Nach 60 Jahren Autobahnplanung am Hochrhein könnte der heutige Tag für die Städte Bad Säckingen und Waldshut-Tiengen ein historischer Moment werden. Denn die Autobahnplaner der Deges wollen heute bekanntgeben, wie es weitergeht mit der A98 am Hochrhein. Für die beiden staugeplagten Mittelzentren Waldshut-Tiengen und Bad Säckingen heißt das konkret Folgendes: Heute Abend will die Deges mitteilen, welche von den unzähligen Varianten im Abschnitt 6 bei Wehr/Bad Säckingen es wohl werden wird.

Und für Waldshut-Tiengen wird man erfahren, ob es überhaupt mit einer Autobahnplanung weitergeht. Denn erst kürzlich hatte Landesverkehrsminister Winfried Herrmann gerade für den Bereich Waldshut-Tiengen wieder eine Bundesstraßenvariante ins Gespräch gebracht. Für die Abschnitte 8 und 9 will die Deges ein Verkehrsgutachten präsentieren.

Über die Inhalte der Präsentationen werden wir Sie heute Abend an dieser Stelle informieren.

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Schwörstadt bis Bad Säckingen

Bei den zahlreichen Trassenvorschlägen, von denen dereinst eine den Verkehr um Bad Säckingen herumführen soll, fällt offenbar selbst den Planern der Überblick schwer. Eigentlich wollten die Deges ihren Favoriten, also die Vorzugsvariante, bereits Ende 2020 bekannt geben. Dann im Mai. Nun ist Juli. Heute Abend sind wir, so die Planer zu einem Ergebnis gekommen sind, schlauer.

Die Grafik zeigt die Teilstücke der Hochrheinautobahn, die innerhalb 60 Jahren entstanden sind. Von der Idee der Autobahn Anfang der ...
Die Grafik zeigt die Teilstücke der Hochrheinautobahn, die innerhalb 60 Jahren entstanden sind. Von der Idee der Autobahn Anfang der 1960er Jahre bis heute ist nur dieses Flickwerk geschafft. | Bild: Schönlein, Ute

Der Prozess war wahrlich nicht einfach. Die Planer hatten abzuwägen zwischen verschiedenen Röthekopfvarianten und Haselbachvarianten, zwischen Stefansloch-Konsenstrasse und südlicher oder amtlicher Bergtrasse. Und dann alle noch untereinander kombiniert.

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Aber auf den Punkt gebracht, liegt das Problem im Abschnitt 6, offiziell genannt Schwörstadt-Murg, bei den unterschiedlichen Vorstellungen der beiden Städte Wehr und Bad Säckingen. Wehr will keine Autobahnbrücke über die Wehra bei Öflingen, sie will die Autobahn ins Tal nach Brennet hinunter geführt haben.

Bad Säckingen hingegen will wegen der Belastung des Kurgebietes keine südliche Bergtrassen-Variante dulden, sondern nur eine Linienführung nördlich des Bergsees. Kurz und gut: Wehr will also nach Süden rücken, Bad Säckingen nach Norden – wie das unter einen Hut kriegen? So entstand im Jahr 2012 nach langen Abstimmungen zwischen den beiden Städte die Konsenstrasse – eine für eine Autobahn ungewöhnlich kurvige Linienführung. Sie führt von Westen entlang des Dinkelberg-Höhenzuges kommenden kurz vor der Deponie Lachengraben hinab, kreuzt das Tal bei Brennet und führt danach wieder den Duttenberg hinauf hinter den Bergsee und wieder hinab Richtung Murg. Ob diese Konsens-Linienführung eine Chance hat, wird sich zeigen.

Entscheidend könnte der Teilabschnitt bei Öflingen-Brennet sein. Beinhaltet die Vorzugsvariante eine Brückenlösung über Öflingen, ist der Widerstand Wehrs abzusehen. Wehrs Bürgermeister Michael Thater hat für diesen Fall schon mehrfach ein rechtliches Vorgehen angekündigt. Wehr ist in der Sache auch in einer recht komfortablen Lage: Anders als die staugeplagten Städte wie Bad Säckingen und Waldshut-Tiengen hat Wehr bei der bestehenden Verkehrssituation weniger Leidensdruck und mithin auch weniger Probleme mit weiteren Verzögerungen.

