In den ersten beiden Corona-Jahren mussten viele Brautpaare ihre Hochzeit verschieben, weil eine größere Feier nicht möglich war. Rennen Ihnen die Hochzeitswilligen jetzt die Tür ein?

Absolut. Dieses Jahr ist definitiv das Hochzeitsjahr. Die meisten Paare haben ihre Hochzeit verschoben und versuchen das dieses Jahr jetzt irgendwie hinzubekommen. Sprich, viele sind auch bereit, ihre Feier unter der Woche zu machen. Wir als Hochzeitsredner haben gerade viele Anfragen für unter der Woche, und nicht nur für die Wochenenden, wie es eigentlich klassisch ist. Das läuft dieses Jahr sehr gut.

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Haben Sie das Gefühl, dass freie Trauungen gerade im Trend sind?

Ich mache das jetzt schon seit drei Jahren und habe schon das Gefühl, dass es in gewisser Weise ein Trend ist. Früher war es ganz normal, in der Kirche zu heiraten. Jetzt wenden sich einfach zum einen immer mehr Menschen von der Kirche ab. Zum anderen wollen viele bei der Hochzeit einfach sich selbst im Mittelpunkt haben. Also nicht Gott oder die Bürokratie beim Standesamt, sondern die eigene Geschichte und die eigenen Wünsche sollen im Mittelpunkt stehen. Sprich, eine besondere Location oder besondere Dekoration. Das kann man natürlich besonders gut bei einer freien Trauung umsetzen.

Wie läuft denn so eine freie Trauung ab?

Sehr individuell. Es gibt natürlich ein Grundgerüst, das ich meinen Pärchen auch immer vorschlage, aber grundsätzlich ist alles offen.

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Also die Pärchen können Elemente weglassen, die ich ihnen vorschlage, sie können aber auch zusätzlich eigene Elemente einbringen. In der Kirche gibt es beispielsweise Fürbitten. Es gibt in der freien Trauung etwas, was ich gute Wünsche nenne. Da haben Trauzeugen oder Hochzeitsgäste die Möglichkeit, dem Pärchen etwas in die Ehe mitzugeben.

Das wäre beispielsweise eines dieser Elemente, von denen ich gesprochen habe. Das kann man mit reinnehmen, man kann es weglassen oder ändern. Wenn das Pärchen zum Beispiel zwar religiös ist, aber trotzdem eine freie Trauung möchte, dann kann man stattdessen auch Fürbitten daraus machen.

Bringt eine freie Trauung eigentlich irgendeine rechtliche Verbindlichkeit mit sich oder geht es dabei einfach nur um die Zeremonie?

Genau, es geht einfach nur um die Feier und die Zeremonie. Ich hatte auch schon Pärchen, die rechtlich gar nicht geheiratet haben. Vor dem Staat gelten sie dann weiter als ledig.

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Wie wird man denn Hochzeitsrednerin?

Hochzeitsredner kann grundsätzlich jeder werden. Ich bin da auch so reingeschlittert. Eigentlich bin ich Lehrerin. Ich war Gast auf einer freien Trauung von Freunden und die haben da so viel Zeit, Liebe und Mühe reingesteckt und dann war die eigentliche Zeremonie am Ende einfach nur schlecht gemacht.

Ich hab mir dann im Nachhinein überlegt, was ich hätte besser machen können, und so war die Idee geboren, selbst Hochzeitsrednerin zu werden. Ich habe eigentlich schon länger gedacht, dass das gut zu mir passen könnte. Diese positiven Vibes und das Reden, ich rede gerne und viel.

Es war dann aber erst mal nur eine Idee, bis mich viele Freunde darin bestärkt haben. Als die nächsten Freunde von uns dann geheiratet haben und eine freie Trauung wollten, habe ich ihnen angeboten, das für sie zu machen.

