Die Sanierung der drei Kunstrasenplätze in Waldshut, Tiengen und Eschbach soll in den nächsten Wochen über die Bühne gehen. Doch dass ausgerechnet die in Weil am Rhein ansässige Firma Gotec als günstigster Bieter zum Zug kommen sollte, sorgte im Ratsrund für erheblichen Unmut. Immerhin sehen eine ganze Reihe von Gemeinderäten in der Firma auch die Verursacherin des Problems, das die Sanierung überhaupt notwendig macht. Am Ende wurde die Firma trotz aller Bedenken dennoch beauftragt – bei vier Gegenstimmen und zehn Enthaltungen.
Vorwurf: Firma soll Unterhalt der Anlagen vernachlässigt haben
Zur Erinnerung: In der voran gegangenen Sitzung hatte der Gemeinderat die finanziellen Mittel für die Sanierung freigegeben. Bereits damals hatte es aber erhebliche Bedenken bezüglich des Vorgehens der Stadt gegeben. Bemängelt wurde vor allem, dass die Firma Gotec nicht einmal zu den entstandenen Problemen befragt worden, sondern direkt ein Gutachter hinzugezogen worden war.
Dieser hatte unter anderem konstatiert, dass anstatt der vorschriftsmäßigen Füllmenge von vier Kilo Granulat pro Quadratmeter nur ein Kilo pro Quadratmeter vorhanden war.
Dies nahm Stadträtin Adelheid Kummle als Indiz dafür, dass die Firma bei der vertraglich vereinbarten Wartung der Anlagen geschlampt habe: „Hier wurde extrem mangelhaft gearbeitet. Es kann doch nicht angehen, dass wir derselben Firma nun erneut einen Auftrag samt anschließender Wartung übertragen“, empörte sich Kummle. Dies, zumal es um gewaltige Kosten gehe, die bei 180.000 Euro für die Gesamtmaßnahme liegen.
Warum gibt es keine Prüfung etwaiger Haftungsansprüche?
Annette Klaas (FDP) hinterfragte, warum die Stadt nicht zunächst einmal prüfe, ob die Firma Gotec in Haftung genommen werden könnte. Ein solches Unterfangen wäre tatsächlich nicht so einfach möglich, wie OB Philipp Frank darstellte: Die vertraglich vereinbarte Wartungsfrist betrug fünf Jahre, die Probleme in Form von Verklumpungen seien erst vergangenen Herbst festgestellt worden – etwa zwei Jahre nach Ablauf der Zusammenarbeit, so Frank.
Er gab zu bedenken, dass der Gemeinderat sehr wohl eine neue Ausschreibung der Sanierung der Kunstrasenplätze veranlassen könne. Dann sei der Zeitplan, der einen Abschluss der Maßnahmen bis Ende Mai vorsehe passé: „Dann können wir allenfalls zum Herbst ausschreiben, müssten aber weitere Schäden in Kauf nehmen.“
Firma lässt Anfrage unbeantwortet
Claudia Linkes Vorstoß, aufgrund der besonderen Konstellation und vor allem aufgrund des mangelnden Vertrauens in die Firma Gotec auf den zweitgünstigsten Bieter auszuweichen, kam nach Dafürhalten des OB ebenfalls nicht infrage: „Es gibt keine Garantie, dass es mit einer anderen Firma besser läuft.“ Peter Kaiser (CDU) ergänzte: „Wenn wir Aufträge nur nach Vertrauen vergeben würden, kämen ausschließlich einheimische Firmen zum Zuge.
Unsere Zeitung hat die Firma Gotec mit den seitens des Gemeinderats geäußerten Vorwürfen konfrontiert und mehrfach um eine Stellungnahme gebeten. Eine Reaktion erfolgte bis zum Redaktionsschluss nicht.
Der zuständige Stadtplaner Armin Müller stellte zwar in Aussicht, dass künftig ein größeres Augenmerk auf die korrekte Wartung der Anlagen gelegt werde.
Dennoch kritisierte Harald Ebi (FDP) den grundsätzlichen Mangel an Vernunft, den er in der Kunstrasen-Frage wahrnehme: Das sei bereits beim fast zeitgleichen Bau der drei umstrittenen Anlagen losgegangen, und ziehe sich durch bis zur gleichzeitigen Sanierung für viel Geld – anstatt zunächst einen Kunstrasen zu sanieren und Erfahrungswerte abzuwarten.