Nach der Absage der offiziellen Eröffnung am Montag durch das Landesverkehrsministerium ging der vierte Abschnitt der A 98 am Mittag ganz unspektakulär in Betrieb.
Es ist kurz vor Mittag an der Ortsausfahrt Minseln und Alexander Steible von der Betriebsgesellschaft Die Autobahn GmbH des Bundes räumt die Absperrgitter zur Seite, die bis dahin die Zufahrt auf die A 98 blockiert hatten. Schon vor dem Wochenende hatte die Straßenmeisterei die geänderte Vorfahrt in Betrieb genommen: Wer nun von Minseln kommt, wird von zwei Stoppschildern mit Blinklichtern darauf aufmerksam gemacht.
Solange die Absperrung noch stand, blickten sich viele Autofahrer interessiert um, wenn sie am Stoppschild hielten. Einer fuhr sogar vor, machte einige Fotos und kehrte wieder nach Minseln um. Als Steible am Abräumen ist, hält einer an und kurbelt die Beifahrerscheibe herunter: Nein, er ist leider noch ein paar Minuten zu früh. Das erste Auto wird auch nicht von Minseln her auf die Autobahn fahren, sondern kommt von Lörrach, wie sich zeigt. Dort haben Steibles Kollegen als erstes geöffnet.
Langes Warten hat ein Ende
In diesem ersten Auto, einem weißen Hyundai, sitzen Anja Drechsle und ihr Lebensgefährte Bernd Hölzle aus Schwörstadt. „Wir kamen aus dem Raum Freiburg und hatten gehofft, dass die Strecke schon offen ist“, erzählt Drechsle glücklich: „Wir fuhren im Autobahndreieck langsam heran und sahen, wie uns die Straßenarbeiter winkten, die gerade die Absperrungen beiseite räumten.“ Dass sie die allerersten waren, habe sie dann recht schnell realisiert, sagt Drechsle, die fuhr: „Das war ein tolles Gefühl. Wir warten schließlich schon sehr lange.“
Offensichtlich vor Aufregung drückte Hölzle bei der Videoaufnahme der Jungfernfahrt auf den falschen Knopf; immerhin ein paar Bilder gelangen. Drechsle erinnert sich noch gut an ihre Kindheit, als das zweite Teilstück der A98 zwischen den heutigen Ausfahrten Lörrach-Ost und Lörrach-Mitte eröffnet wurde: „Damals konnten wir noch einen Tag auf der Autobahn spazieren gehen.“ Das war auch für die Eröffnung des vierten Abschnitts geplant, offiziell aber wegen Corona aufgegeben.
Neue Schilder am Kreisel
Der erste Autofahrer, der schließlich von Osten her auf die A98 fährt, kommt vom Turbinenkreisel. Dort wurde in Erwartung der Verkehrsverlagerung die Abbiegespur Richtung Minseln deutlich verlängert – vorerst nur mit gelbem Provisorium, weil die nötige Abfräsung des Straßenbelags für neue weiße Striche erst im Frühjahr erfolgen kann. Einige neue Schilder, die die Zufahrt zur A98 ausweisen, wurden außerdem am Turbinenkreisel angebracht. Die roten „Ungültig“-Kreuze wurden erst später entfernt.
Schon wenige Minuten nach der Öffnung gab es die erste Lastwagen-„Havarie“ an der Minsler Ausfahrt: Ein Lastwagen mit ortsfremdem Kennzeichen fährt die Ausfahrt herunter, kehrt aber an der neuen Kreuzung nach Minseln und fährt wieder Richtung Westen auf die A98 zurück. „Der wollte in die Schweiz“, ist sich Steible sicher.
Für Ortsunkundige wird es wohl noch eine Weile dauern, bis die neue Verkehrsführung über die Autobahn angekommen ist: Manche Navis führen sie schon seit acht Uhr morgens an; auf Google-Maps ist sie Stand Montagnachmittag überhaupt noch nicht eingetragen.