Holzknappheit, massive Preiserhöhungen und lange Lieferzeiten standen beim Besuch des baden-württembergischen Forstministers Peter Hauk am Donnerstag in der Zimmerei Denz im Fokus. „Jetzt muss man aus der Krise raus“, forderte Hauk im Beisein von regionalen Branchenvertretern. Hintergrund: Mitte 2020 begannen die Preise für Nadelschnittholz, Brettschichtholz und Konstruktionsvollholz zu steigen.
Parallel dazu stieg der Export von Nadelschnittholz in die USA und China um die doppelte Menge als bislang üblich – Holz, das auf dem heimischen Markt fehlte. Dabei war die Ausgangslage eine völlig andere. Zimmermeister Christian Denz: „Letztes Frühjahr hatten wir eine großen Borkenkäferbefall. Der Forst hat Panik geschoben, der Holzpreis ist in den Keller gefallen und manch ein Waldbesitzer hat sich gesagt, da lasse ich das Holz liegen.“
Doch es kam anders – wie, führte Denz anhand eigener Erfahrungen aus, als er im Sommer 2020 den Auftrag für den Neubau des Görwihler Kindergartens erhielt. „Holz ist genügend da“, habe er sich gesagt. Was Konstruktionsvollholz betraf, wähnte er sich auf der sicheren Seite, „da kann nichts schief gehen“. Doch das Holz wurde teurer, laut Denz um das Dreifache, und knapp. Ursache: „Die Großsägewerke in Österreich haben sich mit billiger Rohware eingedeckt.“ Sein Vorwurf: „Der Forst hat übereilt gehandelt, er hätte das Holz lagern können, bis die Besitzer wieder mehr Geld dafür kriegen.“
Minister Peter Hauk bestätigte die Hinweise von Denz. Er habe den Eindruck nach einem „dramatischen April“, dass der Rohstoff Holz „so knapp ist wie noch nie“. Dies sei das Ergebnis einer erheblichen Nachfrage in und wegen der von den USA verhängten Strafzöllen auf kanadisches Holz. Sein Lösungsvorschlag: „Wir müssen unsere Nasslager deutlich erweitern, um die hohen Preisschwankungen abzufedern.“
Die Sägewerker würden „am Anschlag sägen, die bestehenden Nasslager sind fast leer“, so Hauk. Mit Blick auf die Sägewerke sagte er: „Jetzt wäre Geld da zum Investieren, zum Beispiel für die Schnittholzveredelung.“ Damit könnte die Marktsituation verbessert werden. Er nahm die Säger aber auch in Schutz, „denn sie stehen in einem scharfen Wettbewerb mit Österreich, das sind Weltmarkt-Wettbewerber“.
Von einem Exportstopp halte er nichts, stellte er klar. Und: „In den Markt eingreifen ist nicht die Lösung. Wir brauchen eine stabile Abnahmesituation bei guten Preisen“, fand Hauk. Andere Sektoren, wie die Stahlindustrie, würden Preissteigerungen von bis zu 80 Prozent verzeichnen. Peter Hauk: „Bei Holz ist der einzige Unterschied, dass die Situation ganz neu ist.“
Unter den Gästen befanden sich der Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner, Görwihls Bürgermeister Carsten Quednow, Gemeinderat Norbert Lüttin, Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz, sowie vom Verband für Zimmerer- und Holzbaugewerbe in Südbaden „Holzbau Baden“ Präsident Rolf Rombach und Hauptgeschäftsführerin Cornelia Rupp-Hafner.
Auftragsbücher sind voll, aber es ist kein Holz da
Letztere berichtete von Mitgliedsunternehmen mit gut gefüllten Auftragsbüchern. Aber: „Es war unvorstellbar, dass sie die Aufträge nicht ausführen können, weil kein Holz da ist“, so Cornelia Rupp-Hafner. Gerade beim schlüsselfertigen Bauen gebe es wegen bestehender Verträge „massive Probleme“ Ihr Appell: Mittels Preisgleitklausel „einen Puffer hinbekommen“. Cornelia Rupp-Hafner: „Wir müssen lösungsorientiert denken.“
Minister Peter Hauk bereitete noch ein anderes Phänomen Sorge: der Klimawandel. „Der Holzschub läuft noch, aber wie es in 15 Jahren aussieht, wissen wir nicht“, bemerkte er. Unter der Klimaveränderung würden besonders stark die Nadelbäume leiden. Die Douglasie und die große Küstentanne könnten dagegenhalten, „sie sind resistent, das heißt aber nicht, dass sie ungefährdet sind“, so Hauk. Eine hundertprozentige Versicherung seien diese Baumarten auch nicht. Denn: „Wenn Wasser fehlt, fehlt Wasser.“