Weinende und lachende Menschen, geschminkte Gesichter und eine Hüpfburg – was an Kindergeburtstag erinnert, ist tatsächlich ein Musikfestival großen Maßstabs im Bodenseestadion. Nach dreijähriger Zwangspause startete dort das Campus-Festival in neuer Größe.

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Vom kleinen zum großen Fest

Ursprünglich familiär und eintägig konzipiert, wurde die Ticket-Anzahl nach dem Wegfall der Corona-Regelungen drastisch erhöht. Dass das Probleme mit sich bringt, findet Festivalbesucher Felix Storz aus Singen nur logisch. „Die Organisation war pures Chaos. Da merkt man, dass sie von ein paar tausend Fans plötzlich aufgestockt haben.“ Bereits beim Einlass sei die Lage mit der Menschenmenge äußerst angespannt gewesen.

Das sei auch gegen Ende des Abends so gewesen, berichtet er, auch um die zusätzliche Atlantis-Bühne herum. „Unsere Freunde waren vorgegangen, um sich Majan anzuhören. Wir wurden dort kurz danach nicht mehr hereingelassen.“ Erfahrungen, die auch Luisa Ostertag machte: „Die Shuttle-Busse waren komplett überfüllt. Man merkt den Veranstaltern die lange Corona-Pause an.“

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Einige organisatorisch-technische Probleme

Auf dem Gelände gab es weitere Tücken, wie Ostertag ergänzt: „Wir konnten unsere Bändel noch nicht aufladen“. Da auf Bargeld komplett verzichtet werden sollte, musste Guthaben auf die Eintrittsbändel geladen werden. Sonst konnte man nichts kaufen. Für viele Gäste war jedoch zunächst unklar, wo man aufladen konnte.

„Es ist unser erstes Festival nach Corona, aber die Infos bezüglich Shuttles und Geld-Aufladung waren schlecht zu finden“, ärgert sich Katja Müller, die übers Wochenende aus Stuttgart angereist ist. „Man hätte damit rechnen können, dass so viele Leute kommen“, sagt sie mit Blick auf die gelockerten Regelungen. Das machte sich beim Bier bemerkbar, denn am Freitag um 10 Uhr war plötzlich Schluss. „Nachdem ich eine Stunde anstehen musste, hieß es, es gibt kein Bier mehr“, seufzt Jonas Richter.

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Tolle Atmosphäre und super Bands

Trotzdem sind sich alle einig, dass die Atmosphäre auf dem Gelände selbst sehr gut war. Neben Imbissbuden, Bühnen mit Impro-Theater und großem Unterhaltungsangebot, war es eben die Musik, die restlos überzeugte. „Trotz aller Schwierigkeiten beim Rein- und Rauskommen, kann ich für die Bandauswahl 10 von 10 Punkten geben“, lacht Noemi Heilmann.

Das liegt aus ihrer Sicht am Auftritt einer Gruppe: „Provinz war mein Höhepunkt heute. Ich kenne sie persönlich. Sie kommen aus unserem Dorf.“ Aber auch die Wehmut, wieder zurück zur Normalität zu kommen, ist erkennbar. So schwärmt Richter: „Es ist toll, nach zwei Jahren wieder unter so vielen Leuten sein zu können.“

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Sehnsucht der Musiker nach Publikum

Eine Sehnsucht, die auch die Musiker zum Ausdruck bringen. „Ich wusste nicht mal mehr, was mir fehlte“, sagt der Schweizer Sänger Faber. Henning May, Front-Mann der Gruppe AnnenMayKantereit, bringt es auf den Punkt: „Es tut so gut, wieder hier zu sein.“ Für die meisten Künstler ist es der Auftakt zur ersten Festival-Saison seit 2019. Nach so langer Zeit kann über manche Fehlplanung hinweggesehen werden. Die Konstanzerin Annika Kolberg sagt: „Die Organisation ist ausbaufähig, aber dafür ist die Stimmung super.“ Der Veranstalter war am Wochenende für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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