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Nach einem Jahr habe ich das Ganze dann auf professionelle Beine gestellt und ein Zertifikat gemacht bei „Martin redet“. Das ist einer der renommierten Redner bei uns in Deutschland. Und jetzt traue ich dieses Jahr tatsächlich insgesamt 18 Pärchen.

Das klingt nach einem straffen Pensum. Wie viel Zeit fließt in die Vorbereitung einer solchen Trauung?

Die Zeremonie an sich nimmt tatsächlich den kleinsten Teil ein. Davor geht es darum, das Pärchen kennenzulernen, Gespräche zu führen, die Rede zu schreiben, zu verbessern und einzuüben. Dann gilt es natürlich Absprachen mit allen anderen Beteiligten zu treffen.

Am Hochzeitstag muss ich natürlich früher da sein, dazu kommen noch Fahrzeiten, also ich würde schätzen, das sind 40 Stunden pro Trauung.

Hochzeitsrednerin Katharina Ellfeldt bei der Trauung von Stefan und Caroline Bauer am Bärenschlössle in Freudenstadt.
Hochzeitsrednerin Katharina Ellfeldt bei der Trauung von Stefan und Caroline Bauer am Bärenschlössle in Freudenstadt. | Bild: Corina Beha

Nochmal zurück zu ihrem Werdegang: Sie hatten erwähnt, dass Sie ein Zertifikat gemacht haben. Wie genau sieht denn die Ausbildung zur Hochzeitsrednerin aus?

Das war ein Kompaktkurs in Stuttgart. Da war ich zwei komplette Tage, in denen wir die ganzen Basics gelernt haben. Mein Mentor Martin Fett ist auch weiterhin für mich zuständig und steht mir immer zur Seite, wenn ich irgendwelche Fragen habe.

Ich habe auch die große Ehre, dass ich zwei solche Seminare auch schon selbst als Ausbilderin begleiten durfte.

Wurden Sie selbst auch frei getraut?

Ich selber bin standesamtlich verheiratet. Das ist aber etwas, was wir noch angehen werden.

Wie ist das für Sie, diese Brautpaare zu begleiten?

Wunderschön. Die Pärchen sucht man sich selber aus. Nicht jedes Pärchen, das man kennenlernt, traut man am Ende auch immer.

Die Pärchen erzählen mir ja ganz viele persönliche Dinge und da muss einfach von beiden Seiten die Vertrauensbasis stimmen. Für mich ist es zum Beispiel sehr schwierig, wenn ich einem Pärchen gegenübersitze, bei dem ich das Gefühl habe, sie sind nicht so offen oder ich muss ihnen alles aus der Nase ziehen, weil sie mir vielleicht nicht vertrauen.

Deshalb ist nicht jedes Kennenlernen automatisch ein Vertragsabschluss. Fest steht aber, dass mit jedem Pärchen eine freundschaftliche Basis entsteht. Mit vielen habe ich auch noch Kontakt.

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Sind Sie dann auch immer auf der Hochzeitsparty dabei?

Nein. Das möchte ich nicht. Eine Hochzeit geht ja immer sehr lang. Da ist dann die Frage, was spreche ich mit den Gästen. Ich habe ja keine Übereinstimmungen, außer, dass ich die Rede gehalten habe. Das Thema ist nach einer Viertelstunde durch und dann bin ich für mich alleine und das ist dann irgendwie zäh.

Was ist für Sie das Schönste an diesem Job?

Man ist nur von positiven Emotionen umgeben. Das ist nochmal was anderes als in der Schule, wo man ja auch mit Enttäuschungen und negativen Emotionen konfrontiert wird.

Haben Sie auch Stammkunden, die schon zum dritten Mal bei Ihnen heiraten?

(lacht) Das habe ich nicht, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass das ein oder andere Pärchen zum Stammkunden wird, zum Beispiel wenn Sie Kinder bekommen und eine Willkommensfeier machen möchten oder sich die Ehe jährt.

Fragen: Dominique Hahn