Lagerung ist das Lebensmittel nach Ablauf des MHD häufig noch bedenkenlos genießbar. Wenn es um die Frage geht, ob Produkte noch gut sind oder nicht: Vertrauen Sie auf Ihre eigenen Sinne! Sehen, riechen, schmecken und fühlen sie, so wie Sie es auch bei Lebensmitteln machen, die kein MHD tragen, zum Beispiel bei frischem Obst, Gemüse oder Brot vom Bäcker. Ist Schimmel zu erkennen, riecht es unangenehm, schmeckt es säuerlich, oder prickelt es auf der Zunge? Dann seien Sie vorsichtig. Denn Schimmel ist nicht nur ungenießbar, sondern unter Umständen auch gesundheitsgefährdend. Die Gifte des Schimmelpilzes, die sogenannten Mykotoxine, können krebserregend und giftig für die Leber sein.

AOK-Ernährungsberaterin Sandra-Kristin Bekers.
AOK-Ernährungsberaterin Sandra-Kristin Bekers. | Bild: Felix Meier, Drehbar Filmproduktion GbR

Kann man verdorbene Teile an Obst und Gemüse abschneiden und den Rest bedenkenlos verzehren?

Nein, hier gilt: Je mehr Wassergehalt, desto verderblicher ist das Lebensmittel und desto eher breiten sich die Schimmelsporen im gesamten Produkt aus. Wenn Obst oder Gemüse, wie etwa Tomaten oder Gurken angeschimmelt sind, ist also davon auszugehen, dass sich der Schimmel bereits im Inneren des Lebensmittels ausgebreitet hat. Daher sollten Sie dieses immer komplett entsorgen und auch nicht zu Kompott oder Konfitüre verarbeiten. Auch verschimmelte Milchprodukte wie Joghurt, Frischkäse oder Quark sowie Marmelade, Wurst und Nüsse sollten bei Schimmelbefall entsorgt werden.

Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung

Und wie ist es mit härteren Lebensmitteln, wie beispielsweise Brot?

Auch verschimmelte Brotlaibe oder -scheiben sollten nicht gegessen werden, denn durch die Struktur können sich die Sporen im gesamten Brot, ohne dass man es auf den ersten Blick sieht, bereits ausgebreitet haben. Um die Haltbarkeit von Brot zu optimieren, achten Sie auf eine ideale Lagerung: Als ganzer Brotlaib in der Bäckertüte, portioniert in Scheiben im Kühlschrank oder im Eisfach hält Brot länger. Auf den Einsatz von Plastiktüten sollte man verzichten, denn in Plastik schwitzt das Brot und ist anfälliger für Schimmelbefall. Die Feuchtigkeit ist nämlich ein perfekter Nährboden für Schimmelwachstum.

Das könnte Sie auch interessieren

Gibt es Ausnahmen, bei denen Schimmel guten Gewissens weggeschnitten werden darf?

Ja, Hartkäsesorten wie Parmesan sind Ausnahmefälle. Wer hier einen Schimmelfleck entdeckt, kann diesen großflächig entfernen und so den Rest des Käses retten. Das gilt ebenso für Emmentaler, Tilsiter und Gouda. Testen Sie auch hier mit allen Sinnen. Eine Ausnahme bilden auch luftgetrockneten Schinken- oder Wurstsorten wie Salami am Stück. Auch hier kann man die betroffenen Stellen großzügig wegschneiden. Durch den relativ hohen Salz- und geringen Wasseranteil, kann sich der Schimmel nicht schnell ausbreiten.

Haben Sie weitere Tipps, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden?

Frisch, regional und saisonal einkaufen sowie auf die Hygiene und Lagerung achten, dann belieben Sie maximal schimmelfrei! Planen Sie Ihren Einkauf mit Mengenangaben und behalten sie Ihre Lagerbestände im Blick. Wer mit Plan, nicht hungrig und ohne Schnäppchengedanken einkaufen geht, kauft nur Lebensmittel(-mengen), die auch wirklich verbraucht werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Was passiert eigentlich mit dem Brot von gestern? Ein Bäcker gibt einen Einblick.

Was wird aus der Wurst an der Wursttheke? Ein Metzger gibt Tipps.

Das könnte Sie auch interessieren