Wutöschingen Kleinere Volkshochschulen (VHS) haben es in der Bildungslandschaft nicht gerade leicht. Im Wandel der Zeit bewegen sie sich auf dem schmalen Grat der Erwachsenenbildung zwischen Tradition und Zukunft. Annette Loll, Leiterin der Wutöschinger VHS, gelinge es trotzdem immer wieder, zu den bewährten Kursen neue Anregungen aufzunehmen und umzusetzen. „Ich bin davon überzeugt, dass Volkshochschulen eine wichtige Bedeutung in unserer Gesellschaft haben“, sagt Annette Loll. Ein Blick in das aktuelle Programm für 2025 und 2026 zeigt, dass die Volkshochschule mit der Zeit geht. Ein Beispiel dafür ist eine Kursreihe zum Thema Künstliche Intelligenz. Geführt wird sie von Juan Garcia, der unter anderem Bücher zum Thema KI veröffentlicht. Der Kurs werde ausschließlich online stattfinden.

Neue Angebote der VHS

Die größte Vielfalt an Angeboten der VHS in Wutöschingen gebe es zum Themenkomplex Gesundheit. „Spitzenreiter sind hier die Yoga-Kurse von Andrea Kohlpaintner-Scherble, ihre Kurse sind sehr gefragt“, berichtet die VHS-Leiterin, die außerdem die Außenstelle Stühlingen betreut. Einer großen Beliebtheit würden sich ebenfalls die Kochkurse mit Stefan Stritt erfreuen, der für Anfänger in der Küche ebenso ein Angebot bereithält, wie für Hobbyköche, die ihren kulinarischen Horizont erweitern möchten.

Die VHS halte zudem eine ganze Reihe neuer Angebote bereit: Dazu zählt der Workshop „Natur und Umwelt entdecken“, der für Familien mit Kindern ab sieben Jahren geeignet ist. Der Verein Klimenz biete eine Naturerlebnis-Zeit im Artenschutzgebiet Fockeltengraben im Steinatal an. Imkerin, Wildkräuter- und Heilpflanzenpädagogin Mary Tröndle lade zum Hock bei Kaffee und Honigbrot nach Weilheim ein. Sie gebe Einblicke, wie ein Bienenvolk funktioniert. Wer zu Hause sein Bier selbst brauen möchte, bekommt von Matthias Riep Tipps, wie es gelingen kann. Gelebte Inklusion sei in den Herbstferien das Kreativprojekt in Kooperation mit den Caritas-Werkstätten Hochrhein für Kinder mit und ohne Unterstützungsbedarf. Gemeinsam werde mit Holz und Ton gearbeitet. „Ich halte immer die Augen nach neuen Ideen und Kursleitern offen. Irgendwie gelingt es mir immer wieder, neue Angebote ins Programm aufzunehmen“, freut sich Annette Loll. In ihre Überlegungen würden auch immer wieder Rückmeldungen oder Anregungen von Teilnehmern einfließen.

Loll hofft, dass sie einen Mix gefunden hat, der viele Menschen ansprechen wird. Sie habe dabei ebenfalls neue Zielgruppen im Blick, die das Angebot bisher noch nicht für sich entdeckt haben. Ihr Fokus liege auf der Altersgruppe der 20- bis 40-Jährigen. Der Leiterin sei jedoch bewusst, dass Begegnungen heute eher in digitalen als in analogen Räumen stattfinden. Für diese Menschen gelte es, die Möglichkeiten und Chancen der realen Begegnungen attraktiv zu gestalten.

Leiterin nutzt das Angebot selbst

Wenn es ihre Zeit erlaubt, nimmt Loll selbst an Kursen teil: „Englisch für Reisende hat mich dazu inspiriert, wieder englischsprachige Bücher zu lesen“, erzählt sie. Beim neuen Programm würde sie selbst gerne endlich einmal die Gelegenheit nutzen, den Workshop für Öffentlichkeitsarbeit im digitalen Zeitalter zu besuchen. Dabei gehe es unter anderem um Chancen und Risiken bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz für Vereine und Institutionen. Als naturverbundener Mensch finde sie zudem Kurse interessant, in denen diese Themen, möglichst draußen, behandelt werden. Die kleinen Volkshochschulen sieht sie, trotz Unterstützung durch das Landratsamt und den Verband, mit zunehmend größerem bürokratischem Aufwand belastet. Immer neue Verfügungen und rechtliche Vorgaben seien im Alltag einer VHS zu berücksichtigen. Trotzdem ist sie weiterhin davon überzeugt: „Erwachsenenbildung ist ein wichtiger Faktor. Wir bieten bei unseren über 60 Kursen einen niedrigschwelligen Zugang bei geringen Kosten für die Teilnehmer. Hier kommen Menschen zusammen, tauschen sich aus und lernen voneinander.“ Gerade in einer digitaler werdenden Gesellschaft seien persönliche Begegnungen wichtig.