Im Sommer wird es in Konstanz heiß – richtig heiß. An einigen Tagen im August wird locker die 30-Grad-Marke geknackt. Wer in diesen Momenten ein kühles schattiges Plätzchen findet, kann sich freuen. Die gute Nachricht: Bald können Sonnengeplagte mehr Schattenplätze finden. Denn Konstanz wird grüner – und das nicht im übertragenen Sinne.

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Über 15.000 Bäume gibt es laut dem städtischen Baumkataster (eine Art Register) in der Stadt Konstanz. Davon sind rund 1.400 mindestens 100 Jahre alt. Zu diesen alten Bäumen gesellen sich nun neue Bäume, die auch gepflanzt werden, um das Mikroklima zu verbessern.

Wo wird es neue Bäume geben?

Die neuen Bäume dürfen im ganzen Stadtgebiet ihre Wurzeln schlagen – also von der Altstadt über Petershausen bis nach Wollmatingen. Bereits Ende April haben die Mitarbeiter der Technischen Betriebe Konstanz (TBK) auf der Marktstätte drei Eichen in die Erde gesetzt. Damit ist die Stieleiche, die seit 1993 an der Marktstätte jede Jahreszeit mitmacht, nicht mehr alleine.

Bild 1: Es grünt immer mehr: In Konstanz sollen über 20 neue Bäume bald Schatten spenden
Bild: Schönlein, Ute

Im Sommer und im Spätjahr geht es mit der Pflanzaktion weiter. „In Einzelfällen unter Umständen im Frühjahr 2025“, sagt Anja Fuchs, Pressesprecherin der Stadt Konstanz auf SÜDKURIER-Anfrage.

Bis die drei jungen Eichen Schatten spenden, wird noch einige Zeit vergehen. Sie wurden erst Ende April gepflanzt.
Bis die drei jungen Eichen Schatten spenden, wird noch einige Zeit vergehen. Sie wurden erst Ende April gepflanzt. | Bild: Stadt Konstanz

Viele Bäume werden als Ersatz für Alte gepflanzt. „Wir unterscheiden zwischen neuen Baumstandorten und der Sanierung und Verbesserung bestehender Baumquartiere, einschließlich der Nachpflanzung bereits ausgefallener Bäume“, schreibt Fuchs.

Was heißt das genau? Es bedeutet, dass die Stadt momentan ihr Hauptaugenmerk auf die Sanierung leerstehender Baumquartiere legt. 22 Quartiersanierungen sind in diesem Jahr geplant. „Zusätzliche Sanierungen und auch Neupflanzungen können im Laufe des Jahres über neue Baumaßnahmen und die Koordinationsstelle Bau noch hinzukommen“, sagt Fuchs und schließt gleich mit einem Beispiel an: Elf Bäume sollen ab Herbst das Areal rund um den Bahnhofplatz verschönern.

Für Stadtbäume ist das Leben ziemlich hart. „Baumstandorte im Stadtgebiet, zumal im Straßenraum, sind Extremstandorte, und die Rahmenbedingungen für Bäume – Hitze, Trockenheit, Salz und eingeschränkter (künstlicher) Wurzelraum – sind alles andere als optimal“, erklärt die Pressesprecherin. Aus diesem Grund setze die Stadt auf „robuste, widerstandsfähige und klimaresiliente Baumarten“. Darunter fallen zum Beispiel Arten wie Silberlinde (Tilia tomentosa), japanischer Schnurbaum (Sophora japonica), Zerreiche (Quercus cerris) oder Feldahorn (Acer campestre).

Was ist mit dem Augustiner- oder Benediktinerplatz?

Die Baumpflanzungen sind Teil der Klimaanpassungsmaßnahmen der Stadt. Auch der Augustiner- und Benediktinerplatz sollen in den Genuss von mehr Schatten kommen. Allerdings gestaltet es sich dort schwierig, da sich unter den Plätzen Tiefgaragen befinden. Bäume mit Wurzeln können dort keine neue Heimat finden. Daher plant die Stadt an diesen Plätzen künstliche Schatteninseln.

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Unter Schatteninseln versteht die Stadt Baumpflanzkübel mit Sitzmöglichkeiten. „Aktuell läuft hierzu die öffentliche Ausschreibung, die Angebote für acht große Baumpflanzkübel und drei große Pflanzkübel mit Rankelementen einholt“, schreibt Fuchs.

(Archivbild) Schatten gibt es kaum auf dem Benediktinerplatz. Schatteninseln sollen das ändern.
(Archivbild) Schatten gibt es kaum auf dem Benediktinerplatz. Schatteninseln sollen das ändern. | Bild: Oliver Hanser/SK-Archiv

Wird es in der Stadt im Sommer dann kühler? Das ist die Idee dahinter. Untersuchungen der Forschungsprojektes CoKLIMAx haben laut der Stadt Konstanz gezeigt, „dass Baumpflanzungen einen direkten und positiven Effekt auf das Mikroklima haben. Dies liegt allen voran an der Verdunstungskühlung und Verschattung, die durch die Bäume erbracht werden“, erklärt Fuchs.

„Erst mit zunehmendem Alter haben Bäume einen merkbaren Effekt auf die Temperatur“, sagt Anja Fuchs, Leiterin des Pressereferats der ...
„Erst mit zunehmendem Alter haben Bäume einen merkbaren Effekt auf die Temperatur“, sagt Anja Fuchs, Leiterin des Pressereferats der Stadt Konstanz. | Bild: Scherrer, Aurelia

Konkret haben Forscher festgelegt, dass die „Lufttemperatur in zwei Metern Höhe im direkten Radius eines ausgewachsenen, älteren Baumes zwischen 0,3 und 1,0 Grad Celsius kühler ist als in der angrenzenden Umgebung“, erklärt die Pressesprecherin. Dieser Effekt variiere jedoch je nach Standort, Baumart, Alter und Größe der Bäume.

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Einen noch größeren Effekt zeige sich in der gefühlten Temperatur – im Fachjargon spricht man gerne von physiologischer äquivalenter Temperatur (PET, das „e“ steht im Englischen für equivalent). Die gefühlte Temperatur sei niedriger, der Mensch fühlt sich wohler – besonders Menschen, die unter der Hitze mehr leiden als andere.

Auf dem Brückenplatz in Petershausen-West bei der Z-Brücke soll ebenfalls ein Baum gepflanzt werden.
Auf dem Brückenplatz in Petershausen-West bei der Z-Brücke soll ebenfalls ein Baum gepflanzt werden. | Bild: Timm Lechler

Diesen Dienst am Menschen vollbringen junge Bäume aber nicht sofort. „Erst mit zunehmendem Alter haben Bäumen einen merkbaren Effekt auf die Temperatur“, so Fuchs. Aber sie kühlen nicht nur die Innenstädte, sondern tragen auch zur „biologischen Vielfalt in städtischen Gebieten bei und fördern die Vernetzung von Lebensräumen. Darüber hinaus tragen sie zur Verschönerung des Stadtbildes und der Verbesserung der Aufenthaltsqualität bei.“