Im Jahr 1828 wurde in Oberalpfen das erste öffentliche Gebäude gebaut, das Schul- und Rathaus. Vorher gingen die Oberalpfener Kinder nach Waldkirch zur Schule, später wurden sie im Haus des Lehrers Josef Booz in Oberalpfen unterrichtet. Dann wurden die Pläne für ein eigenes Schul- und Rathaus realisiert, mit einem Schulsaal im Erdgeschoss und einer Lehrerwohnung im zweiten Stock. Eine Außentreppe führte hinauf in den Rathausbereich mit dem Sitzungsraum des Gemeinderats und der Amtsstube des Ratschreibers. Auch die Feuerwehr, eine Arrestzelle und ein Gemeindebad waren in dem zweistöckigen Gebäude in der Ortsmitte untergebracht.

Ein Relikt aus jener Zeit ist die alte Spritze, die von der Feuerwehrabteilung, die seit 1991 ihr Domizil in der Dorfstraße hat, noch immer in Ehren gehalten wird. Damals war Oberalpfen noch eine eigenständige Gemeinde, aber die Selbstverwaltung hatte ihre Schwächen. Es fehlte an geschultem Nachwuchs und nachdem der letzte Ratschreiber in den Ruhestand gewechselt war, war Oberalpfen schon Ende der 60er Jahre auf Amtshilfe aus Waldshut angewiesen.
Am 1. Juli 1971 folgte der nächste Schritt: Oberalpfen wurde, zusammen mit den benachbarten Ortsteilen, in die Stadt Waldshut-Tiengen eingemeindet. 1973, im Zuge der Gemeindereform, wurde in den Waldshuter Ortsteilen die Ortschaftsverfassung eingeführt. Sie billigt jedem Ortsteil der Gesamtgemeinde ein hohes Maß an Selbstverwaltung zu. Die Ortsteile verfügen auch über ein Budget, die sogenannten Feldwegemittel. Erster Ortsvorsteher war Xaver Tröndle, dann folgten Roland Arzner und Armin Arzner, der nach den Kommunalwahlen am 26. Mai seine fünfte Amtsperiode antrat. Er äußerte sich so: „Ich bin gerne Ortsvorsteher, auch wenn ich mir dabei schon manchen Ärger eingehandelt habe.“
Seit 1973 wird der ehemalige Rathausbereich im zweiten Stock für die Sitzungen des Ortschaftsrats genutzt. Das Amtszimmer wurde renoviert und mit modernen Möbeln ausgestattet. Veränderungen gab es auch im Schulbetrieb: Die steigenden Schülerzahlen machten es in den 60er Jahren erforderlich, die Schule zu erweitern, auf der Südseite wurde ein zweites Klassenzimmer angebaut. Im Kellergeschoss des Neubaus wurden ein Gemeindebad mit Wannenbädern und eine Gemeinschaftsdusche für die Schüler installiert.
Diese Einrichtungen gibt es heute nicht mehr, stattdessen werden die Räume von den Vereinen genutzt. Dann kam die Zeit der Schulreformen, die zur Schließung der kleinen Dorfschulen führten. 1973 lief der Schulbetrieb in Oberalpfen aus. Seitdem besuchen die Oberalpfener Grundschüler die Theodor-Heuss-Schule in Waldshut. Die Hauptschüler wechselten in die Nachbarschaftsschule nach Tiefenhäusern. Danach wurde der Schulsaal für mehrere Jahre vom Amt für Waldflurbereinigung genutzt, bevor der Kindergarten Einzug hielt.
Unsere Serie:
In der großen SÜDKURIER-Sommerserie „Gedächtnis der Region“ blicken wir in unseren Lokalteilen zurück in die 70er Jahre und zeigen Ihnen anhand von Bildern und Geschichten, wie sich das Leben in unserer Region verändert hat. Alle Folgen der Serie im Internet: http://www.suedkurier.de/geschichte
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Das Gebäude und der Ortsteil
- Das Rathaus: Das ehemalige Oberalpfener Schul- und Rathaus wurde im Jahr 1828 erbaut. 1952 wurde es durch den Anbau eines zweiten Schulsaales erweitert.
- Der Ortsteil: 1971 wurde Oberalpfen in die Stadt Waldshut eingemeindet, 1973 wurde die Ortschaftsverfassung eingeführt und die Schule aufgelöst. Unter der Federführung der Stadt Waldshut-Tiengen wurde 1991 eine Halle an das Schul- und Rathaus angebaut, die Platz für rund 150 Personen bietet.