Das Zentralklinikum in Albbruck ist die bisher größte Baumaßnahme des Landkreises Waldshut. 2029 sollen hier die ersten Patienten behandelt werden. Vor knapp einem Jahr nahm im Mai 2023 die vom Kreistag mit der Generalplanung beauftragte, auf Großprojekte im Gesundheitsbereich spezialisierte österreichische Firma Vamed ihre Arbeit auf. Im Gespräch mit unserer Redaktion gaben am Mittwoch Landrat Martin Kistler, Verwaltungs- und Finanzdezernent Michael Hajden sowie Sabine Brunner vom Projektmanagement Gesundheitspark Auskunft zum Stand.
Am 8. Mai wird die Vorplanung im Kreistag vorgestellt
„Die beste Nachricht: Wir sind immer noch im Zeitplan“, sagte der Landrat. Augenblicklich befinde man sich am Ende der zweiten mit Vamed vereinbarten Leistungsphase. Jetzt stehe der Grundriss des 160 Meter langen, 80 Meter breiten und 30 Meter hohen sechsstöckigen Klinikgebäudes mit seinen rund 27.000 Quadratmetern Nutzfläche verbindlich fest. Die Vorplanung werde am 8. Mai dem Kreistag vorgestellt, damit dieser sie freigeben und den Eintritt in die Entwurfsplanung beschließen könne.
In der zweiten Jahreshälfte 2025 soll der Bauantrag für das Zentralklinikum eingereicht werden, so Kistler. Ziel sei es, noch im selben Jahr auf dem Gelände erste Erdarbeiten auszuführen. 2026 soll der formelle Baubeschluss durch den Kreistag getroffen werden.
Der künftige Nutzer entscheidet über den Zuschnitt des Gebäudes mit
Die Vorplanung sei das Ergebnis intensiver Abstimmung, so Kistler. Daran beteiligt gewesen sei nicht nur die Vamed und die im Landratsamt eingerichtete Projektmanagement-Gruppe, sondern insbesondere auch als künftiger Nutzer die Klinikum Hochrhein GmbH. Ziel sei eine Klinik, die durch funktionalen Zuschnitt optimale Betriebsabläufe zu möglichst niedrigen Betriebskosten garantiere. „Um das zu erreichen, haben wir mit vielen geredet, beispielsweise auch mit jenen, die später einmal die Krankenbetten durch die Flure schieben werden“, so Kistler.

In der nächsten Phase werde in der Entwurfsplanung über die qualitative Ausgestaltung des jetzt feststehenden Raumprogramms entschieden. Dies soll ebenfalls in enger Abstimmung zwischen Planer, Auftraggeber und Nutzer erfolgen. Kistler: „Vamed wird uns am Ende der Leistungsphase 3 ein verbindliches Angebot machen. Wir müssen den Bauauftrag nicht zu diesen Konditionen an Vamed vergeben. Falls wir das aber tun, ist Vamed vertraglich an sein Angebot gebunden.“ Dies garantiere dem Landkreis als Bauherren Kostensicherheit.
Vor Baubeginn soll der Baupreis verbindlich feststehen
Anders als beispielsweise der Landkreis Lörrach, der derzeit ebenfalls ein neues Zentralklinikum baut, hat sich Waldshut 2023 für das bei öffentlichen Aufträgen vergleichsweise selten genutzte Partnering-Modell entschieden. Im Unterschied zum üblichen Verfahren, bei dem nach Ausschreibung und Vergabe an den kostengünstigsten Bieter mehrere Auftragnehmer ihren Beitrag erbringen und die Rechnung erst am Schluss gemacht wird, steht beim Partnering der verbindliche Preis vor Baubeginn fest. Kistler rechnet damit, dass Vamed sein Angebot in der zweiten Jahreshälfte 2025 vorlegen wird. Erhält der bisherige Generalplaner dann den Zuschlag, würde er zum Totalunternehmer des Großprojekts.
Im Vorfeld wollten sich der Landrat und der Finanzdezernent nicht detailliert zu den Baukosten äußern. Hajden begründete dies auch mit der Verhandlungsposition gegenüber Vamed und zog folgenden Vergleich: „Wenn sie zu einem Autohändler gehen und sagen, dass sie 36.000 Euro für ein Auto haben, wird der ihnen für 36.000 Euro ein Auto verkaufen. Wir wollen aber genau definieren, was wir wollen. Wenn wir zu früh die Bereitschaft für einen bestimmten Preis signalisieren, ist die Luft draußen.“
Die unmittelbaren Baukosten dürften bei etwa 300 Millionen Euro liegen
Aber natürlich gibt es branchenübliche Maßstäbe, die eine Prognose der ungefähren Baukosten erlauben. „Die Erfahrung aus vergleichbaren Projekten zeigt, dass die Benchmarks für die Baukosten eines Krankenhauses je Quadratmeter Nutzfläche zwischen 10.000 und 12.000 Euro liegen“, sagt Kistler. Bezogen auf 27.000 Quadratmeter Nutzfläche würde dies Baukosten in Höhe von etwa 300 Millionen Euro bedeuten. Nicht in den unmittelbaren Baukosten enthalten sind die Planungskosten, die sich im Falle des Zentralkrankenhauses auf 24 Millionen Euro belaufen.

