Drei Straßen von den nördlichen Hochlagen des Landkreises hinab in Richtung Rheintal sind aktuell gesperrt. Während eine Sperrung seit Jahren für Ärger und Auseinandersetzungen zwischen Bevölkerung und Politik sorgt, sind die zwei Anderen erst seit kurzer Zeit von Sperrung betroffen. Wie sieht es also aktuell aus an Schlücht, Alb und Murg?
Schlüchttal: Voraussichtlich bis Ende November gesperrt
Das Schlüchttal ist innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Mal gesperrt. Zunächst kam es aufgrund einiger Steinschläge und Felsstürze Ende September 2020 zu einer Vollsperrung die erst zum 23. Dezember 2020 aufgehoben werden konnte. Seit dem 22. März ist die L157, erneut von Vollsperrung betroffen.
Welcher Bereich ist gesperrt?
Die L157 zwischen Witznau und Gutenburg. Durch die Sperrung ist eine wichtige Verbindung von Ühlingen und Grafenhausen zur Kreisstadt weggefallen.
Warum ist gesperrt?
Der Anschluss der Gemeinden Berau und Brenden an die Verbandskläranlage Klettgau-West in Tiengen erfolgt über den Bau eines Abwassersammlers. Dafür muss die Straße im gesperrten Bereich aufgerissen und der entsprechende Kanalbau durchgeführt werden.
Wie lange wird die Sperrung voraussichtlich dauern?
Die Planer gehen von einer Bauzeit von rund acht Monaten aus. Danach wäre die L157 Ende November fertiggestellt und könnte freigegeben werden.
Wo sind die Ausweichstrecken?
Wer in dieser Zeit nach Waldshut-Tiengen muss, der kann östlich der Sperrung, über die L159, durch das Steinatal ausweichen. Westlich der Sperrung bietet die B500 die beste Möglichkeit.
Albtal: Noch kein Ende der Sperrung in Sicht

Das Albtal ist ein besonderer Fall unter den Straßensperrungen. Seit 2015 besteht die Vollsperrung bereits, deren Geschichte mit einem Felssturz im Jahr 2013 begann und deren Dauer heftige Bürgerproteste hervorbrachte, bis hin zu illegalen Räumaktionen Unbekannter, die bei Nacht und Nebel einen großen Felsen von der Straße entfernten.
Welcher Bereich der Albtalverbindung ist gesperrt?
Gesperrt ist die L154 zwischen der Ortslage Tiefenstein (Albbrücke) und Albbruck-Hohenfels.
Warum ist das Albtal schon so lange gesperrt?
Dem ersten Felssturz aus 2013 folgte eine Untersuchung der Hänge und Böschungen. Ingenieure kamen zu dem Schluss, dass einige Bereiche der Albtalstraße akut von Felsstürzen bedroht seien und vor einer erneuten Öffnung der Straße gesichert werden müssten. Dafür sind naturschutzfachliche Gutachten erforderlich. So wurden für diese Gutachten die Alpenspitzmaus, diverse Tag- und Nachtfalter, Hautflügler, Bock- und Prachtkäfer, Ameisenjungfer und weiter Tiere kartiert. Aktuell steht die Kartierung der Mollusken – also Weichtiere wie Schnecken oder Muscheln – noch aus.
Wann ist mit einer Öffnung zu rechnen?
„Die Sanierung der Albtalstraße ist unser gemeinsames Ziel!“, verkündete Landrat Martin Kistler am 27. November 2020. Damit ist die Öffnung grundsätzlich in Aussicht gestellt. Der Landkreis rechnet mit der Beantragung der Planfeststellung im ersten Halbjahr 2021. Für die Planfeststellung werden ein bis zwei Jahre Verfahrensdauer angenommen, so dass nach Ausführungsplanung und Bauvorbereitung 2023 oder 2024 mit den Bauen begonnen werden könnte.
Wie lange die Maßnahmen in Anspruch nehmen werden, war von offizieller Seite nicht zu erfahren. Herbert Nägele, sachkundiger Bürger aus der Salpeterer-Bewegung, die sich für eine Öffnung der Straße stark macht, geht von einer mehrjährigen Bauzeit aus. „Damit muss gerechnet werden, wenn ich höre, dass die erforderlichen Felssicherungen nur stattfinden könnten, wenn die kartierten Tiere nicht gestört werden.“ So ist eine Öffnung im Bereich von Mitte bis Ende der 2020er Jahre erwartbar.
Wie kann die Sperrung umfahren werden?
Eine naheliegende Umfahrung erfolgt über die K6548. Ab Tiefenstein über die Ortschaften Etzwihl und Buch nach Hohenfels und umgekehrt. Fernreisende, die von Norden kommen, umfahren die Strecke im Osten über die B500 und westlich über die L155 Richtung Oberwihl und der K 6544 folgend, über Schachen nach Albbruck.
Murgtal: Pfad könnte mehrere Jahre gesperrt bleiben

Der Murgtalpfad ist eine überregional bedeutsame, touristische Wanderstrecke zwischen Herrischried und Murg.
Was ist gesperrt?
Die Sperrung betrifft den Murgtalpfad, die alte Verbindung von Hottingen nach Murg, im Bereich zwischen zwei Tunneln beim Elendslöchle.
Warum ist gesperrt?
Am 3. März dieses Jahres rutschte der unbefestigte Weg auf einigen Metern Länge ab. Grund hierfür war ein durch Schneebruch entwurzelter Baum, dessen Wurzelwerk in die Stützmauer reichte, die den Weg abfing.
Wie lange wird die Sperrung bestehen bleiben?
Nachdem es zunächst hieß, dass eine Fertigstellung in diesem Jahr möglich schien, geht man nun von einer mehrjährigen Projektdauer aus. In dieser Woche würden geotechnische Untersuchungen durchgeführt, die anschließenden Beratungen und Entscheidungen könnten bis Jahresende dauern, teilt Bauamtsleiter Karl-Heinz Peter auf Nachfrage mit. Grund für die veranschlagte Baudauer seien auch finanzielle Erwägungen. Soll heißen: die Gemeinde kann die benötigten Gelder in diesem Haushalt nicht unterbringen.
Es spiele für die Baudauer am Weg keine Rolle, aber schon jetzt seien aufgrund der massiven Holzeinschläge viele Steinabgänge zu verzeichnen, teilt Bürgermeister Adrian Schmidle mit. So birgt die langfristige Sperrung wohl auch die Gefahr, dass es zu einer Addition von Baustellen kommt, die hoffentlich nicht zu einer Gutachter-Odyssee führt, wie sei im Albtal seit 2013 stattfindet.
Wie kann die Sperrung umgangen werden?
Der Murgtalpfad ist hauptsächlich für Wanderer und Radfahrer von Bedeutung. Eine Umleitung würde aktuell von der Gemeinde ausgeschildert, so Bürgermeister Schmidle. Sie verlaufe oberhalb der Schlucht von Elendslöchle bis Lochmühle und dort jeweils zurück auf den Murgtalpfad.