Todtmoos Seit 25 Jahren kommt die Panflötistin Hannah Schlubeck in die Wallfahrtskirche Todtmoos. Sie hat Pionierarbeit geleistet, indem sie die in der Volksmusik beheimatete Panflöte in der klassischen Musik etabliert und zum ersten Mal in Deutschland einen Hochschulabschluss in diesem Fach erreicht hat. Am Samstag wurde sie von Ignace Michiels begleitet, der unter anderem als Organist an der St.-Salvator-Kathedrale in Brügge arbeitet. Die klassischen Komponisten haben kaum Werke für Panflöte geschrieben, mit einer „unglaublich virtuosen“ Ausnahme, wie Schlubeck scherzhaft anmerkte: Dem aus fünf Tönen bestehenden Papageno-Motiv aus der „Zauberflöte“. „Immerhin von Mozart“, meinte die Musikerin, die aus der Not eine Tugend machte, Werke aus Barock und Klassik für Panflöte bearbeitete und die ursprünglich für Oboen, Violinen oder Querflöten geschriebenen Stimmen auf ihrem Instrument spielte. Ungewohnt ist die Kombination von Orgel und Panflöte: „Das Prinzip der Tonerzeugung in den Pfeifen ist das gleiche“, erklärte Schlubeck.
Das Duo präsentierte ein vielfältiges Programm, das auch die traditionelle Musik aus Rumänien würdigte, in der die Panflöte eine prominente Rolle spielt. In den schnellen Sätzen der barocken Telemann-Sonate und im klassischen Allegro von François Devienne brannte Schlubeck ein Feuerwerk von Trillern, Intervallsprüngen und Skalen ab. Sehr beeindruckend waren die langsamen Sätze bei Telemann, das ruhige Arioso von Bach und das Andante aus Mozarts träumerischem, stellenweise fast ätherischem Querflötenkonzert. Mit enormer Musikalität spannte Schlubeck weiche Legatobögen, auch über größere Intervalle hinweg (was auf der Panflöte naturgemäß schwer zu realisieren ist), sie spielte mit den Farbqualitäten des Tones und bestach durch dynamische Differenzierung und große emotionale Qualitäten bei der Gestaltung. Es gelang, die Panflöte zum Singen und das Publikum zum Träumen zu bringen. Zu dem Konzerterlebnis trug auch die äußerst subtile Begleitung des Organisten bei. Seine Qualitäten als Bach-Kenner stellte Ignace Michiels in dem Präludium samt Fuge in G-Dur unter Beweis. Von Hannah Schlubeck stammt die Solo-Komposition „Metamorphosen“: Ein Verweis auf die Verwandlungen, die in der Natur und auch bei Menschen vorkommen.
Sie begann mit klagenden Passagen, die an die mythologischen Ursprünge der Panflöte erinnerten, und führte über sangliche Abschnitte zu einem heiteren Spiel, das von den Vivace-Sätzen aus Barocksonaten inspiriert war und auch als Freude über die gelungene Verwandlung gedeutet werden konnte. Mit vier Ausschnitten aus der „Suite Antique“ von John Rutter würdigten die Musiker eine Moderne, die sich nicht als Gegenpol, sondern als Fortsetzung der Tradition versteht. Eine Piazzolla-Zugabe rundete das Konzert ab.