Rheinfelden – Als zweitälteste Guggenmusik von Rheinfelden spalteten sich die Ohräquäler 1970 von den Maximale ab. Der Grund, weiß Vorsitzender Sebastian Schmidt, war ganz pragmatisch: Es sollten auch Frauen mitspielen dürfen. Zu den Maximale unterhalten die Ohräquäler, die seit Jahren von weither an ihrer wilden gelben Haarpracht erkennbar sind, weiterhin beste Beziehungen.

Gefeiert wird das närrische Jubiläum von 55 Jahren am Samstag ab 19.30 Uhr im Bürgersaal gemeinsam mit den Maximale und drei weiteren Guggen sowie mit der Band „The Walkers“ auf der Bühne und DJ Matze von Baden FM in der Bar, die erstmals in der Kaffeestube im ersten Obergeschoss eingerichtet wird. Das Motto der Geburtstagsparty ist „Born in the 70ies“. Zuvor laden die Ohräquäler zum Ordensempfang im Wasserturm mit einem kleinen Guggenkonzert ab 17.30 Uhr. Sie laufen dann in einem Umzug mit weiteren Rheinfelder Cliquen zum Rathaus.

Ob es eine Rolle für ihr Selbstverständnis spielt, dass sie die zweitälteste Gugge von Rheinfelden sind? Schmidt sagt humorvoll: „Keine. Das bedeutet nur, dass wir am Ziel vorbeigeschossen haben.“ Marc Hassler, Chef des Orgateams für das Jubiläumsfest, ergänzt ernsthaft: „Wir sind aber stolz auf die Verbundenheit untereinander, stolz, dass die Ohräquäler so lange Bestand haben. Es ist nicht immer einfach, 27¦Ideen und Vorstellungen auf einen Nenner zu bringen.“

27 Aktive spielen also aktuell bei den Ohräquälern. Zur Entourage gehören 30 Kinder und Jugendliche, wobei Schmidt auch Neugeborene mitzählt. Die große Zahl erklärt Schmidt damit, dass fast immer nur ein Elternteil Mitglied sei, während das andere oft in Laufcliquen Fasnacht feiere. Drei Jugendliche proben laut Schmidt bereits regelmäßig mit. Dennoch tut sich eine Lücke im Nachwuchs auf, denn die Generation Schmidts und Hasslers geht als jüngste Erwachsene in der Gugge auch schon auf die vierzig zu.

Erst kürzlich konnte Hassler seine Nachbarin gewinnen, die seit zwei Jahren Trompete spielt; aber neue Mitspieler sind sonst schwierig zu finden. „Die Leute sind oft scheu, weil sie kein Instrument spielen können“, sagt Hassler: „Wir müssen ihnen immer wieder erklären, dass die Hälfte von uns zuvor kein Instrument spielen konnte.“ Allerdings gibt er zu, dass eine Guggenmusik mit einem hohen Zeitaufwand verbunden sei: „Die Proben beginnen im September; die Ohräquäler organisieren jedes Jahr ihren Guggenball im Bürgersaal und mit den Gassemoggis zusammen das Guggenfestival im Kastanienpark. Sie betreiben außerdem ihren Stand am Trottoirfest und helfen an der Rheingaudi.“

Seit sieben Jahren tragen die Ohräquäler dasselbe Kostüm mit Jacke und Hose in Rot-Gelb-Blau sowie besagter enormer künstlicher Haarpracht. Schmidt erinnert sich an vier frühere Kostüme: Elfen, Mayas, Schülerlotsen und Barock. Larven wie damals tragen die Ohräquäler keine mehr; erst kürzlich sei ein entsprechender Vorschlag mit großer Mehrheit abgelehnt worden. Für Schmidt und Hassler gibt es drei Gründe: Larven seien trotz Eigenleistung teuer, sie führten zu vielen Diskussionen bei der Auswahl und sie lenkten die Laienmusiker beim Laufen von der Konzentration auf das Spiel ab.

Weil sie sowieso jedes Jahr ihren Guggenball organisieren, liegt es für die Ohräquäler nahe, jedes Jubiläum zu feiern. Das 50-Jährige konnten sie 2020 gerade noch feiern, bevor kurz nach Aschermittwoch der Lockdown kam. Die Coronazeit überstanden die Ohräquäler, weil sie trotz Auflagen regelmäßig probten, sagt Hassler, etwa 2021 in der Halle der Gertrud-Luckner-Realschule mit entsprechendem Abstand: „Das war sehr skurril. Aber es war sehr wichtig; sonst wäre die Gruppe auseinandergefallen.“ 2022 feierte die Gugge Straßenfasnacht, indem sie vor den Haustüren der Mitglieder spielten. „Wir waren drei Tage als geschlossene Gruppe unterwegs. Das hat uns zusammengeschweißt“, sagt Hassler.

Das Jubiläumsjahr wollen die Ohräquäler bewusst in Rheinfelden verbringen und weniger auswärts auftreten wie sonst schon in Mainz, Köln und Schwäbisch-Gmünd. Besonders haben sie sich vorgenommen, am Fasnachtssamstag auf der erweiterten Närrischen Meile in der Fußgängerzone präsent zu sein. Erstmals treten sie auch wieder selbst am Guggenfestival im Kastanienpark am Fasnachtsfreitag auf.