Anna Uhlmann

Millennial – so werden Mitglieder der Generation Y genannt, jene Menschen, die in den zwei Dekaden bis zur Jahrtausendwende, dem Millennium, geboren sind. Oft scherzhaft als Generation Praktikum bezeichnet, wird der Geburtskohorte ewige Unentschlossenheit zugeschrieben. Und das ist nicht das einzige Klischee, das sich um diese Generation rankt. Doch treffen diese Vorurteile auch zu? Und wie nehmen waschechte Millennials die Gegenwart wahr? Wir haben nachgefragt.

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Gabriel Maier ist genau im Jahr 2000 geboren. „Ich fühle mich als ganz normaler Bürger und Mitmensch. Doch manchmal habe ich das Gefühl, dass man, sobald man sein Geburtsjahr erwähnt, von älteren Generationen gerne belächelt oder als sehr jung abgestempelt wird. Was ich nicht immer ganz verstehe, gerade von 99er- oder 98er-Jahrgängen“, erzählt der Schreiner.

Lebenspläne ändern sich oft

Nicht alle haben ihren Berufsabschluss bereits in der Tasche. Viele studieren oder befinden sich in der Orientierungsphase. „Das Hier und Jetzt ist für mich manchmal nichts Halbes und nichts Ganzes. Deshalb glaube ich, dem Klischee entsprechend wahrgenommen zu werden: Ich ändere oft meine Lebenspläne und bin unentschlossen, beispielsweise, ob ich noch ein Zweitstudium draufsetzen soll“, erzählt die 20-jährige Paula Mutter.

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Studentin Verena Bischof pflichtet ihr bei: „Ich glaube schon, dass ich teilweise unsicher wirke. Mich beschäftigen ja auch viele Fragen: Wo auf der Welt will ich mein Leben verbringen? Möglichst weit weg oder doch nah? Und bin ich gut in dem, was ich werden will?“

Gegenwart als Zeit des Wandels

Viele Millennials betrachten die Gegenwart als Zeit des Wandels. Mit fortschreitender Technologisierung und der Nutzung von Internetplattformen wie Instagram scheint sich der Vergleich mit dem vermeintlich perfekten Leben der Anderen immer mehr aufzudrängen. Wie sich die Beziehungen zwischen Menschen, aber auch die Beziehung zur eigenen Person, durch die Hektik „sozialer“ Medien verkomplizieren, beobachtet eine Absolventin. „Häufig beginne ich zu zweifeln und mache mir Gedanken über mich selbst: Wie bin ich? Wie sollte ich sein? Was ist meine Rolle und wo mein Platz in der Gesellschaft?“

Dennoch wird der Generation Y häufig Egozentrismus attestiert. Doch ist diese Unterstellung berechtigt? Im Gespräch mit den Millenniums scheint es nicht so. Auf die Nachfrage, was die Generation umtreibt, ertönt die einhellige Antwort: der Klimawandel. Cedric Verstege erklärt den Zwiespalt seiner Generation.

„Zum einen sind wir überaus dankbar für Frieden und Wohlstand, andererseits haben wir Angst, genau diese Welt voller Möglichkeiten und Chancen zu verlieren und bangen um die Zukunft unserer Gesellschaft.“ In Konzernen und Regierungen seien nach wie vor zu viele alte, weiße Männer an der Macht.

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Ähnlich geht es Fabiana Arndt, Studentin der Umweltnaturwissenschaften. „Ich fühle mich vor allem in Bezug auf die Politik nicht so stark wahrgenommen, dass ich einen Einfluss haben könnte. Trotzdem frage ich mich: Wie können wir es noch schaffen, dass die Welt, wie wir sie kennen, erhalten bleibt? Und sind wir die einzige Generation, die da wirklich dahinter steht? Sind wir allein dafür verantwortlich, ,die Welt zu retten‘?“

Vieles ausprobieren

Trotz der Fülle an Fragen nach dem Lebenssinn und gesellschaftlichen Problemen, mit denen sich die Millennials auseinandersetzen, verkörpern ihre Wünsche Lebenslust und die Bereitschaft, aktiv für die eigenen Werte einzustehen. „Ich würde gern so vieles ausprobieren. Praktische Erfahrung sammeln, soziale Projekte unterstützen, Menschen und ihre Geschichten kennenlernen“, meint Sophie Dachtler.

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Und Merle Schäuble bekennt: „Wenn ich vor meinem Lebensende stehe, will ich mit gutem Gewissen zurückblicken und stolz darauf sein können, wie ich mich verhalten habe und wie mein Leben war. Ich will es hinnehmen können und nichts bereuen – froh und glücklich damit sein.“ Sicherlich kein generationsspezifischer Wunsch.

Die Autorin: Anna Uhlmann wurde im Jahr 1998 geboren und ist damit selbst ein Millennial. Sie kommt aus Karsau, studiert derzeit in Innsbruck und schreibt, wenn es die Zeit erlaubt, immer wieder Artikel für diese Zeitung.