Vorsicht, Wildwechsel: Autofahrer kennen das Warnschild mit dem springenden Reh und können sich an den betreffenden Gefahrenstellen darauf einstellen. Doch auch dort, wo keine Warntafel steht, können Tiere aus dem Nichts auftauchen. Einer besonderen und vermutlich sogar für ihn einmaligen Begegnung sah sich der Verfasser dieses Beitrags auf einer abendlichen Fahrradtour ausgesetzt, die von Waldshut nach Dogern und auf dem Feldweg entlang der schweizerischen Rheinseite zurück führte. Zwischen dem Atomkraftwerk Leibstadt, dessen Dampffahne sich in mächtiger Silhouette vor dem klaren Halbmondhimmel abzeichnete, und dem beschaulichen Dörfchen Full bewegte sich von dem am Fluss liegenden Ackerland plötzlich ein ovaler Schatten auf den Weg zu. Im Kegel des Scheinwerferlichts entpuppte sich der zunächst unidentifizierbare Vierbeiner als ein Vertreter jener Art, die man sonst meist nur in ausgestopfter Gestalt zu Gesicht bekommt: Es war ein imposant massiger Biber, der nur kurz verweilte, um dann gemächlich weiter zum Ufer zu trotten. Bis der erstaunte Augenzeuge die angesichts zwei Grad Lufttemperatur übergestreiften Handschuhe abgelegt hatte, um sein Foto-Handy aus der Jackentasche zu nesteln und einsatzbereit zu machen, war der pelzige Geselle raschelnd im Gebüsch verschwunden. Aus dem exklusiven Foto ist also leider nichts geworden. Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass der Radler rechtzeitig bremsen konnte und dem nachtaktiven Nager bei dem Intermezzo demzufolge nichts zugestoßen ist: Der dunkel glänzende Schwanz war schon vorher platt.