Seine Songs wie „Lila Wolken“ oder „Verstrahlt“ sind auch jenseits der Rapszene bekannt. Kaum ein deutschsprachiger Rapper hat eine größere Fangemeinde als er. Und er hat auch jenseits seiner Liedtexte etwas zu sagen. Marten Laciny, bald 40 Jahre alt, früherer Profi-Fußballer und zeitweiliges Model, ist eher unter seinem Künstlernamen Marteria oder seinem Alter-Ego Marsimoto bekannt. Und als Marteria kommt er nächstes Jahr erstmals nach Konstanz: Seinen Namen haben die Organisatoren des Campus-Festivals am Mittwochabend, 9. November, bekannt gegeben.
Xhavit Hyseni und Maximilian Schrumpf sind begeistert von der Verpflichtung: „Es wird ein großartiges Festival in einem ausverkauften Bodenseestadion werden“, ist sich Xhavit Hyseni, Organisator der Veranstaltung, sicher. 25.000 Plätze stehen zur Verfügung und mehrere tausend Karten sind bereits verkauft. Direkt nach dem diesjährigen Festival habe der Ansturm begonnen, so Hyseni: „Die Leute vertrauen uns blind und haben Tickets gekauft, ohne zu wissen, wer auftritt“ – offenbar weil sie sich sicher waren, dass es ein attraktives Programm sein würde.

Veranstalter verfolgt Crossover-Konzept
Mit Marteria, der 1982 in Rostock geboren wurde, festigt das Campus-Festival seine Position als Bühne für Bands und Künstler aus dem deutschsprachigen Raum. Wo Marteria dagegen nicht so ganz reinpasst: Seit 2015 war das Campus-Festival immer auch der Ort für Neuentdeckungen von Stars kurz vor dem Durchbruch. Da ist Marteria schon mehr als einen Schritt weiter. Und doch passt er zum Festival: „Wir haben schon immer viele Strömungen zusammengebracht und setzen auf ein Crossover-Konzept“, so Maximilian Schrumpf.

So soll auch das große restliche Programm um Marteria vor allem bunt sein. Auf diesmal vier Bühnen bekommen auch regionale und lokale Künstler eine Chance, möglicherweise wird Theater gespielt, und für 2024 sind die Veranstalter auch wieder mit der Südwestdeutschen Philharmonie im Gespräch. Dabei können sie auf einen guten Namen bauen: „Es gibt in der ganzen Gegend kaum eine Band, die nicht gerne bei uns auftreten würde“, denkt Schrumpf, „aber leider können wir nicht alle nehmen.“

Wird das Campus-Festival also zum neuen Rock am See? Unter diesem Namen war das Bodenseestadion über Jahrzehnte einmal im Jahr eine feste Festival-Adresse, bis das Besucherinteresse so sehr nachließ, dass 2016 die letzte Auflage war. Tatsächlich ist das Campus-Festival inzwischen „die größte Veranstaltung dieser Art in Konstanz und Umgebung“, so Xhavit Hyseni. Allerdings verfolge es, auf zwei Tage angelegt und verwurzelt ist der Studenten-Szene, einen etwas anderen Ansatz. Und ginge es nach ihm, würde es auch weiterhin auf dem Parkplatz der Universität stattfinden – doch der steht wegen Bauarbeiten nicht mehr zur Verfügung.
Dieses Jahr gab es einige Probleme
Aus den Pannen bei der Premiere im Stadion haben die Organisatoren gelernt, wie sie gegenüber dem SÜDKURIER beteuern. Im Mai war es teilweise zu chaotischen Szenen gekommen, weil es am Einlass nicht gut voranging, das bargeldlose Bezahlen der Getränke nicht klappte und teilweise drangvolle Enge herrschte. Einige Besucher sprachen von großer Angst vor Gedränge und einer möglichen Massenpanik. Auch die Vermüllung am Hörnle erregte schwere Kritik.

Nächstes Jahr wird an den Getränke- und Essensständen ganz klassisch mit Bargeld bezahlt, die Organisatoren wollen zusätzliche Flächen als Rückzugsräume zum Ausruhen einrichten, und bei den beiden reibungslos abgelaufenen Großkonzerten mit den Ärzten und den Toten Hosen habe man gesehen, dass ein Ansturm von 25.000 Menschen gut zu bewältigen sei. Auch Partner wie Sicherheitsdienste seien inzwischen wieder eingespielt, während im vergangenen Mai, nur wenige Wochen nach Lockerung der Corona-Regelungen, diese Routine allen Beteiligten noch gefehlt habe.
Um den Vorverkauf machen sich Hyseni und Schrumpf indessen keine großen Sorgen: „Es wird ausverkauft sein“, sind sie überzeugt. Eine große Rolle spielen die nächsten Wochen, denn Festival-Karten sind ein beliebtes Geschenk. Freilich macht ein Marteria allein noch kein Festival. So werden also demnächst noch weitere Namen bekannt gegeben – wie in der Branche üblich, wohldosiert, in „Band-Wellen“ und rechtzeitig zu Weihnachten.