Eine viel befahrene Ortsdurchfahrt für Wochen zu sperren gleicht einem Abenteuer. Daran hatten die Vertreter des Freiburger Regierungspräsidiums (RP) und der Gemeinde Gottmadingen schon weit im Vorfeld keinen Zweifel gelassen. In einem Dorfgespräch konnten sich die Bürger ausführlich über die einzelnen Bauabschnitte der insgesamt eineinhalb Jahre dauernden Erneuerung informieren.

Seit Jahren ist bekannt, dass die Bundesstraße 34 im Ortskern sanierungsbedürftig ist. Und weil das nicht nur die Fahrbahndecke, sondern auch die Versorgungsleitungen unter der Erde betrifft, nehmen das Land und die Gemeinde die Großbaustelle gemeinsam in die Hand. Es werde zu Beeinträchtigungen kommen. Darauf hatten Bürgermeister Michael Klinger und Melanie Wolfer vom RP ohne Umschweife hingewiesen. Aber auch darauf, dass die Sanierung nicht zum Selbstzweck geschehe, sondern für die Bürger.

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Jetzt ist es so weit. Pünktlich zum 18. September wurden die rot-weißen Absperrungen zwischen der Kirchstraße und der Hilzinger Straße aufgestellt. Am Dienstag rollten die ersten Lastwagen an. Schon Tage vorher standen die Umleitungsschilder an der Singener Waldfriedhofkreuzung und beim Abzweig nach Ebringen einsatzbereit am Straßenrand. Zum Wochenbeginn mussten nur noch die roten Aufkleber entfernt werden. Und dann ging außer dem Fußgänger- und Radverkehr im Ortskern nichts mehr.

Im ersten Schritt erneuert die Gemeinde die marode Wasserleitung, die in der Mitte der Straße liegen. Etwa sechs Wochen werde das dauern, hatte es bei der Bürgerinformation geheißen. Jetzt trafen sich die Beteiligten zu einer Detailbesprechung auf der Baustelle. Unterdessen konnte man beobachten, wie der Durchgangsverkehr mit den Umleitungen zurechtkam.

Handel hat weniger Laufkundschaft

Am Knotenpunkt vor dem alten Rathaus rollten die Fahrzeuge aus Singen, die nicht schon vor dem Industriegebiet über die Gewerbestraße ausgewichen waren, in die Hilzinger Straße und von dort am Bahnhof vorbei über die Johann-Georg-Fahr-Straße wieder auf die B34. Hier ist das erhöhte Verkehrsaufkommen deutlich zu spüren. Dagegen herrscht zwischen der St.-Georg-Straße und der Kirchstraße beinahe himmlische Ruhe. Das erleben die anliegenden Einzelhändler bereits am zweiten Tag der Sperrung.

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Bianca Quecke von der Metzgerei Bechler hat schon am Vormittag Brötchen abbestellt, weil die Laufkundschaft ausgeblieben ist. Der Durchgangsverkehr aus Bietingen wird ja bereits über die Randegger Straße oder die Johann-Georg-Fahr-Straße umgeleitet und kommt somit gar nicht an der Metzgerei vorbei. „Für manche ist die Beschilderung etwas missverständlich“, meint sie, weil die sich nicht als Anlieger verstehen würden. Dabei seit der Zugang bis zu Kirchstraße ja frei. Vor allem älter Kunden hätten Sorge, dass sie zu weit laufen müssten. „Wir hoffen, dass es sich nach zwei oder drei Tagen herumgesprochen hat, dass wir erreichbar sind“, sagt sie.

Geschäftsleute finden den Hinweis „Anlieger frei“ irreführend für Laufkundschaft. Einige Autofahrer glauben den Schildern ...
Geschäftsleute finden den Hinweis „Anlieger frei“ irreführend für Laufkundschaft. Einige Autofahrer glauben den Schildern trotzdem nicht. | Bild: Trautmann, Gudrun

Gegenüber sortiert Nicoletta Zelujec im Geschäft von Anna Russo den Schmuck. Sie macht sich keine Sorgen um ihre Kundschaft. „Wir haben unsere Stammkunden informiert“, sagt sie. „Sie wissen, wie sie uns erreichen können.“ Ein wenig irritiert sei sie aber von der Beschilderung. Immer wieder sieht man Fahrzeuge mit fremden Kennzeichen in der Kirchstraße wenden. Irren ist menschlich, und vielleicht gibt es ja trotz des Durchfahrtsverbots doch noch ein Durchkommen. Dass das nicht so ist, muss sich erst herumsprechen.

Nicoletta Zelujec vom Schmuckgeschäft Anna Russo ist überzeugt, dass ihre Stammkundschaft trotz Baustelle noch zu ihr kommen wird.
Nicoletta Zelujec vom Schmuckgeschäft Anna Russo ist überzeugt, dass ihre Stammkundschaft trotz Baustelle noch zu ihr kommen wird. | Bild: Trautmann, Gudrun

Heinz-Dieter Restle vom Gottmadinger Tiefbauamt ist auch schon auf die Umleitungen angesprochen worden. Aber er lobt das Vorgehen des Regierungspräsidiums, das sich intensiv mit den Umleitungen auseinandergesetzt habe, um einen möglichst reibungslosen Verkehrsfluss zu ermöglichen.