Nein, das ist nun wirklich keine Schnapsidee. In diesem Jahr fällt aus Gründen der Pandemie das Konstanzer Oktoberfest bekanntermaßen aus. So weit so gut beziehungsweise so schlecht. Je nach Sichtweise. Festwirt Hans Fetscher und sein Team machen nun einfach aus der Not eine Tugend – und bieten digitale Bierseligkeit an: Kann der Gast nicht aufs Oktoberfest kommen, dann kommt das Oktoberfest eben zum Gast.
Auf Neudeutsch dürfte das analog zum Homeoffice Homesaufing heißen. Wenn man daheim schon alleine erfolgreich arbeiten kann, dann wird man sich wohl noch in den eigenen vier Wänden erfolgreich einen hinter die Binde kippen können. Das wäre doch gelacht.
Vielleicht lädt man ein paar Freunde via Skype oder Zoom ein – dann kann man dem Bildschirm zuprosten und fühlt sich nicht so alleine. Kopfhörer auf und gemeinsam den Gassenhauer von der Gemütlichkeit und Prosit grölen. Heißa, das wird ein Spaß. Oaclickt is!
Jeder, der sonst auf den Bierbänken bierselig schunkelt, auf den Tischen zur Dicke-Backen-Musik irgendwelcher Alpenmusikanten (die in Wirklichkeit aus Oberschwaben oder dem Rheinland kommen) tanzt oder einfach nur in der synthetischen Krachledernen aus dem Discounter einen ordentlichen Schuhplattler versucht – jeder muss seinem allherbstlichen Hobby in diesem Jahr daheim nachgehen. Ein weiterer praktischer Aspekt: Wenn man im Bett feiert, kann man irgendwann getrost einschlafen. Außerdem: Die Toilette dürfte seltener belegt sein als auf der Festwiese.
Und so soll es funktionieren: Vom 18. September bis 4. Oktober findet das „interaktive Oktoberfest für Dahoim“ in Form eines kostenfreien Streamings der Oktoberfest-Konzerte statt, wie Sharon Kommer von der Fetscher Event & Marketing GmbH in einer Pressemeldung schreibt.
Doch nicht nur das: Das Unternehmen bietet auf seiner Homepage auch noch verschiedene Fress- und Trinkpakete an, die das Oktoberfest-Feeling ins traute Heim zaubern sollen – es soll ja nichts dem Zufall überlassen werden: Wer Paket „Madl“ bestellt, bekommt eigentlich genauso viele Würste, Radi, Brezeln oder Weißwürste wie derjenige, der Paket „Buba“ ordert – nur dass die maskuline Version ein paar Maß Bier, die feminine hingegen Wein beinhaltet.
Immerhin: Schnaps gibt es für Männlein und Weiblein. Paket „Familie“ verzichtet auf die hochprozentigen Spirituosen, hält für den Nachwuchs aber einen Saft parat. Irgendwie beruhigend.

Nehmen wir einmal an, dass das Oktoberfest 2021 wieder auf Klein Venedig stattfinden kann – nämlich vom 17. September bis zum 3. Oktober. Was, wenn die Gäste am Homesaufing Interesse finden und auch im Herbst 2021 die eigenen vier Wände dem Festzelt vorziehen? Ne, vergessen wir das. Was für eine Schnapsidee.