Die „Furore“ durch die Schließung der hausärztlichen Notfallpraxis im westlichen Kreisgebiet thematisierte Kreisrat Klaus Denzinger (FDP) in der jüngsten Kreistagssitzung. Zuständig für die Einrichtung sei die Kassenärztliche Vereinigung, deren Aufsicht liege beim Gesundheitsministerium des Landes, so Denzinger. Der Wehrer forderte eine Resolution des Kreisparlaments an das Ministerium in Stuttgart. Ihn treibe die Sorge um, dass Erkrankte, die jetzt auf das Kreiskrankenhaus in Rheinfelden ausweichen, dem künftigen Waldshuter Hochrhein-Klinikum als Patienten verloren gehen könnten.
Landrat Martin Kistler verspricht sich dagegen wenig Wirkung von einer Entschließung des Landkreises an die Landesregierung. Der Kreis habe sich schon eindeutig positioniert. Die KV wolle solche Einrichtungen nur noch an Akut-Krankenhäusern betreiben. Für Kistler gehe es um die unbeantwortete Frage, was mit den Patienten geschieht, erklärte der Vorsitzende.
Landrat sucht Schulterschluss
Tatsächlich würden in den Kliniken in Waldshut und Lörrach wegen der fehlenden Notfallpraxen noch keine steigenden Fallzahlen registriert. Kistler wolle das Problem mit den örtlichen Beteiligten, mit Ärzten, Rettungsdiensten und stationären Häusern, angehen. Der Kassenärztlichen Vereinigung habe er mehrere Vorschläge gemacht; unter anderem den, die Krankenhäuser teilnehmen zu lassen an der ambulanten Versorgung.
Keineswegs so unproblematisch gestaltet sich die Lage aus Sicht von Klinikum-Geschäftsführer Hans-Peter Schlaudt. Wie er jüngst auf Nachfrage unserer Zeitung darstellte, bleibe dem Klinikum nichts anderes übrig, als bei den ambulanten Patienten, die in die Notaufnahme des Krankenhauses strömten, strikt zu selektieren. Jeder werde „hinsichtlich dringender Behandlungsbedürftigkeit angesehen und gegebenenfalls an die Arztpraxen verwiesen.“ Darüber hinaus werde „entsprechend der Dringlichkeit“ triagiert.
Wer nicht als klassischer Notfall eingestuft werde, bei wem also keine Lebensgefahr festgestellt werde, müsse folglich mit mehreren Stunden Wartezeit rechnen.
Noch keine Hinweise auf Engpass
„Es gibt keine hinreichenden Zahlenbeweise dafür, dass die Betroffenen nicht versorgt sind“, sagte der Landrat und zeigte sich vor den Kreisräten überzeugt, dass „wir das am Ende hinkriegen“. Die Forderung Denzingers fand im Gremium keine Unterstützung.
Die Patientenversorgung ist auch im Nachbarkreis Lörrach ein umstrittenes Thema. Der dortige Kreistag beschloss schon im vergangenen Jahr, das Kreiskrankenhaus in Rheinfelden Ende April 2024 auf ein Medizinisches Versorgungszentrum zu reduzieren und im Schopfheimer Krankenhaus die Grundversorgung einschließlich der Notaufnahme massiv abzubauen, beides wegen massiver Kostenprobleme. Dies obwohl die im Bau befindliche Lörracher Zentralklinik in der Kreisstadt noch mindestens ein Jahr vor der Fertigstellung steht.