Ulrike Blatter

Normalerweise fasse ich an Silvester keine guten Vorsätze. Diesmal war es jedoch anders: Ich hatte eine Geschichte aus der Schublade mit unveröffentlichten Ideen hervorgekramt und mich mit dem Stoff auseinandergesetzt. Ab Januar wollte ich dann endlich diesen Roman schreiben und nichts und niemand würde mich aufhalten!

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Einige von Ihnen erinnern sich vielleicht, dass ich im Januar an einem improvisierten Schreibplatz im Wohnzimmer saß, da mein Büro nach Wasserrohrbruch einige Wochen lang eine Baustelle war. Auch im Februar saß ich noch dort. Dann kam Corona und unsere Kinder strandeten bei uns, da sie nicht, wie geplant, umziehen konnten. Ich hatte also auf einmal jede Menge zu tun: meine Arbeit für die Telefonhotline, den Fünf-Personenhaushalt managen und tägliche Telefonate mit den Eltern kosteten Zeit und Energie. Außerdem legte ich ein Hochbeet an.

Keine akzeptablen Entschuldigungen

Aber sind das akzeptable Entschuldigungen dafür, dass ich nichts zu Papier brachte? Eine Kollegin hat zwei kleine Kinder und auch noch eine Katze, die sich öfters mal auf der Tastatur räkelt. Außerdem ist der Ehemann bekennender Nicht-Leser. Diese Kollegin hat während des Lockdowns einen ganzen Roman geschrieben. Beschämt stehe ich vor diesem Ausbund an Schaffenskraft und mir fehlt sogar die Entschuldigung, dass mein Hund sich auf die Tatstatur gelegt hat. Ok, er war kürzlich krank und hat mich zwei Nächte lang auf Trab gehalten (ich erspare Ihnen die Details). Auch in diesen Nächten habe ich nichts geschrieben – aber einen wunderbaren Sternenhimmel über Gottmadingen bewundert und in aller Frühe mit der Zustellerin, die den SÜDKURIER austrägt, einen Schwatz gehalten. Aber leide ich wirklich unter einer Schreibblockade? Ich schreibe immerhin diese Kolumne und dann kam diese Einladung zu einem Wettbewerb. 15 Seiten zu einem vorgegebenen Thema wurden pünktlich zum Abgabetermin fertig. Dann ein biografisches Büchlein im Ghostwriting, an dem ich zwei Wochen schrieb. Ganz zu schweigen von Blogbeiträgen und Interviews.

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Geschrieben habe ich also ununterbrochen. Lediglich nichts für meinen Roman. Nächste Woche fange ich aber an. Versprochen! Und ich bin jetzt schon gespannt, welche Rolle ein Virus, ein Hochbeet, ein Hund mit Durchfall und eine Zeitungszustellerin spielen werden.