Der Künstler Stefan Budian aus Mainz ist dem Öflinger Haus der Diakonie seit Jahrzehnten verbunden und war schon des Öfteren bei Kunstaktionstagen zu Gast – so auch am vergangenen Donnerstag und Freitag. Als Thema schlug er den Golem vor. Dieses Wesen zwischen Mensch und Stein kann hilfsbereit und freundlich, aber auch wild und unkontrolliert sein. „Und er kann träumen“, sagte Budian.
Träumen und ihren Fantasien Ausdruck verleihen: Das sollten auch die achte Bewohner des Hauses, und darum musste man sie nicht lange bitten. Alle zeigten eine beeindruckende Kreativität, die sie ungefiltert zum Ausdruck brachten. Bei Künstlern mit Behinderung sei der Schaffensprozess weitaus weniger durch Vorwissen oder innere Zensurschranken behindert als bei Nicht-Behinderten, so Budian.
Insofern verstehe er sich nicht als Lehrer, der den Bewohnern etwas beibringe, sondern als Ermutiger, der die Entfaltung von Ausdruckswillen und Fantasie zulasse. Bewohnerin Heidrun Meyer erzählte ihre Geschichte, die sie in einer Bilderserie festgehalten hatte. Ein Konzept zurechtgelegt habe sie sich nicht: „Es kommt so, wie es kommt, ich habe einfach losgemalt und mir nichts dabei gedacht.“ Das erste Bild zeigt einen rosaroten Golem in einer heiteren Landschaft. „Der Golem bringt mir Glück, also bringe ich ihm auch Glück“, meinte sie. Im zweiten Bild ist ein Paar zu sehen, das auf den glücksbringenden Golem im ersten Bild schaut und zu einer Schiffsreise nach Kanada aufbricht. Zwar reiben sich die Fische an dem Boot, manchmal zieht auch ein Unwetter herauf, aber letztendlich übersteht das Paar die Reise und kehrt wohlbehalten zurück. Eine Schiffsreise als Metapher für das Leben.
Während Sven Marks sehr schnell arbeitete und eine umfangreiche Sammlung von abstrakten Buntstift-Zeichnungen anfertigte, zeigte sich bei Manfred Wilhelm eine Entwicklung: Erst setzte er einen bunten Streifen horizontal neben den anderen, dann verdichteten sich die Streifen zu Formen, bis im letzten Bild ein Haus dargestellt wurde. Bei der Präsentation am Freitagnachmittag dankte Erich Hipp, Vorsitzender des Vereins Kunst und Diakonie, dem Künstler, den Bewohnern sowie den Mitarbeitern des Hauses der Diakonie. In gewisser Weise könnten die nicht-behinderten Künstler von den Bewohnern des Hauses lernen: Behinderte hätten keine Schranken.