Für das Gute-Zeit-Festival in diesem September kommt es zu spät, aber nächstes Jahr können Freunde der Popmusik wieder auf unvergessliche Momente im Konstanzer Bodensee-Stadion hoffen. Denn der Haupt-, Finanz- und Klimaausschuss des Gemeinderats hat den Weg freigemacht für die dringendsten Sanierungsschritte an der Anlage beim Hörnle. Eine Zustimmung des Gemeinderats am Dienstag, 18. Juli, gilt nach dem einstimmigen Votum als sicher.
Im Stadion gibt es mehr als ein Problem
Das Baurechts- und Denkmalamt musste in der Sitzung einräumen, dass die Probleme insbesondere beim Brandschutz bereits seit August 2022 bekannt waren, damals gab es auch mehrere Ortstermine im Stadion. Die Veranstalter des Campus-Festivals bekamen in der Folge noch eine einmalige und exklusive Genehmigung, weil sie die Defizite auf eigene Kosten und temporär weitgehend ausgleichen können.
Warum aber die tatsächliche Schließung erst im Mai 2023 und auch erst auf eine Anfrage des SÜDKURIER hin allgemein bekannt wurde, blieb in der öffentlichen Sitzung ungeklärt. Oberbürgermeister Uli Burchardt räumte aber gleich zu Beginn der Debatte unumwunden ein: „Das ist nicht gut, wie es gelaufen ist“. Unter anderem waren die Veranstalter des Gute-Zeit-Festivals wenige Monate vor dem lange vorbereiteten Großereignis am 16. September kalt erwischt worden.
Andreas Napel-Auerbach, der Leiter des Baurechts- und Denkmalamts, sah sich veranlasst, jeden Eindruck von willkürlichen Entscheidungen zu zerstreuen. Seine Behörde hatte das Bodensee-Stadion für Veranstaltungen mit über 1000 Besuchern gesperrt. Das hatte weithin für Überraschung und teils auch Verärgerung gesorgt.

Amtsleiter: Das mit den Geländern ist nicht unsere Privaterfindung
Insbesondere die geforderten Geländer an den Treppen zwischen Innen- und Außenbereich des Stadions seien gut zu begründen, so der Amtsleiter. Viele Beobachter hatten sich gefragt, warum diese so wichtig sind. Stadträtin Susanne Heiß (Freie Wähler) berichtet von vielen Konzerten in anderen Stadien, dort habe sie auch keine solchen Handläufe gesehen. Napel-Auerbach dazu: Stabile Abtrennungen müssten sicherstellen, dass einzelne Korridore von höchstens 2,40 Meter Breite entstehen. Sind Treppen noch breiter, könne eine gefährliche „Sturzlawine“ entstehen. Sprich: Viele Menschen könnten hin- oder umfallen, sollte einer ins Straucheln geraten.
Doch wie teuer sind solche Abtrennungen und was braucht es überdies, um das Stadion auf einen ausreichenden Sicherheitsstandard zu bringen? Hier gibt es sogar eine gute Nachricht: Die Experten bei der Stadtverwaltung haben nochmals geprüft und nachgerechnet. Sie kommen nun auf 705.000 Euro inklusive Baunebenkosten. Das ist weniger als die zunächst angepeilte Spanne zwischen 800.000 und 1,2 Millionen Euro und auch weniger als die 750.000 Euro, die der Rat laut OB Burchardt schon einmal bei früherer Gelegenheit fürs Stadion eingeplant hatte.
Die Ränge formen bald kein geschlossenes Oval mehr
Nachdem sich schon vorab alle Fraktionen dazu bekannt hatten, das Stadion wieder Festival-fit machen zu wollen, stimmten auch die Stadträtinnen und Stadträte im Ausschuss einstimmig für die „Sofortmaßnahmen zur sicherheitstechnischen Ertüchtigung des Bodenseestadions“, wie es formal korrekt hieß. In dieser Summe ist auch der Abriss eines Teils der ansteigenden Sitzreihen enthalten. Damit verliert das Stadion zwar einen seiner Wesenszüge, aber durch die Öffnung gibt es sehr viel bessere Fluchtwege geben, und auch Technik kann bald einfacher in den Innenraum gebracht werden.
Frank Schädler aus dem Sportamt sagte, wenn die Stadt Infrastruktur für Großereignisse aufbaue, seien die dadurch begünstigten Veranstalter bereit, sich an den Kosten zu beteiligen: „Zusagen gibt es.“ Nun prüfe die Stadt, wie sie die Anlagen im Schwaketenbad ausbauen kann, um dort auch größere Sportereignisse möglich zu machen. Doch klar ist für Frank Schädler mit Blick aufs Bodensee-Stadion auch: „Wir können und wollen den Sport nicht komplett vor die Tür setzen.“

Kay Brüggemann, einer der Veranstalter des Gute-Zeit-Festivals, zeigte sich am Mittwoch auf Anfrage des SÜDKURIER hoch erfreut über die Perspektive für das Stadion. Gerne wolle er im nächsten Jahr wieder dort das Großereignis mit elektronischer Musik ausrichten. Der Vorverkauf für 2023 laufe nach der von der Stadt ermöglichten Verlegung auf das Areal Klein Venedig wieder sehr gut. „Im Stadion haben wir dann sogar eine Wachstumsperspektive“, freute er sich.