„Wenn die geplante Fleischmenge zu niedrigeren Standards kommt, ist das in der Rindermast ein weiterer Sargnagel für uns“, äußerte Oswald Tröndle, Vorsitzender des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) Waldshut, seine Gedanken zum geplanten Mercosur-Abkommen.
In mehreren Landkreisen im Südwesten Deutschlands hat es am Montag, 2. Dezember, Aktionen gegeben, bei denen Landwirte aus der Region mit Mahnfeuern und Traktoren-Korsos ein Zeichen gegen ungleiche Wettbewerbsbedingungen setzten. Im Landkreis Waldshut versammelten sich etwa 15 Landwirte auf einem privaten Hof in Klettgau-Geißlingen.
Auswirkungen auf die Landwirtschaft
Auch in anderen Ländern stößt das geplante Abkommen auf Widerstand bei den Landwirten: „Allen voran in Frankreich“, merkte Tröndle an.
Landwirte innerhalb der Europäischen Union fürchten einen durch das Mercosur-Abkommen verursachten Preisdruck. „Die EU würde bis zu 99.000 Tonnen Rindfleisch und 180.000 Tonnen Geflügelfleisch pro Jahr importieren, was zu verstärktem Wettbewerb für europäische Landwirte führt und ihre Preise drückt“, ist einer Pressemitteilung des BLHV zu entnehmen.
Ungleiche Standards führen zu Unmut
Schätzungen zufolge könnte Fleisch aus den Mercosur-Ländern 20 bis 30 Prozent günstiger sein als Fleisch aus Europa. „Das würde heimische Betriebe treffen, da sie mit den niedrigen Preisen nicht mithalten können.“ Insbesondere kleine landwirtschaftliche Betriebe in der EU könnten durch den Preisverfall und den zunehmenden Konkurrenzdruck belastet werden.
„Mercosur-Länder produzieren unter oft niedrigeren Umwelt- und Sozialstandards. In der EU hingegen gelten strikte Vorgaben, zum Beispiel zu Dünge- und Emissionsschutz“, bemängelten die Landwirte, die sich in Klettgau-Geißlingen versammelten, ungleiche Standards.
Bauern fordern Neuverhandlung
Auch potenziell negative Umweltauswirkungen kamen zur Sprache. Das Abkommen könnte das Abholzen von Regenwald in Brasilien und anderen Mercosur-Staaten vorantreiben, um Agrarflächen zu erweitern. „Es kann nicht sein, dass andere alles dürfen und wir immer weiter eingeschränkt werden“, so Tröndle wörtlich. „Da gehen wir nicht mit.“

Die heimischen Landwirte forderten eine Neuverhandlung des Mercosur-Abkommens. Besonders „ein fairer Wettbewerb zwischen europäischer und südamerikanischer Landwirtschaft“ sei wichtig. „Die hohen Umwelt-, Klima- und Tierwohlstandards der EU müssen auch für Importe gelten.“ Produkte aus Ländern, die die EU-Vorgaben nicht einhalten, dürften hingegen nicht auf den europäischen Markt gelangen.
Oswald Tröndle bemängelte, dass aus der Politik aktuell kein Signal käme, das seiner Berufsgruppe Unterstützung zusichern würde. „Wir Landwirte brauchen Planungssicherheit und die haben wir aktuell nicht“, lautete auch ein Einwand aus den Reihen der anwesenden Bauern.
Das sagen Politiker aus der Region zum Thema
Der Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner (CDU) versicherte den Anwesenden, er habe den Blick auf die heimische Landwirtschaft gerichtet, machte während seiner Ansprache aber keine konkreten Eingeständnisse. Freihandelsabkommen generell erachte er als wichtig.
Rita Schwarzelühr-Sutter, parlamentarische Staatssekretärin, schloss sich an: „Der Ball liegt beim Wirtschaftsministerium. Viele Länder sind skeptisch, aber man muss die Situation ganzseitig bewerten und nicht nur eine Seite beleuchten.“