Seit zehn Jahren begeistern die Mitglieder der Kostümgruppe des Vereins Winterhalter in Menzenschwand immer wieder mit ihren selbstgeschneiderten Kostümen. Für dieses Jahr ist eine Ausstellung mit dem Titel „Winterhalter-Gemälde im Zeichen der Mode“ geplant, bei der die Kostüme gezeigt werden sollen. Für diese Ausstellung schneidert Gaby Keller ein Kleid, wie es die österreichische Kaiserin Elisabeth auf einem Winterhalter-Gemälde trägt.
Vor zehn Jahren wurde die Kostümgruppe des Winterhaltervereins ins Leben gerufen. Schon vorher schneiderte Gaby Keller Kostüme für die Domfestspiele, etwa Kleider der Kaiserinnen Elisabeth (1837-1898) und Eugénie de Montijo (1826-1920), der Ehefrau Napoleon III. Für den 200. Geburtstag von Franz Xaver Winterhalter im Jahr 2005 wurde ein Theaterstück geschrieben und aufgeführt, für das Gaby Keller weitere Kostüme anfertigte, Kleider sowie Gewänder für Bedienstete und Kinder.
„Danach hingen die Kostüme im Schrank, bis die Idee aufkam, mit ihnen für das Museum Le Petit Salon zu werben“, sagt die Vorsitzende des Vereins, Elisabeth Kaiser. Und so wurde die Kostümgruppe ins Leben gerufen, für die Gaby Keller zwei weitere Kleider nähte. Ein erster Auftritt der Gruppe erfolgte beim Napoleonischen Gartentag auf dem Arenenberg (Schweiz), wo man ein kaiserliches Frühstück in entsprechend noblem Rahmen genoss. In den folgenden Jahren folgten hier weitere Auftritte.

Zudem zeigte die Kostümgruppe die Gewänder unter anderem im Freiburger Schloss Ebnet, beim Tag des offenen Denkmals im Sanagarten in St. Blasien, beim Hans-Thoma-Tag sowie beim Biosphärenfest in Bernau oder in Belgien. „Die Kostüme verändern“, beschreibt Elisabeth Kaiser die Wirkung auf die Träger der Kostüme, „man wird vornehm und gibt sich anders.“ Und auch die Menschen behandelten einen anders, fährt sie fort, es bestehe eine Barriere zum Publikum.
Für dieses Jahr plant der Verein eine Ausstellung mit dem Titel „Winterhalter-Gemälde im Zeichen der Mode“. Gezeigt werden sollen die Kostüme und die Gemälde, Originale, Reproduktionen und Lithographien. Die hier abgebildeten Kleider dienen Gaby Keller als Vorlage für die von ihr geschneiderten Kostüme. Die Ausstellung soll vom 4. Juli bis 4. Oktober in dem Menzenschwander Museum stattfinden. Ob sich dies angesichts der Einschränkungen infolge der Corona-Krise realisieren lässt, ist derzeit allerdings offen. Abgesagt wurde inzwischen aber die Vernissage, bei der eine Modehistorikerin den Einführungsvortrag halten sollte.
Für die Ausstellung schneidert Gaby Keller nun ein neues Kleid, wie es einst Kaiserin Elisabeth, von ihrem Gatten Kaiser Franz Joseph I. liebevoll Sisi genannt, trug. Das alte Kleid ist inzwischen mehr als 20 Jahre alt und ist zudem nicht waschbar; denkbar ungünstig für die Farbe Weiß. „Anfangs dienten Brautmode und die Winterhalter-Gemälde als Vorlage für die Kostüme, mittlerweile gibt es Schnittmuster für die historischen Kleider“ sagt Gaby Keller; auch für das aktuell zu schneidernde Kleid mit zahlreichen Sternen.
Sterne aus silbernen Stoff
„Etwas problematisch war es aber, einen Stoff mit Sternen zu finden, der nicht nach Weihnachten aussah“, so Gaby Keller schmunzelnd. Guter Rat war aber nicht teuer. Kurzerhand wurden die Sterne aus silbernem Stoff selbst zugeschnitten und aufgenäht. Sieben Aktive machten sich an die Arbeit, um die Sterne – 600 an der Zahl – aufzuzeichnen und auszuschneiden. Und dann war es an Gaby Keller, die Sterne von Hand auf den Organzastoff des Kleides aufzunähen. „Das ist eine ganz schöne Fummelarbeit“, sagt sie. Acht Minuten brauchte sie anfangs für einen Stern, mit zunehmender Routine schaffte sie es in sieben Minuten.
Rund 70 Stunden benötigte sie insgesamt, hat Elisabeth Kaiser ausgerechnet. Sie nähe meist abends bei Fernsehen, erzählt Gaby Keller, mal nur wenige Sterne, mal 20 an einem Abend.