„Wir haben eine kleine und feine Notaufnahme“, sagt Anastasios Chatzikonstantinou selbstbewusst. Der Facharzt für Neurologie ist Professor und Ärztlicher Leiter der Akutneurologie und Frührehabilitation an den Kliniken Schmieder. Dass es diese Notaufnahme überhaupt gibt, ist zumindest in der Bevölkerung nicht wirklich bekannt.

„Kann ich bei einem Schlaganfall nach einem Notruf gleich hier anfahren?“, möchte Franz Scheppe wissen. Der Gemeinderat ist zusammen mit Kollegen und Ortschaftsräten aus Hegne anlässlich einer gemeinsamen Sitzung in das Allensbacher Stammhaus der Kliniken Schmieder gekommen. „Die Frage von einem Ur-Allensbacher wie Franz Scheppe zeigt, dass wir keine Ahnung haben“, sagte Bürgermeister Stefan Friedrich selbstkritisch.

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Chatzikonstantinou bestätigt diese Einschätzung: „Für die Akutversorgung haben die Kliniken Schmieder eine relativ geringe Wahrnehmung in der Bevölkerung von Allensbach und Umgebung. Das mag wohl daran liegen, dass aus historischen Gründen Schmieder sehr stark mit Rehabilitation und nicht mit Akutmedizin in Verbindung gebracht wird“, erläuterte er.

Wenn jede Minute zählt, wäre jeder Umweg falsch

„Wir können in Allensbach alle neurologischen Notfälle behandeln und das ziemlich schnell. Wir können so alle Phasen der Neurologie abdecken. Das hat den Vorteil, dass wir den Patienten über den gesamten Verlauf betreuen können“, betonte der Ärztliche Leiter. Kurze Wege und schnelles Handeln sind etwa bei einem Schlaganfall sehr wichtig.

„Da muss man besonders schnell sein. Jede Minute zählt. Da wäre jeder Umweg falsch“, sagte er. Gängig sei der englische Spruch „Time is brain“, also „Zeit ist Hirn“. Schlaganfall ist der Oberbegriff für die akute Schädigung von Hirnarealen wegen eines Gefäßverschlusses oder einer Hirnblutung. Dabei beginnen wegen des eintretenden Sauerstoffmangels die Gehirnzellen rasch abzusterben.

Anastasios Chatzikonstantinou, Ärztlicher Leiter der Akutneurologie und Frührehabilitation an den Kliniken Schmieder, erläutert an dem ...
Anastasios Chatzikonstantinou, Ärztlicher Leiter der Akutneurologie und Frührehabilitation an den Kliniken Schmieder, erläutert an dem riesigen Gehirnmodell die Folgen eines Schlaganfalls. | Bild: Nikolaj Schutzbach

Hausärzte können laut Chatzikonstantinou über eine spezielle Telefonnummer mit der Notaufnahme in Verbindung treten, was auch genutzt werde. Auch die Leitstelle in Radolfzell wisse Bescheid. „Aber in der Realität ist es dort oft anders“, sagt er bedauernd.

Eine gute Nachricht hat Paul-Georg Friedrich, Vorsitzender der Geschäftsführung: „Die Notaufnahme steht allen privat und gesetzlich Krankenversicherten zur Verfügung.“ Friedrich ist der Sohn von Dagmar Schmieder, die vor ihm über drei Jahrzehnte lang die Geschicke der Kliniken Schmieder geleitet hat.

So ist die Notaufnahme der Klinik ausgestattet

Die Notaufnahme ist rund um die Uhr besetzt. Sie verfügt über zwei Betten, die mit Monitoren überwacht werden. Darüber hinaus stehen unter anderem Geräte für die Beatmung und zum Absaugen bereit. Es ist ausreichend Platz, so dass vier Pflegekräfte und Ärzte gleichzeitig einen Patienten versorgen können. Es gibt auch einen mobilen Röntgenapparat, der auch bei Bedarf im gesamten Haus eingesetzt wird.

Im Vordergrunddienst sind immer zwei Neurologie-Assistenzärzte (einer im Intensivdienst, einer im Hausdienst) verfügbar. Den Hintergrunddienst bilden ein Facharzt für Neurologie und ein Facharzt für Innere Medizin. Diese können von zuhause aus auf Patientendaten zugreifen. Sollte es notwendig werden, kommen sie in die Klinik. Die Radiologie mit Computertomografie (CT) und Kernspintomografie (MRT) ist ebenfalls rund um die Uhr besetzt.

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„Wenn wir sehen, dass ein internistisches Problem vorliegt, dann verlegen wir. Aber die Erstversorgung werden wir natürlich machen, ebenso Reanimationen und Intensivmedizin. Unsere Notaufnahme liegt mitten in der Intensivstation, daher haben wir diese Patienten immer im Blick“, betonte Chatzikonstantinou.

„Im Durchschnitt behandeln wir etwa zwei Notfälle am Tag, eingerechnet der internen“, berichtete er. „Bandscheibenvorfälle, das sind fiese Schmerzen, können wir nicht operieren, was auch oft nicht notwendig ist. Wir können diese konservativ behandeln. Aber wenn wir sehen, dass da ein größerer Schaden ist, leiten wir den Patienten weiter“, ergänzte er.

Bei diesen Symptomen sollten Sie in die Notaufnahme

„Wenn Sie ein akutes Anliegen haben, können sie direkt zu uns kommen, etwa weil sie plötzlich einen lahmen Arm haben oder eine aufsteigende Lähmung spüren oder starken Schwindel verspüren, dann können sie zu jeder Tages- und Nachtzeit zu uns kommen, auch ohne Überweisung“, erläutert Sabine Schwörer, Geschäftsleiterin am Standort Allensbach.

Anastasios Chatzikonstantinou erzählte von einem Patienten, der nicht unbedingt als Vorbild genommen werden sollte. Dieser war nämlich mit einem Schlaganfall von Radolfzell nach Allensbach geradelt. „Abenteuerliches erleben wir immer wieder“, erklärte der Ärztliche Leiter.

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Behandelt werden in Allensbach neurologische Notfälle wie Schlaganfall, epileptische Anfälle, Hirnhautentzündungen und Multiple Sklerose. Eine Abklärung aller neurologischen Erkrankungen ist möglich, ebenso wie umfangreiche Behandlungen bei Schlaganfall, Parkinson und Epilepsien, was auch vom Medizinischen Dienst regelmäßig kontrolliert wird.