Die Spurensuche sei schwierig gewesen. Der verheerende Brand am Abend des 31. Juli 2018 hatte nicht nur das historische Hofgut Hof Balisheim in Gaienhofen zerstört. Auch viele Spuren, die auf die Brandursache hindeuten können, sind ebenfalls verbrannt.

Dementsprechend wage formulieren der Diplom-Ingenieur Gerhard Englaender und Chemikerin Nadine Wolters ihr Gutachten vor dem Konstanzer Landgericht. Während dem dritten Prozesstag wurden die Brandursache und die Laborergebnisse von Erdproben sowie Wischproben und Kleidung des Angeklagten behandelt.

Brandstiftung ist viel wahrscheinlicher als ein technischer Defekt

Laut Gerhard Englaender sei eine „irgendwie geartete Inbrandsetzung“ wesentlich wahrscheinlicher als ein technischer Defekt. Dennoch ließe es sich nicht vollständig ausschließen. Allerdings gäbe es viel, was gegen einen technischen Fehler sprechen würde.

„Im Sicherungskasten haben wir keine Hinweise gefunden, dass es eine technische Störung gab“, erklärte der Sachverständige. Ebenfalls hatten Zeugen berichtet, dass der Strom oberhalb des Brandherdes bis kurz vor Entdeckung des Feuers noch funktioniert habe. Auch dies spreche gegen einen Fehler im Stromnetz als Brandursache.

Ein Brand zerstörte in der Nacht vom Dienstag, 31. Juli, auf Mittwoch, 1. August, das historische Hofgut Balisheim in Gaienhofen. Die ...
Ein Brand zerstörte in der Nacht vom Dienstag, 31. Juli, auf Mittwoch, 1. August, das historische Hofgut Balisheim in Gaienhofen. Die Feuerwehr war bis zum Mittwochmittag mit Löscharbeiten beschäftigt. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Ob es sich hingegen um gezielte Brandstiftung handle oder doch nur eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe den Brand ausgelöst hat, ließ sich nicht eindeutig klären. Der Sachverständige erklärte, dass es nicht ganz so einfach sei, allein durch eine brennende Zigarette auf den Boden solch ein Feuer zu entfachen.

Möglich sei es dennoch. Mit Hilfe eines Brandspürhundes sei kurz nach dem Brand nach Kraftstoffen gesucht worden. Mehrere Proben gingen ins Labor.

Chemische Proben weisen Benzinrückstände nach

An mehreren Stellen habe man in den genommenen Erdproben Benzin gefunden. Ob diese von den Landmaschinen auf dem Hof stammte, ließe sich nicht sagen, so Chemikerin Nadine Wolters. Untersucht wurden auch die Hände und die Hose des Angeklagten.

Hier seien die Proben negativ gewesen, also man habe keine Kraftstoffrückstände gefunden. Allerdings betonte Wolters, dass dies nicht bedeute, dass es nicht Spuren gegeben haben könnte. „Benzin ist ein sehr flüchtiger Stoff, bereits nach kurzer Zeit ist er verdunstet, vor allem auf warmer Haut“, erklärte die Chemikerin.

Ein Brand zerstörte in der Nacht vom Dienstag, 31. Juli, auf Mittwoch, 1. August, das historische Hofgut Balisheim in Gaienhofen. Die ...
Ein Brand zerstörte in der Nacht vom Dienstag, 31. Juli, auf Mittwoch, 1. August, das historische Hofgut Balisheim in Gaienhofen. Die Feuerwehr war bis zum Mittwochmittag mit Löscharbeiten beschäftigt. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Der Prozess wird nächste Woche fortgesetzt. Der leitende Ermittler sowie der psychologische Gutachter werden noch ihre Aussage machen müssen. Abschließend folgen die Plädoyers dr Staatsanwaltschaft und des Anwalts Björn Bilidt aus Radolfzell.

Dieser zeigt sich mit dem Verlauf der Verhandlung bisher sehr zufrieden. Denn bisher habe es keine wasserdichten Beweise für eine Beteiligung seines Mandanten gegeben. Dem 43-Jährigen aus Paraguay wird versuchter Mord in neun Fällen sowie schwere Brandstiftung zur Last gelegt.

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