Ging es um Atomkraftwerke, ist vor 35 Jahren klare Kante angesagt gewesen. Vor allem CDU (eindeutig dafür) und die Anhänger der Umweltschutzbewegungen (strikt dagegen) standen sich am Hochrhein unversöhnlich wie Glaubenskrieger gegenüber. Jeder unterstellte dem anderen die schlechtesten Absichten. Das wegen dieser Attacken oft erstaunte Publikum durfte sich Mitte Januar 1988 über eine zwischen beiden Kontrahenten spielende Posse amüsieren.
Einer der Hauptakteure der Atomgegner war der inzwischen gestorbene Leopold Keller vom Waldshuter Kreisverband des Bund für Umwelt und Naturschutz.
Mahnkreuze an der B 34
Der in der Elektrobranche tätige Höchenschwander war berüchtigt dafür, Atomkraftbefürworter an den Pranger zu stellen. Dazu zählten auch die Mahnkreuze, die an einem Januarsonntag 1988 von den Leuten um Leopold Keller und einigen Schweizer Umweltschützern im Waldshuter Stadtgebiet aufgestellt wurden. Daneben Transparente, die mit der CDU ins Gericht gingen (Zitat: „Atommafia“).
Besonders auffallend war die Anti-Atom-Aktion mit ihren Mahnkreuzen an der B 34 bei Dogern gegenüber dem Kernkraftwerk Leibstadt. Nach getaner Arbeit zogen sich die vom Dauerregen durchnässten Protestler zurück. Stunden später wollten sie ihre Utensilien einsammeln.
Plötzlich sind die Utensilien weg
Doch die waren weg. Weshalb Leopold Keller bei seinem Anruf der Zeitung zunächst von Diebstahl sprach und eine Anzeige ankündigte.
Wie Keller kurz später aufgeklärt wurde, hatten die „Diebe“ Uniform getragen: Die Polizei war es, die Kreuze und Transparente abgeräumt hatte. Erstens lag keine Genehmigung für die Aufstellung vor, zweitens wollte die Polizei eine Verkehrsgefährdung nicht ausschließen, sollten überraschte Autofahrer angesichts der Kreuze an der B 34 abrupt auf die Bremse treten.
Keller und die Seinen konnten ihre Utensilien auf der Wache abholen.
Und heute? Seit die CDU-Kanzlerin Merkel Jahre später selbst den Atomausstieg verkündete, sind solche Geschichten endgültig Vergangenheit.