Als am Samstagabend so gegen 22 Uhr dunkle Wolken und heftiger Wind über Konstanz aufziehen, ergreifen die meisten Menschen entlang des Seerheins zum Teil panikartig die Flucht. Dort, wo vorher noch Dutzende von Gruppen beieinander saßen, Musik hörten, Getränken konsumierten und miteinander sprachen, ist innerhalb weniger Minuten große Leere. Einige Menschen, hauptsächlich Jugendliche und Heranwachsende, versammeln sich in Grüppchen unter der Schänzle-Bücke oder unter Bäumen im Park.

Wind ziegt auf am Seerhein Video: Schuler, Andreas

„Das Wetter hilft uns“, sagt ein Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes KOD, der mit einem Kollegen auf Streife unterwegs ist. „Auch wenn es nur eine halbe Stunde ist. Aber das sorgt dafür, dass hier schnell Ruhe herrscht.“

Auch der KOD war mit drei Zweiergruppen unterwegs.
Auch der KOD war mit drei Zweiergruppen unterwegs. | Bild: Schuler, Andreas
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22 Uhr ist die neuralgische Zeit nicht nur im Herosé-Park, sondern auch am Schänzle. Stichwort gesetzliche Nachtruhe. Auf einem Gelände neben der Wasserschutzpolizei wird offenbar eine Hochzeit gefeiert. Das gesamte Areal entlang des Seerheins wird beschallt von der Tanzmusik. Auf Bitten der Polizei wird es noch vor 22 Uhr schlagartig ruhiger.

Am frühen Abend am Schänzle: Fahrräder und Menschen in Urlaubslaune bestimmen das Bild.
Am frühen Abend am Schänzle: Fahrräder und Menschen in Urlaubslaune bestimmen das Bild. | Bild: Schuler, Andreas

Die Stimmung am Seerhein ist gelassen und entspannt. Offenbar zeigt die Präsenz von sechs Polizeibeamten in hellgelben Westen sowie von sechs KOD-Mitarbeitern, die in drei Gruppen unterwegs sind, Wirkung. Auch das große Unwetter bleibt aus. Es regnet und nieselt zwar kontinuierlich. Doch das stört die, die dort geblieben sind, wenig.

Zwei junge Frauen beobachten die sechsköpfige Polizeistreife, die den ganzen Abend am Schänzle patrouillierte.
Zwei junge Frauen beobachten die sechsköpfige Polizeistreife, die den ganzen Abend am Schänzle patrouillierte. | Bild: Schuler, Andreas

Gegen 23.15 Uhr kommt es zwischen zwei Gruppen laut mehrerer Augenzeugen zu Unruhen, es entsteht eine handfeste Auseinandersetzung mit Schlägen und Tritten. Die sofort herbeieilende Polizei greift ein, bevor es ausarten kann. Eine Bierflasche fliegt. Doch die deeskalierende Vorgehensweise der Polizei sorgt schnell wieder für Ruhe.

Präsenz zeigte die Polizei wie angekündigt überall am Seerhein.
Präsenz zeigte die Polizei wie angekündigt überall am Seerhein. | Bild: Schuler, Andreas

Nun wird der Regen heftiger, der Seerhein lichtet sich zusehends. Langsam legt sich die Nacht über Konstanz. Hier und da sind zwar noch Gelächter und dezente Musik zu hören – doch das ist kaum der Rede wert.

In der Nacht auf Samstag war das noch anders. „Da hat es auch nicht geregnet“, sagt der KOD-Mitarbeiter lachend. „Außerdem hatten wir da noch nicht die große und tolle Unterstützung der Landespolizei wie am Samstagabend.“

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Deutlich mehr Menschen seien am Vorabend am Seerhein unterwegs gewesen, die Stimmung weniger entspannt und weniger ruhig. „Da wird es schwierig, auf die Personen zuzugehen, die zu laut sind. Da ist eher selten Verständnis.“ Einige Anwohner hörten noch gegen Mitternacht lautstarke Musik und konnten kaum schlafen.

Bewohner, die sich nach wie vor mehr Unterstützung wünschen (von links): Thomas Martin, seine Frau Lisa und Matthias Martin.
Bewohner, die sich nach wie vor mehr Unterstützung wünschen (von links): Thomas Martin, seine Frau Lisa und Matthias Martin. | Bild: Schuler, Andreas

Für sie ist die von Stadt und Polizei genannte 50-Meter-Abstands-Regel für Musikgeräte und Verstärker zu Wohngebieten kaum nachvollziehbar. „Die Boxen haben sich doch im Laufe der Jahre weiterentwickelt und haben immer mehr Leistung. Da muss man so ein Gesetz doch auch anpassen“, fordert Thomas Martin, der direkt neben dem Sportplatz Schänzle wohnt.

