Das Polizeirevier Rheinfelden hat 2022 einen signifikanten Anstieg von Straftaten auf dem Gebiet der Stadt registriert. Vor allem die Zunahme von Diebstählen ist deutlich. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl sind in Rheinfelden damit mehr Straftaten verübt worden als in Lörrach, nur in Weil am Rhein gab es noch mehr Delikte.

1. So viele Straftaten sind passiert

Beim Blick auf die Zahl der Straftaten sagte Rheinfeldens Revierleiter Manfred Geiges: „Damit liegen wir allerdings voll im Trend.“ Er stellte am Dienstag die Kriminalitätsstatistik vor. Sowohl auf Kreis- als auch auf Ebene des Polizeipräsidiums Freiburg sei der Anstieg im Verhältnis vergleichbar. 2613 Straftaten verzeichnete die Polizei im Jahr 2022 in Rheinfelden. Das sind 265 mehr als 2021. Damit setzt sich der Trend seit der „Corona-Delle“, so Geiges, von 2020 fort.

Rechnet man die Rheinfelder Straftaten auf 100.000 Einwohner hoch, landet die Stadt bei 7907 – Lörrach liegt bei 7723. Nur Weil am Rhein bietet aufgrund seiner Lage mehr, was den Kreis-Schnitt auf 8477 Straftaten je 100.000 Einwohner nach oben zieht und so die Rheinfelder Statistik etwas versöhnlicher erscheinen lässt. Gleichzeitig sank die Aufklärungsquote im Bereich der Stadt Rheinfelden um 4,5 Prozent auf 62,5 Prozent der Fälle, wenn die von anderen Dienststellen wie etwa Zoll oder Bundespolizei bearbeiteten Fälle hinzugezählt werden. Betrachtet man nur die vom Rheinfelder Revier erfassten Fälle, liegt die Quote nur bei 58,2 Prozent.

„Die Fallzahlen sind hoch, das Personal wächst allerdings nicht mit“, so Manfred Geiges mit einem Erklärungsversuch. „Die Belastung ist höher. Irgendwo muss man Einschnitte machen.“ Er hofft, dass sich durch geänderte Rahmenbedingungen künftig leichter Personal findet.

2. Wie oft Diebe zugreifen

Hervorstechend ist die Zahl der Diebstähle im vergangenen Jahr. 748 Mal haben Langfinger in Rheinfelden zugeschlagen. Die sogenannte Diebstahlskriminalität ist um 40,1 Prozent gestiegen, satte 214 Fälle mehr als 2021 weist die Statistik aus. Damit geht der Löwenanteil des Straftaten-Anstiegs auf dieses Konto. „Auffällig war der Anstieg bei Fahrraddiebstählen“, berichtete Manfred Geiges. 89 Fällen im Vorjahr stehen 164 im Jahr 2022 gegenüber.

Auffällig ist hier auch die hohe Schadenssumme: Rund 112.000 Euro waren die gestohlenen Zweiräder wert – Grund dafür ist der inzwischen hohe Anteil an hochwertigen Elektro-Rädern. Demgegenüber ist die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen mit 14,6 Prozent recht niedrig, weil die Diebe oft nachts kommen und unbeobachtet bleiben. Geiges: „Bei Ladendiebstählen klären wir zum Vergleich 94,8 Prozent der Fälle auf.“ Hier helfe vor allem der Einsatz von Ladendetektiven.

Apropos: Ladendiebstähle nahmen ebenfalls zu (154 Fälle im Vergleich zu 124 im Jahr 2021), ebenso „besonders schwere“ Fälle von Diebstahl aus Autos – worunter vor allem der Klau von Autokennzeichen fällt. Mutmaßlich, so Manfred Geiges, um die TÜV-Plaketten illegal weiterzuverkaufen.

3. Das Pflaster wird heißer

Unter Straßenkriminalität fällt alles, was auf den Straßen der Stadt passiert – und die waren 2022 ein heißeres Pflaster als 2021. 436 Fälle gab es 2022, 2021 waren es 377. Auch hier spielt der erwähnte Kennzeichen-Diebstahl eine, wenn nicht die größte Rolle, so Geiges. Etwas rückläufig ist hier im Übrigen die Zahl der Sachbeschädigungen, worunter auch Graffiti-Schmierereien fallen.