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Rückblick: Die Idee einer Schnellstraße von Basel bis München war bereits Anfang der 60er-Jahre geboren. Die Planungsgemeinschaft Hochrhein, die Vorgängerin des heutigen Regionalverbandes, hatte diese ersten ehrgeizigen Visionen. Die erste konkrete Linienführung im Bereich Wehr-Bad Säckingen gab dann es 1970: die sogenannte Bergtrasse. Diese wurde vom Regierungspräsidium Freiburg entwickelt. In den Folgejahren kam die A98-Planung ins Stocken, die Autobahn wurde immer mehr zum Zankapfel zwischen Befürwortern und Kritikern. 1985 entschied die Landesregierung, die A98 nur noch zweispurig zu führen. Danach kamen bei Bad Säckingen und Wehr zur Bergtrasse weitere Vorentwürfe und Optimierungen hinzu, in der ersten Dekade der 2000er die Röthekopf- und Haselbachvarianten, 2012 dann die Konsenstrasse. Diese Trasse wurde später im Auftrag des Regierungspräsidiums optimiert und als „Kombitrasse“ vorgestellt. Bereits vor zehn Jahren gab es annähernd zehn verschiedene Varianten für eine Autobahn im Abschnitt 6 zwischen Schwörstadt und Murg.

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Hauenstein bis Tiengen

Nicht minder kompliziert gestaltet sich bis heute auch die Trassendiskussion im Bereich Albbruck, Dogern und Waldshut. Tiengen wird seit 1997 mit Hilfe des Bürgerwaldtunnels als Teilstück der A98 umfahren. Sein Bau geht maßgeblich auf den Einsatz des früheren CDU-Bundestagsabgeordneten Werner Dörflinger (Tiengen) zurück. Er hatte dem damaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Erwin Teufel, mit der Rückgabe seines Mandats als Abgeordneter des Wahlkreises Waldshut-Hochschwarzwald gedroht, würde der Tunnel nicht kommen. Der Tunnel entlastet seither Tiengen, die Gesamtplanung der Hochrhein-Autobahn leichter gemacht oder gar forciert hat er indes nicht.

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Ähnlich wie im Westen stehen sich auch zwischen Albbruck und Waldshut die Befürworter und Gegner von Berg- und Taltrasse unversöhnlich gegenüber. Erschwert wird die Diskussion durch einen Beschluss des Waldshut-Tiengener Gemeinderats, der Tunnellösung für Waldshut fordert. Der Beschluss aus dem Jahr 1991 hat bis heute Bestand. Gefasst wurde das Votum unter dem damaligen Oberbürgermeister Franz-Josef Dresen.

Unter dessen Nachfolger, Martin Albers, hatte die SPD eine dritte Trassenvariante ins Spiel gebracht. Die Idee hatte Charme, scheiterte aber am Widerstand der Schweiz. Der sogenannte Fuller-Feld-Trasse lautet wie folgt: Die A98 verlässt vor Waldshut deutsches Hoheitsgebie, überquert den Rhein, verläuft über das Fuller Feld gegenüber von Waldshut und kehrt später über den Rhein wieder nach Deutschland zurück.

Jeder, der entlang des Hochrheins unterwegs ist, weiß es: Zu Stoßzeiten steht der Verkehr in Waldshut-Tiengen. Auch hier protestieren ...
Jeder, der entlang des Hochrheins unterwegs ist, weiß es: Zu Stoßzeiten steht der Verkehr in Waldshut-Tiengen. Auch hier protestieren die Bürger immer wieder.

Am Abend des 5. Dezember 2006 stellte der damalige Regierungspräsident Sven von Ungern-Sternberg die offizielle Route für die Autobahn zwischen Hauenstein und Tiengen im Landratsamt Waldshut vor. Dabei handelt es sich um eine Bergtrasse: Wo heute der Abschnitt Murg-Rothaus – Hauenstein endet, soll die A 98 nach Norden schwenken, danach an Albbruck und Waldshut vorbei Richtung Gurtweil führen, wo sie wieder nach Süden abknickt und an die bestehende Umfahrung Tiengen/Lauchringen anschließt. Wurde die Trasse an jedem Abend im Sitzungssaal des Landratsamts von den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden noch ausdrücklich begrüßt, wurden diese bereits tags drauf von ihren Gemeinderäten teilweise wieder zurückgepfiffen. Ein offizielles Planfeststellungsverfahren zur Realisierung der sogenannten Riedtrasse wurde bislang nicht eingeleitet.

Entwicklungen bei der Hochrheinautobahn A98