Die erste Front dunkler Wolken über dem Wollmatinger Ried zog noch an Konstanz vorbei. Diese Menschen genießen den lauen Abend am ...
Die erste Front dunkler Wolken über dem Wollmatinger Ried zog noch an Konstanz vorbei. Diese Menschen genießen den lauen Abend am Schänzle. Gegen 22.30 Uhr kam dann doch der Regen. | Bild: Schuler, Andreas

Auch andere Anwohner berichten von Gruppen in der Nacht von Freitag auf Samstag, die bis mindestens drei Uhr nachts laut feierten – und ihren Müll zurückließen. „Die Stadtverantwortlichen haben offensichtlich wieder nicht den Stecker gezogen, um die Sache konsequent zu beenden“, sagt Thomas Martin. „Unserer Meinung nach lag das Ausbleiben der lauten Musik in der Nacht auf Sonntag ausschließlich am Regen und den fallenden Temperaturen, weshalb auch kaum Personen vor unseren Häusern zu sehen waren. Das war weder der Verdienst der Stadt noch der Polizei. Eine Gruppe lief lärmend um 1.30 Uhr herum. Das war es aber.“

Herosé-Park leert sich Video: Schuler, Andreas

Die Polizei zieht eine weitgehend positive Bilanz des Wochenendes. Joachim Kleiser vom Präsidium in Konstanz erzählt auf Anfrage: „Es war auf Sonntag insgesamt relativ ruhig, was natürlich auch am Wetter lag.“ Ab 2 Uhr seien die Menschen nach Hause gegangen. „Am Herosé waren nur kleinere Gruppen zu beobachten, die gemütlich feierten.“

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Die Brücke und der Parkplatz am Schänzle habe sich mit dem einsetzenden Regen gefüllt, gegen Mitternacht beobachteten seine anwesenden Kollegen problematisches Klientel, das der Polizei bekannt ist, wie es Joachim Kleiser ausdrückt. „Es kam zu Streitigkeiten und Auseinandersetzungen, wir mussten zwei Jugendliche in Gewahrsam nehmen.“

Polizei-Streife am Seerhein Video: Schuler, Andreas

Trotzdem geht er davon aus, „dass unsere ständige Präsenz und die Mannstärke dafür gesorgt haben, dass die Situation nicht so ausartete wie zwei Wochen zuvor“. Damals feierten rund 3000 Menschen eine über die sozialen Netzwerke organisierte Party mit lauter Musik, entlang des Seerheins hinterließen sie Müllberge und Scherbenhaufen.

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Grundsätzlich gehe es der Polizei ja nicht darum, Feiern zu verhindern, „wir möchten nur, dass es gesittet zugeht und es zu keinen Störungen kommt. Wenn deeskalierendes Verhalten der Polizei dazu führt, dass die Stimmung trotzdem gelassen, aber ruhig bleibt, dann ist allen geholfen“.

Die neuen Sitzgelegenheiten am Webersteig werden noch nicht wirklich gut angenommen.
Die neuen Sitzgelegenheiten am Webersteig werden noch nicht wirklich gut angenommen. | Bild: Schuler, Andreas

Jugendliche, die direkt neben einer handfesten Auseinandersetzung unter der Schänzlebrücke saßen, haben für die Polizei ein Lob parat: „Die Präsenz war wichtig“, sagen sie. „Und auch die Tatsache, dass sie sofort eine Person herausholen und fixieren konnten, hat geholfen.“ Geschockt war eine junge Frau, „dass sofort eine Flasche in Richtung Polizei geflogen und auf dem Weg zerbrochen ist“.

Dunkle Wolken über dem Seerhein.
Dunkle Wolken über dem Seerhein. | Bild: Schuler, Andreas

Mit diesem Verhalten habe die gute und ausgelassene Stimmung mit Bongo-Trommlern und Fackel-Tänzern schlagartig geendet. „Wir sind sofort heim, weil wir mit denen nichts zu tun haben wollten“, sagt die junge Frau. Auch zahlreiche Scherben am Sonntagfrüh zeugten von einer Partynacht, die trotz einer merklichen Beruhigung negative Auswirkungen hatte.