Brigitte Chymo

„Bandol ist im Moment eher wenig betroffen“, erzählt Hauptamtsleiter Patrick Gabet auf Anfrage des SÜDKURIER. Stand vergangene Woche verzeichnete Bandol etwa 100 mit dem Coronavirus infizierte Personen. Am Coronavirus verstorben war da noch niemand.

Auch die übergeordnete Region Provence-Alpes-Côte d‘Azur, zu der Bandol gehört, meldet vergleichsweise niedrige Fallzahlen. Stand 6. April werden 1.735 Infizierte im Krankenhaus behandelt, etwas über 200 Personen sind verstorben. Im Vergleich dazu: In der Region Grand Est, zu der auch das Elsass gehört, befanden sich am 7. April rund 5.000 Infizierte in Krankenhäusern, mehr als 2000 Menschen sind bisher infolge einer Corona-Infektion verstorben.

Die Maßnahmen zum Schutz vor einer unkontrollierten Ausbreitung der Corona-Pandemie sind in Bandol dennoch sehr strikt. Noch strikter als auf nationaler Ebene. Während die nationale Verordnung einen Bewegungsradius von einem Kilometer vorschreibt, sind es in Bandol auf Anordnung von Bürgermeister Jean-Paul Joseph nur 300 Meter.

In der Nacht geht dann gar nichts mehr. Um 20 Uhr beginnt die nächtliche Ausgangssperre und bis morgens um 5 Uhr darf das Haus nur für die Arbeit und in Notfällen verlassen werden. Notfall ist übrigens auch, wenn der Hund Gassi gehen muss.

„Die nächtliche Ausgangssperre wurde erlassen, weil zu viele Bandolais abends unterwegs waren. Deswegen hat der Bürgermeister den Bewegungsradius auch auf 300 Meter beschränkt. Mit den sonnigen Tagen, die jetzt kommen, ist die Versuchung groß, draußen herumzubummeln“, erklärt Patrick Gabet. Wie die Kommentare auf der Facebookseite von Bandol zeigen, sind manch einem der Bandolais trotzdem noch immer zu viele Menschen unterwegs. So wird inzwischen verstärkt kontrolliert.

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Das Rathaus ist, wie andernorts auch, geschlossen, aber jederzeit telefonisch zu erreichen. Ein Krisenstab mit Bürgermeister Jean-Paul Joseph, seinen Stellvertretern und den verschiedenen Amtsleiter tagt jeden Vormittag per Videokonferenz. Via Homepage und Social Media hält das Rathaus seine Bürger täglich auf dem Laufenden und stellt Informationen aller Art zur Verfügung. Dazu gehört auch regelmäßig der Appell an die Bürger, die Schutzmaßnahmen einzuhalten.

Die Solidarität der Bandolais ist groß. Freiwillige Helfer gehen für andere einkaufen oder erledigen andere Besorgungen. Eine wichtige Anlaufstelle ist auch der CCAS, der nationale Sozialdienst. Viele Bäckereien, Fischgeschäfte, Feinkostläden, Metzgereien und Käsefachgeschäfte bieten einen Lieferservice an. Auch viele Restaurants. Der Tafelladen für Bedürftige ist in die Schülermensa umgezogen, und Obdachlose, die sich in Bandol aufhalten, erhalten von der Stadt täglich zwei Mahlzeiten. Für Kinder, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten, wurde eine Betreuung eingerichtet.

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Auf die Frage, ob es in Bandol auch Hamsterkäufe wie bei uns gibt, erklärt Patrick Gabet: „Wir haben viele kleine Geschäfte und drei Supermärkte. Es gibt keine Probleme durch Hamsterkäufe.“ Auch die Berufsfischer dürfen ihren Fang noch verkaufen. Allerdings nicht auf dem Markt, der geschlossen ist, sondern direkt beim Boot.

Mundschutz und Desinfektion sind auch in Bandol begehrt. Im März wurden in eine Apotheke und ein Laboratorium eingebrochen und Atemschutzmasken, Desinfektionsmittel und Schutzhandschuhe gestohlen. Schon zuvor hatte das Rathaus aus seinen Vorräten dem medizinischem Personal und Pflegepersonal der Stadt Desinfektionsmittel und FFP2-Masken zur Verfügung gestellt. Ende März verteilte die Stadt normale Schutzmasken an das Personal in Supermärkten und Lebensmittelgeschäften.

Jeder Tag endet in Bandol wie derzeit überall in Frankreich: Um 20 Uhr wird dem Pflegepersonal von Balkonen und aus offenen Fenstern applaudiert.

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Corona in Frankreich

  • Aktuelle Zahlen: Stand 7. April 2020 hat Frankreich haben sich bisher 98.984 Personen mit Corona infiziert, 10.328 Personen sind verstorben (7.091 in Krankenhäuser und 3.237 in Altersheimen). Das benachbarte Elsass zählt mit zu den Risikogebieten.
  • Erste Fälle: Am 24. Januar wurden erste Coronaerkrankungen offiziell bestätigt.
  • Versammlungsverbot: Am 8. März trat ein Versammlungsverbot für mehr als 1000 Personen in Kraft. Dieses wurde am 13. März deutlich verschärft. Seither ist eine Versammlung von mehr als 100 Menschen untersagt.
  • Schließung Schulen: Seit 12. März gilt die landesweite Schließung der Kinderkrippen und Vorschulen, Schulen und Universitäten.
  • Ausgangssperre: Am 17. März wurden Grenzen geschlossen und eine Ausgangssperre verhängt. Das Verlassen der Wohnung ist nur in notwendigen Fällen erlaubt und auf einen Radius von einem Kilometer und einer Stunde pro Tag beschränkt. Alle Örtlichkeiten, die für das öffentliche Leben nicht unbedingt notwendig sind, bleiben geschlossen. Geöffnet bleiben Lebensmittelgeschäfte, Tankstellen, Banken und wichtige öffentliche Dienste. Für das Verlassen des Hauses ist eine Bescheinigung mit zu führen. Die Beschränkungen gelten bis 15. April (Stand 8. April 2020). (chy)