Für einen Abend wurde der Hof von Schloss Beuggen zum Freilichtatelier eines Graffiti-Künstlers: Daniel Gjoka alias „Orange“ aus Freiburg war zum Abschluss der „Life Art“-Reihe des Kontors Beuggen mit Spraydosen und Schablonen aktiv. Zehn Holzstühle des renommierten Architekten und Designers Egon Eiermann verzierte Gjoka mit verschiedenen Motiven.
Die Besucher konnten vor der neuen Kapelle des Kontors dem Graffiti-Maler beim Sprayen und Zuschneiden der Schablonen zuschauen und miterleben, wie sich die Sitzmöbel in Kunstwerke verwandelten. Moderiert wurde die Street-Art-Aktion von den Pfarrern Markus Schulz und Jens-Daniel Mauer. Sie freuten sich, nach dem Musiker Tilo Wachter und der Performancekünstlerin Joelle Valterio nun einen Vertreter der Urban Art zu Gast zu haben. Die Graffiti-Aktion war auch per Live-Stream über Youtube mitzuverfolgen. Das Geschehen wurde im Schlosshof vom Kamerateam gefilmt und auf Leinwand übertragen.
Sprayen auf kleiner Fläche
Für Gjoka war es eine reizvolle Herausforderung, sich beim Sprayen auf eine so kleine Fläche zu konzentrieren. Normalerweise spraye er auf großformatige Leinwände oder gern auch auf Stromkästen, erklärte der Graffitikünstler. Bei dieser Stuhl-Aktion musste er sich auf 40 Zentimeter Sitzfläche und 20 Zentimeter Lehne beschränken. Die Stühle stammen aus der Heilig-Geist-Kirche in Heidelberg und wurden als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Die Graffiti-Stühle sollen künftig in der neuen Kontor-Kapelle stehen und zum Verweilen einladen.
Zwei Kisten voller Spraydosen und jede Menge Papierbögen hatte er mitgebracht. Gjoka erläuterte, wie er Ausdrucke von digitalisierten Fotos macht und führte vor, wie er die Schablonen aus Pappe oder Papier ausschneidet. Für jede Farbe werden die Schablonen einzeln geschnitten und in Schichten übereinander gelegt. Schicht für Schicht werden die Farben gesprüht. Beim Sprayen geht Gjoka nach der Devise vor: „Am besten zügig und schnell.“
Spraydosen werden geschüttelt
Die Spraydosen werden kräftig geschüttelt, damit sich die Schichten besser mischen. Er versuche, die Farbverläufe so übergangslos wie möglich hinzukriegen. Bürgermeisterin Diana Stöcker, die unter den Gästen war, fragte interessiert , wie oft er eine Schablone verwenden könne. Dies komme auf das Material an, erklärte der Künstler. Eine Papierschablone sei irgendwann mal durch, Tetrapak sei „unverwüstlich“ und mit Fotokarton könne man besser, feiner und detailreicher arbeiten.
Seine Atemschutzmaske hat der Graffiti-Sprayer um den Hals hängen. Es sei zu heiß, kommentierte Gjoka die schweißtreibende Kunstaktion im Scheinwerferlicht. Außerdem verwehte der Wind den Geruch von Farbe und Lack. Auf den ersten Stuhl sprayte Gjoka den Posaunenengel aus dem Freiburger Münster in Gelb-Rot-Schwarz. Weitere Motive sind etwa ein von Ornamenten umgebenes Porträt einer Frau und auch das Konterfei des jungen Kontoristen Jens-Daniel Mauer erscheint als expressives Graffiti-Motiv auf einem Stuhl.
Graffitis in 16 Ländern
In 16 Ländern war Gjoka schon als Graffiti-Künstler unterwegs. Da seine Frau Albanerin sei, reise er oft nach Albanien. Dort sind ihm die halbkugelförmigen alten Bunker mitten in der Landschaft ins Auge gefallen. Wenn er die Spraydose auspacke und loslege, komme er immer mit den Menschen ins Gespräch.
An vier Eiermann-Stühlen konnten sich die Besucher selbst als Sprayer betätigen. „Sie haben die Chance, einen Stuhl zu verschönern“, ermunterte Mauer die Zuschauer. Von der Street Art inspirieren ließ sich auch die Food-Künstlerin Miriam Brossok, die Kuchen mit Schokolade und Vanille überzogen und mit Blüten besprüht hat – kulinarische Graffiti zum Genießen.