Hier und da ersetzen Spanplatten das Geländer, hindert eine Absperrung am Weitergehen oder deuten Gerüste darauf hin, dass an der Geschwister-Scholl-Schule (GSS) gearbeitet wird. Nach Großbaustelle sieht es auf den ersten Blick aber nicht aus – dabei findet auf dem Campus im Wald die aktuell größte energetische Sanierung der Stadt Konstanz statt. Angelegt war sie auf acht Jahre. „Wahrscheinlich werden es am Ende zehn Jahre sein“, sagt Hochbauamtseiter Thomas Stegmann.

An dieser Stelle in der Schule ist die Baustelle deutlich sichtbar. Insgesamt laufe die Sanierung im Schulbetrieb recht unauffällig, ...
An dieser Stelle in der Schule ist die Baustelle deutlich sichtbar. Insgesamt laufe die Sanierung im Schulbetrieb recht unauffällig, sagt Rektor Thomas Adam. | Bild: Hanser, Oliver

Und das hat seinen Preis. Zuletzt war das Vorhaben auf 24 Millionen Euro für die energetische Sanierung plus vier Millionen Euro für die Entfernung von Asbest-Platten veranschlagt. „Das wird uns nicht mehr reichen“, sagt Stegmann nun dem SÜDKURIER. „Wir haben Mehrkosten von 25 Prozent angemeldet.“ Auch zeitlich werde es bald knapp, denn die Fördergeldgeber, unter anderem das Land Baden-Württemberg, haben Fristen für ihre Zuschüsse gesetzt.

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Doch selbst wenn Geld keine Rolle spielen würde, hat der Baustellenfortschritt Grenzen. „Wir dachten, wir könnten drei bis vier Millionen Euro im Jahr verbauen“, sagt Thomas Stegmann. „Doch auch das ist schwierig, weil den Firmen überall Personal fehlt.“ Dennoch gehen die Arbeiten ganz gut voran, einiges läuft für die Schulgemeinschaft im Verborgenen. Im Keller wurden Leitungen saniert und ersetzt, auch eine neue Heizzentrale hat die Schule bekommen.

Klassen müssen in einen Containerbau ausziehen

Für die Sanierung der Klassenzimmer im laufenden Betrieb müssen zwar immer sechs Klassen vorübergehend in einen Containerbau ausziehen. Doch weil die Schule modular gebaut wurde, kann jeder Trakt saniert werden, ohne dass die anderen Teile der Schule dabei gestört werden.

Während immer sechs Klassenzimmer auf einmal saniert werden, kommen die Schüler und Lehrer in diesem Containergebäude unter. Schulleiter ...
Während immer sechs Klassenzimmer auf einmal saniert werden, kommen die Schüler und Lehrer in diesem Containergebäude unter. Schulleiter Thomas Adam würde es gern auch nach Abschluss der Arbeiten weiter nutzen. | Bild: Hanser, Oliver

„Es hallt ja auch nicht Tag und Nacht ein Presslufthammer durchs Gebäude“, sagt Hochbauamtsleiter Stegmann. Viele Teile wie die alten Trennwände der Klassenzimmer seien leicht abzumontieren. Lärmintensive Arbeiten finden laut Architekt Tobias Strecker vom Konstanzer Architekturbüro Schaudt möglichst nachmittags oder in den Ferien statt. „Die Baustelle im Schulbetrieb haben alle Beteiligten bislang gut hinbekommen“, bestätigt Schulleiter Thomas Adam.

Alle Toilettenanlagen sind saniert, vier von sechs Klassenzimmer-Paketen mit je sechs Räumen – die Planer nennen sie Sixpacks – sind ebenfalls bis Ostern auf dem neuen Stand. Der nächste Abschnitt der Fassadensanierung beginnt Ende März und soll rund 13 Monate dauern. In diesem Zug werden auch weitere Glasdächer energetisch ertüchtigt, unter anderem über der Aula. Aus dem Einfachglas werden Dreifachverglasungen. „Das macht im Sommer einen deutlichen Unterschied, es ist längst nicht mehr so heiß“, sagt Thomas Adam.

Auch das Glasdach über der Aula wird demnächst mit Dreifachglas versehen, sehr zur Freude der bisher schwitzenden Schüler und des ...
Auch das Glasdach über der Aula wird demnächst mit Dreifachglas versehen, sehr zur Freude der bisher schwitzenden Schüler und des Kollegiums. | Bild: Hanser, Oliver

Trotzdem gibt es noch viel zu tun. Die naturwissenschaftlichen Räume entsprechen mit ihren gestuften Sitzen nicht mehr dem Zeitgeist. „Heute liegt der Fokus auf dem praktischen Arbeiten, dafür braucht es Tische auf der Ebene“, erklärt Thomas Adam. Da die Räume nicht viel Platz hergeben, „versuchen wir hier die Quadratur des Kreises“. Auch das Lehrerzimmer soll eine neue Struktur mit flexibel nutzbaren Arbeitsplätzen und Besprechungszonen bekommen.

Das Flachdach bereitet Probleme

Eine große Herausforderung ist die Dachsanierung. „Der erste Abschnitt ist gemacht, aber beim zweiten geraten die Arbeiten ins Stocken“, sagt Thomas Stegmann. Ein Grund für die Verzögerung seien Senkungen des Daches, dazu kamen die allgemeine Baupreissteigerung und die Corona-Pandemie mit den Lieferschwierigkeiten. „Wir haben das Projekt zur ungünstigsten Zeit am Markt platziert“, sagt der Hochbauamtsleiter und ergänzt: „Eine Fassade dieser Größenordnung saniert auch keine Firma um die Ecke.“

Einfaches Glas, alte Rohre und schief hängende Markisen: Hier ist noch einiges zu tun.
Einfaches Glas, alte Rohre und schief hängende Markisen: Hier ist noch einiges zu tun. | Bild: Hanser, Oliver

Obwohl die GSS im Vergleich zu anderen Schulen aus den 1970er-Jahren in einem guten Zustand sei, sagt Architekt Tobias Strecker: „Wir konnten das Gebäude vorher nicht röntgen. Also tauchen überall Dinge auf, mit denen wir nicht gerechnet haben. Es wird jetzt deutlich, dass damals günstig gebaut wurde.“ Die heutigen Anforderungen an Brand- und Lärmschutz sowie Statik und Sicherheit machten das Vorhaben zusätzlich kompliziert. „Zum Beispiel müssen alle Geländer abmontiert, um zehn Zentimeter erhöht und wieder angebracht werden“, so Strecker.

„Alle Geländer müssen abmontiert, um zehn Zentimeter erhöht und wieder angebracht werden“, sagt Architekt Tobias Strecker.
„Alle Geländer müssen abmontiert, um zehn Zentimeter erhöht und wieder angebracht werden“, sagt Architekt Tobias Strecker. | Bild: Hanser, Oliver
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Auch der Denkmalschutz spielt eine große Rolle. Alle Bauteile sollen möglichst originalgetreu erhalten oder ersetzt werden. „Es ist aber nicht so, dass die Schule nach der Sanierung so dasteht wie vorher, nur schöner“, sagt Schulleiter Thomas Adam. „Sie ist dann technisch auf einem viel höherwertigen Stand.“ Dies zeigt auch der Gang in einen fertigen Trakt. Die Klassenzimmer wurden bis auf den Beton zurückgebaut, die Wände ersetzt, digitale Tafeln angebracht und der Boden sowie Akustik und Beleuchtung erneuert.