Wenn der neue Lörracher Schulamtsleiter Rudolf Schick seine Arbeit aufnimmt, warten bereits viele Herausforderungen auf ihn. Der Krieg in der Ukraine hat eine große Flüchtlingswelle ausgelöst, darunter viele Kinder, die in das deutsche Schulsystem integriert werden müssen, und die Corona-Pandemie ist auch noch keineswegs gebannt.
Was sind aktuell die drängendsten Aufgaben des Schulamts?
Ganz aktuell beschäftigt uns der Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen. Denn wir rechnen damit, dass viele Flüchtlinge in die beiden Landkreise Waldshut und Lörrach kommen, mit vielen Kindern. Diese haben bei uns Schulpflicht. Sie hier zu unterrichten, müssen wir vorbereiten. Schon länger haben wir an verschiedenen Schulen Sprachvorbereitungsklassen, dieses Angebot werden wir nun je nach Bedarf ausweiten.

Werden damit die Herausforderungen der Corona-Pandemie verdrängt?
Nein, die Pandemie ist weiter unsere zweite große Herausforderung. Ein großes Lob geht an die Kultusverwaltung, dass sie es schafft, das Schiff auf Kurs zu halten, und einen Vollbetrieb unter Pandemiebedingungen ermöglicht.
Die ständigen Änderungen werden oft kritisiert, jedoch sind sie das Ergebnis der Bemühungen des Kultusministeriums, eben genau den Unterrichtsbetrieb an den aktualisierten wissenschaftlichen Erkenntnisstand anzupassen. Mit Schulschließungen rechnen wir deshalb nicht.
Unsere große Aufgabe bleibt es weiterhin, die Schulen bei der Umsetzung der Corona-Maßnahmen zu unterstützen. Wir beantworten hierzu die Fragen der Schulleitungen.
Wie können all die Lernrückstände der Schüler, die wegen der Pandemie entstanden sind, aufgeholt werden?
Wir haben es in Baden-Württemberg erfolgreich geschafft, die Bildungsangebote für die Schüler aufrecht zu erhalten. Natürlich gibt es einige Schüler mit Lernrückständen, aber genau dafür hat das Land das Programm Rückenwind aufgenommen.
Wer daran teilnehmen kann, legt die jeweilige Schule fest, Priorität liegt hier bei den Schülern der Übergangs- und Abschlussklassen. Denn das Personal dafür steht nicht unbegrenzt zur Verfügung. Aber das Programm ist ein wertvoller Beitrag, damit Schüler ihren Bildungsabschluss erreichen können – und das erfolgreich.
Ich sehe die Nachteile der Pandemie für die Schüler aber nicht in der Bildung, sondern eher im Sozialen. Dies hat durch Homeschooling, Quarantänen und Kohortenbildung stark gelitten. Es ist eine schwierige Situation für uns sowie für die Lehrer und die Schüler. Ein großes Lob geht an die Lehrkräfte für ihr Engagement. Ich denke aber, das Land schafft es, dass die Schüler auf Dauer keine Nachteile von der Pandemie davontragen.
Sie sprechen von Personalengpässen und damit von einer weiteren Ihrer Herausforderungen.
Ja, die Versorgung mit Lehrkräften im Landkreis Waldshut ist schwierig. Hier haben wir auch einen hohen Anteil von befristeten Lehrkräften. Hier gibt es verschiedene Gruppen wie z. B. Lehrkräfte aus anderen Staaten, mit unterbrochenem Lehramtsstudium oder aus pädagogiknahen Berufen.
Aber nur mit diesen –motivierten und engagierten Lehrkräften – schaffen wir es, den Unterrichtsbetrieb aufrechtzuerhalten. Die Situation im Landkreis ist nicht neu, die Schulen wissen damit umzugehen. Und wir akquirieren neues Personal, so gut es möglich ist.
Was ist in dieser Problematik der Unterschied in den beiden Landkreisen?
Im Grundschulbereich ist die Lage im Landkreis Lörrach wesentlich entspannter. Denn hier kommen viele Lehrkräfte aus Freiburg. Sie sind mittlerweile auch bereit, noch weitere Strecken zu pendeln, aber eben nicht bis in den Landkreis Waldshut.
In allen anderen Schularten der Sekundarstufe 1 ist die Lage in beiden Landkreisen vergleichbar. Vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern finden wir wenig Lehrkräfte. Besonders schwierig ist die Situation in den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren.
Der Vorteil des Landkreises Waldshut: Hier arbeiten Lehrkräfte, die auch hier wohnen und dem Wohnort und der Schule treu bleiben. Bei allen Freiburg-nahen Schulen haben wir dagegen immer wieder eine hohe Zahl an Anträgen auf Versetzung.
Neben all diesen Herausforderungen, worauf freuen Sie sich besonders in Ihrem neuen Amt?
Ich freue mich darauf, wirken und gestalten zu können. Als Amtsleiter habe ich hier nun zusätzliche Möglichkeiten. Ein großes Anliegen ist mir, dass wir den Schülern die bestmöglichen Bedingungen für eine erfolgreiche schulische Bildung bieten und sie optimal auf die berufliche Teilhabe vorbereiten.
Ein weiteres zentrales Anliegen ist mir die Unterstützung der Lehrkräfte und Schulleitungen bei ihrer wertvollen und nicht nur in Coronazeiten herausfordernden Arbeit.