Diese Summen muss der Landkreis nicht allein aufbringen. Das Zentralklinikum Albbruck sei in das Krankenhausprogramm des Landes aufgenommen worden, so Kistler. Üblicherweise fördere das Land 50 Prozent der Baukosten, sagte der Landrat, der aber auf eine höhere Quote hofft. Der Förderantrag könne gestellt werden, wenn Mitte bis Ende 2025 Klarheit über die Kosten herrsche, erklärte Kistler.
Für die ergänzenden Angebote im Gesundheitspark sollen private Investoren gefunden werden
Nicht in der Bausumme enthalten sind auch die Erschließungskosten des 90.000 Quadratmeter großen Geländes zwischen Rhein und B34 sowie die Errichtung zusätzlicher Gebäude im geplanten Gesundheitspark. Unter diesen Begriff fallen zusammen mit dem Zentralkrankenhaus Einrichtungen wie beispielsweise ein Ärztehaus, eine Physiotherapie-Praxis, ein Sanitätshaus oder eine Reha-Einrichtung, die von privaten Investoren im östlichen Umfeld des Hospitals errichtet werden könnten. Es hätten Private bereits Interesse bekundet, im Gesundheitspark zu investieren, so der Landrat. Ob ein Parkhaus vom Landkreis oder ebenfalls von einem privaten Investor errichtet und betrieben werden solle, sei noch nicht entschieden. Die Erschließungskosten für den Gesundheitspark werden anteilmäßig auf die Immobilieneigentümer verteilt.
Auf dem Weg zum Zentralklinikum im Kreis Waldshut
- 19. April 2023: Kreistag macht den Weg frei
- 18. April 2023: 350 Betten und der Zeitplan: Neue Details zum Zentralkrankenhaus in Albbruck
- 31. Dezember 2022: Lange nichts gehört. Was läuft eigentlich in Sachen Zentralkrankenhaus Albbruck?
- 30. März 2022: Ein Bauschild an der Bundesstraße bei Albbruck soll Zeichen des Fortschritts in Sachen Zentralkrankenhaus sein. Doch bis gebaut wird, gibt es noch viel zu tun.
- März 2022: Günther Bickel ist neuer Projektleiter für den Gesundheitspark Hochrhein. Er soll den Bau des Zentralklinikums in Albbruck voranbringen und bis zur Fertigstellung begleiten.
- 1. Oktober 2021: Mit einem symbolischen Scheck über sechs Millionen Euro kam Landesgesundheitsminister Manfred Lucha nach Albbruck. Es ist der erste Zuschussbescheid für das geplante Zentralkrankenhaus, das im Jahr 2028 in Betrieb gehen soll.
- August 2021: Sozialminister Manfred Lucha räumt Zweifel aus: ‚Natürlich kommt das Zentralklinikum in Albbruck‘.
- August 2021: Der Verlust beim Klinikum Hochrhein fällt wegen der Corona-Pandemie deutlich höher aus.
- Juli 2021: Der Waldshuter Kreistag verabschiedet die Masterplanung für das geplante Zentralkrankenhaus, das im Jahr 2028 in Albbruck seinen Betrieb aufnehmen soll.
- Mai 2021: Der Landkreis sucht Unternehmen für den Bau des Klinikums.
- März 2021: Landrat Kistler spricht im Albbrucker Gemeinderat über den aktuellen Stand.
- März 2021: Das Medizinkonzept steht: Welche Behandlungen werden im Zentralklinikum möglich sein? Hier die Antwort.
- Frühjahr 2021: Bis die Gesundheitsversorgung in Albbruck funktioniert, muss das Klinikum Hochrhein in Waldshut leistungsfähiger werden: Es wird angebaut.
- Dezember 2020: Wie passt der Standort des Zentralspitals mit der Hochrheinautobahn A98 zusammen? Hier die Hintergründe.
- Dezember 2020: Einblick in den Masterplan des geplanten Zentralklinikums ‚Gesundheitspark Hochrhein‘.