„Hier verzeichnen wir einen deutlichen Rückgang“, erklärte der Revierleiter. In der Statistik nicht wirklich ins Gewicht, dafür aber aufsehenerregend ist ein anderes Delikt: Die Zahl der Straßenschlägereien mit schwerer Körperverletzung hat zugenommen, 2022 waren es 20, 2021 13. Fälle von Straßenraub gab es 2022 vier (2021 keinen). Insgesamt wurden 18,1 Prozent der Fälle von Straßenkriminalität aufgeklärt.

Bild 1: Diebe greifen immer häufiger zu – Sieben Fakten zur Kriminalität in Rheinfelden
Bild: Kerstan, Stefanie

4. Immer mehr Körperverletzungen

Schlägereien zählen auch zu den so bezeichneten Rohheitsdelikten, unter denen die Polizei ebenfalls einen signifikanten Anstieg verzeichnet: 93 Fälle mehr als im Vorjahr. Gerade bei Körperverletzungen ist die Zunahme deutlich (307 Fälle im Vergleich zu 238 im Jahr 2021). Unter diesen 307 Fällen verzeichnete die Polizei 61 gefährliche Körperverletzungen, 2021 waren es 48. Auch Raubdelikte und „Straftaten gegen die persönliche Freiheit“ gingen nach oben (118 Fälle im Vergleich zu 103 im Vorjahr).

Fälle von reiner Gewaltkriminalität (ab gefährlicher Körperverletzung) gab es 2022 73 (57 im Jahr 2021). Und die Polizei erfasst auch Fälle von sogenannter Partnergewalt – 2022 wurden allerdings weniger Fälle (66) gezählt als 2021 (79), in denen Lebensgefährten aufeinander losgingen. Umso dramatischer, so Geiges, nimmt sich da ein Tötungsdelikt aus, bei dem im November 2022 ein psychisch Kranker seine Partnerin in einer Wohnung umbrachte. Gewalt gegen Polizeibeamte registrierte die Polizei im Jahr 2022 26 Mal und damit häufiger als noch 2021 (17 Fälle).

5. Wo die Polizei etwas durchatmen konnte

Die Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte sank von 393 im Jahr 2021 auf 337 im Jahr 2022. Unter diesen Fällen waren 227 Fälle von Betrug, und darunter wiederum verzeichnete die Polizei 117 Fälle von Anrufstraftaten, wozu Schock-Anrufe, Anrufe falscher Polizeibeamter oder der berüchtigte „Enkeltrick“ zählen. Auch Schwarzfahrer im Öffentlichen Nahverkehr werden hier registriert, fallen aber mit neun Fällen in Rheinfelden kaum ins Gewicht.

6. Unter den Tatverdächtigen sind auch Kinder:

Die Polizei konnte 2022 insgesamt 1245 Tatverdächtige ermitteln. 969 davon waren Erwachsene, 110 Jugendliche und 54 Kinder. 606 – und damit fast 50 Prozent – der Tatverdächtigen waren Menschen mit ausländischem Pass. Rechnet man Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz heraus, bleiben noch 471 Tatverdächtige übrig, wobei Revierleiter Manfred Geiges immer auch auf die Grenzlage Rheinfeldens verweist.

Rheinfelden habe mit Blick auf kriminelle Ausländer kein größeres Problem als andere vergleichbare Städte. „Es gibt zum Beispiel keine Clankriminalität“, so Geiges. Und auch in der Asylbewerberunterkunft in der Schildgasse gebe es zwar Fälle, „aber wir treffen meistens dieselben Personen an“, erklärte Geiges. „Die allermeisten sind anständig.“

7. Weniger Drogenkonsum

Bei der Rauschgiftkriminalität sind, bezogen auf die Stadt Rheinfelden, die Zahlen rückläufig, wenn auch nur leicht: 293 Fälle und damit sieben weniger als im Vorjahr stehen 2022 zu Buche. Größtes Problem sind dabei immer noch die Fälle von Cannabis-Besitz (202 Fälle). Die Aufklärungsquote ist in diesem Bereich mit 92,5 Prozent weiterhin recht hoch. Das erklärte Manfred Geiges, Leiter des Rheinfelder Polizeireviers, ebenfalls.