Der Lärm in den Ortsdurchfahrten der Gemeinde Murg ist ein echtes Problem. Das Büro Rapp AG aus Freiburg, das den Lärmaktionsplan der Gemeinde Murg aus dem Jahr 2018 um Lärmminderungsmaßnahmen fortschrieb und am Montagabend im Gemeinderat vorstellte, ermittelte „relativ hohe Betroffenheiten“ der Anwohner. Egal ob in der Ortsdurchfahrt Murg, Niederhof, Oberhof oder Hänner. Geschwindigkeitsreduzierungen, unter anderem Tempo 30 in den Ortsdurchfahrten, sollen die Situation verbessern.
Kaum längere Fahrzeit durch Tempo 30
Noch ging es nicht darum, konkrete Maßnahmen zur Lärmreduzierung zu ergreifen, sondern vielmehr darum, aus einem Maßnahmenkatalog jene herauszufiltern, die weiter untersucht werden sollen. „Das ist ein Grobkonzept und zeigt, was ist maximal möglich“, so Wolfgang Wahl vom Büro Rapp AG im Gemeinderat. Möglich wären neben Geschwindigkeitsreduzierungen zum Beispiel auch lärmoptimierte Fahrbahnbeläge, flankierende Maßnahmen zur Anzeige und Kontrolle der zulässigen Höchstgeschwindigkeit oder Verkehrsberuhigung durch Rückbau. Die Rapp AG schlägt für die Gemeinde Murg Geschwindigkeitsreduzierungen vor: Mit Tempo 30 würde der Verkehrslärm hörbar leiser, so Wahl und betonte: „Die Erfahrungen zeigen, dass sich daraus keine wesentlich längeren Fahrzeiten ergeben.“
Welche Straßen wurden untersucht?
Gegenstand der sogenannten Kartierung, der Berechnung des Straßenverkehrslärms, waren die L 154 in Murg, sowie die L 151 in den oberen Ortsteilen und die K 6542 Binzger Straße in Niederhof. Wobei lediglich die L 154 West (Ortseinfahrt West bis Ecke Murgtalstraße) verpflichtend für die Kartierung war, weil das Verkehrsaufkommen in diesem Bereich über 8200 Kraftfahrzeugen pro Tag liegt.
Die Ortsdurchfahrten im Visier
Ausgehend von der Verkehrslärmschutzverordnung, die am Tag Werte ab 65 db(A) und in der Nacht ab 55 db (A) als gesundheitskritische Bereich einstuft, ergab die Kartierung sechs Hauptbelastungsbereiche. In der Murger Ortsdurchfahrt lag der maximal Lärmpegel bei 72 db (A) am Tag im Bereich West und in der Nacht bei 64 db (A). Im Bereich der Ortdurchfahrt Ost (schon jetzt Tempo 30) ergaben sich am Tag 71 db (A) als Höchstwert und in der Nacht 63 db (A.) In Niederhof lagen die Maximalwerte in der Ortsdurchfahrt bei 78 db (A) am Tag, 59 db (A) in der Nacht. Für Oberhof ergaben sich am Tag 69 db (A), in der Nacht 61 db (A). In Hänner lagen die Werte bei 69 db (A) am Tag und 60 db (A) in der Nacht. Die A 98, die ebenfalls untersucht wurde, spielt im Übrigen keine Rolle.
Wo soll Tempo 30 kommen?
Konkret schlägt die Firma Rapp AG folgende Geschwindigkeitsreduzierungen vor: In Murg Tempo 30 ganztags in der kompletten Ortsdurchfahrt von Murg L 151 zwischen westlichem Ortseingang und Einmündung Königsberger Straße (zwischen Einmündung L 151/Weltlädeli und Friedensstraße gilt bereits Tempo 30).Tempo 30 ganztags zwischen Einmündung L 151/Weltlädeli und Murgtalstraße 34. Tempo 70 ganztags zwischen westlichem Ortseingang und beginnender Tempo 70 Beschränkung im Westen. Tempo 60 ganztags L 151 zwischen nördlichem Ortseingang und südlichem Ortseingang Niederhof.
Tempo 30 in Niederhof
In Niederhof Tempo 30 ganztags auf der gesamten Ortsdurchfahrt und K 6542 Binzger Straße zwischen Kreuzungsbereich und Ortsausgang. Tempo 60 ganztags L 151 nördlich von Niederhof im Bereich der bereits geltenden einseitigen Beschränkung auf Tempo 60.
Tempo 30 in Oberhof und Hänner
In Oberhof Tempo 30 auf der gesamten Ortsdurchfahrt. In Hänner Tempo 30 zwischen südlichem Ortseingang und Landstraße 56.
Mehr Sicherheit für die Schulkinder
Der Gemeinderat begrüßte durchwegs die Vorschläge zu den Geschwindigkeitsreduzierungen, die in einem nächsten Schritt in den Ortschaftsräten beraten werden. Erst dann beschließt der Gemeinderat, welche Vorschläge weiterzuverfolgen sind. Rat Georg Kirchbaum (SPD) meinte: „Wir sind das den Anwohnern schuldig. Wir können die Situation verbessern.“ Auch Rat Klaus Bossert bekräftigte: „Wir müssen das weiter verfolgen.“ Rätin Andrea Volz (Die Grünen) begrüßte eine Geschwindigkeitsreduzierung auch mit Blick auf die Schulkinder. Volz verwies auf Oberhof und Hänner, wo die Kinder keinen gesicherten Übergang hätten. Marcus Meisch (CDU), Ortsvorsteher von Oberhof ergänzte die Vorschläge um eine Geschwindigkeitsreduzierung im Bereich der L 151 oberhalb des Ortseingangs Nord Oberhof.
Könnten sich die Probleme verlagern?
Rat Timo Striasser (FW) befürchtete, dass sich bei Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt Niederhof eine Verlagerung des Verkehrs in die Diegeringer Straße ergeben könnte: „Dann haben wir dort ein Problem.“ Rat Uwe Stehle (AfD) ortet das Problem in der Ortsdurchfahrt Niederhof vielmehr bei zu lauten Fahrzeugen und jenen, die schneller als 50 Stundenkilometer fahren. Er bezweifelt, dass Tempo 30 den gewünschten Effekt bringt und schlägt alternativ eine geschwindigkeitsabhängige Ampel vor: „Das wäre in einem ersten Schritt sinnvoller.“
Muss die Straßenverkehrsbehörde die vorgeschlagenen Maßnahmen umsetzen?
Bei Kartierungsstrecken mit einem Verkehrsaufkommen unter 8200 Fahrzeugen in 24 Stunden liegt die Umsetzung im Ermessen der Fachbehörde. Diese hat unter besonderer Würdigung der Ausführungen des Lärmaktionsplans zu erfolgen. In der Gemeinde Murg betrifft dies alle Kartierungsstrecken außer der L 154 Bereich West.
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