„Schräge Vögel“ bevölkern die Galerie des Alten Schlosses und zeigen dabei nur allzu menschliche Verhaltensweisen. Mit tiefgründigem Humor hat der Wehrer Künstler Eduard Kasper dort bis 22. Juni sein Bestiarium entfaltet.
Bei der Vernissage am Freitag begrüßte Bürgermeister Michael Thater den „überzeugten Wahl-Wehrer“. Kulturamtsleiterin Katharina Reitinger lobte das Schaffen Kaspers, das zwischen Fotorealismus und Surrealismus schwanke und die Grenze zwischen Realität und Imagination verschwimmen lasse. Sie dankte ihm dafür, dass er den Sagenpfad Willi Raibers restauriert hatte.

Sein technisches Können hat er selbst beigebracht
Geboren wurde Eduard Kasper vor 43 Jahren „in der Toskana Sibiriens“, nahe der Grenze zu Kasachstan. Mit zehn Jahren kam er in den Westerwald und beschloss, Kunst zu studieren, erst an der „Hochschule für Künste im Sozialen“ in Ottersberg, dann in Bremen. „Klassischen Malunterricht habe ich auf der Akademie eher nicht bekommen“, bilanziert er, daher habe er sich sein technisches Können selbst beigebracht. Er beherrscht verschiedenste Gattungen, von der Zeichnung über Aquarell-, Acryl- und Ölmalerei bis zur Fassadenmalerei, und nimmt auch gerne Aufträge entgegen. Seine Werke wirken oft humoristisch, aber Eduard Kasper gibt zu bedenken, dass „der Clown auch eine traurige Seite hat“. Bei seinen Bildern gibt er eigenen Gedanken und Gefühlen Ausdruck, sie haben also durchaus eine Botschaft, aber deren Entschlüsselung überlässt den Betrachtern: „Es ist spannend, was die Menschen in meinen Bildern sehen.“
Eduard Kasper malt fröhliche Bilder mit Tiefgang
Ein Frohsinn ausstrahlendes Porträt hat er einer zipfelbemützten Saatkrähe gewidmet, die mit Banjo auf einem Kamin sitzt und sich vom Rauch wärmen lässt, während sie den Ausblick über die verschneiten Wehrer Dächer auf den Turm der St.-Martins-Kirche genießt. Ihr Gesichtsausdruck versprüht pure Lebensfreude. Ein fröhliches Bild ist auch das Gemälde im Stil einer Collage, das Eduard Kasper seiner Wahlheimat gewidmet hat: Stadtbildprägende Gebäude wie das Rathaus, die Kirchtürme, die Talschule und das Alte Schloss scheinen den Regeln der Zentralperspektive und der Schwerkraft zu trotzen, aber anders als die Vertreter des Expressionismus oder der Neuen Sachlichkeit zeigt er keine Welt, die aus den Fugen geraten ist, vielmehr scheinen seine Gebäude einen heiteren Fasnachtstanz aufzuführen. Trefflich spekulieren darf man über die Bedeutung des einsamen Wolfes, der in einer Art Weltlandschaft dargestellt ist. Er muss hungrig bleiben, denn die Schafe haben sich in Wölkchen verwandelt.
Vögel zeigen menschliche Verhaltensweisen
Im Obergeschoss sind Zeichnungen von Eduard Kaspers gefiederten Protagonisten in allzu menschlichen Rollen zu sehen. Erstaunt stellt man fest, dass Vögel für eine große Zahl von Metaphern herhalten müssen: Schluckspecht, Zeitungsente, Spinatwachtel oder Bordsteinschwalbe. Der Künstler entfaltet hier treffsicher und humoristisch ein Panorama menschlicher Verhaltensweisen.
Die Besucherin Vera Scheuch würde gerne mehr von Eduard Kaspers Kunst im Stadtbild sehen: „Seine Bilder strahlen so viel Lebensfreude aus, und ich finde, er sollte eine Wand, zum Beispiel nahe der Pumptrack-Strecke, bemalen“. Umrahmt wurde die Vernissage von dem Gitarristen Gaetano Siino.