Nico Talenta

„Ohne Nest überlebt ein Taubenei nicht lange“, sagt Klaus Reuther, Leiter des Veterinäramtes des Landkreises Waldshut. Normalerweise nisten Tauben, wie andere Vögel auch, in einem selbst gebauten Nest. Dort bebrüten sie dann ihr Gelege, das meist aus ein bis zwei Eiern besteht, 16 Tage lang aus.

In Städten werden vor allem private Dächer, Balkone und Terrassen von Tauben belagert.
In Städten werden vor allem private Dächer, Balkone und Terrassen von Tauben belagert. | Bild: Nico Talenta

Eier ohne Nest sind in den meisten Fällen verlegt worden, aus dem Nest gefallen oder Opfer eines Eierräubers geworden. Allerdings ist es möglich, dass auch ein Blumentopf als provisorisches Nest ausgesucht wird. So wie bei unserer Kollegin Juliane Schlichter in der Waldshuter Innenstadt. Generell sollte ein Nest auf dem eigenen Balkon oder der Terrasse nur im Notfall entfernt werden, so der Veterinärmediziner Reuther.

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Denn auch für Tauben gilt Paragraf eins des Tierschutzgesetzes: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ Das heißt, dass weder den erwachsenen Tieren, noch deren Küken etwas angetan werden darf. Umstrittener ist das Thema, wenn die Küken noch nicht geschlüpft sind. Wer dennoch auf der sicheren Seite sein will, wartet ab, bis die Küken geschlüpft sind und diese nach vier bis sechs Wochen ausfliegen.

Nest entfernen, sonst wird es weiter genutzt

Danach kann das Nest beseitigt werden. Wird das Nest nicht entfernt, müssen die Gasteltern auf Zeit damit rechnen, dass es erneut genutzt wird. Mit bis zu sechs Gelegen im Jahr kann das auf einem kleinen Balkon ziemlich turbulent werden. „Das ist wie bei Störchen, die immer auf demselben Kirchturm brüten“, erklärt Reuther.

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Auch Schädlingsbekämpfer sind an das Tierschutzgesetz gebunden. „Anders als Wanzen oder anderes Ungeziefer sind Tauben keine Schädlinge“, sagt Thomas Kuhn, Fachberater im Außendienst der Firma Anticimex, die in mehreren deutschen Städten Niederlassungen unterhält. Um Tauben langfristig loszuwerden, müsse der potenzielle Nistplatz oder Aufenthaltsort „unattraktiv gestaltet werden“. So könne der Balkon mit einem Netz abgehangen oder potenzielle Landeflächen mit sogenannten Spikes versehen werden, die den Vögeln das Landen gar nicht erst ermöglichen.

Eine weitere Methode Landeflächen zu verringern seien rostfreie Bleche, die in einem 45 Grad Winkel angebracht werden und so zu rutschig für die Vögel sind. In Einzelfällen werden Tauben auch lebend gefangen, dem Ort entwöhnt und in sicherem Abstand wieder freigelassen. Das ist in den meisten Fällen allerdings verboten. Im Zweifelsfall bietet es sich an, einen Profi zu Rate zu ziehen.

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In unseren Städten leben vorwiegend verwilderte Haustauben, die sich dort über Jahrzehnte hinweg angesiedelt und vermehrt haben. Wie jedes Tier sind auch diese Tiere stets auf der Suche nach Futter. So zieht es sie vor allem dahin, wo Essensreste hinterlassen werden. Wer folglich in der Innenstadt und bei sich zu Hause keine Essensreste zurück lässt, lockt auch keine Tauben an.