Selbstredend begann der Frühschoppen der Quaker mit Verspätung. Wobei die Gäste, die geduldig am Gleis der Allmannsdorfer Grundschule warteten, fast schon dankbar sein mussten, dass er nicht komplett ausfiel. Lautete das Motto doch „Deutsche Bahn“.
Da muss man mit allem rechnen – zuweilen sogar mit Pünktlichkeit. Wenigstens bei diesem Thema ist auf die Bahn Verlass. Und auf der großen Bahnhofsuhr neben der Bühne war es sowieso längst fünf vor zwölf – und das den ganzen Tag und abends auch noch ohne Licht. Es roch fast schon nach Sabotage, noch bevor der Zug von Bahnhofsvorsteher Christoph Vayhinger auf die kurzweilige Reise geschickt wurde.
Die Passagiere dürsteten nach einem Frühschoppen ohne Masken und Abstand. Ein Virus kann die Quaker vielleicht kurzzeitig stoppen – die Deutsche Bahn jedoch nicht. Wer braucht schon eine sowieso nicht funktionierende Klimaanlage bei Außentemperaturen von null Grad Celsius? Der Ticketautomat vor der Halle, wie sollte es anders sein, streikte – und trotzdem war jedes Abteil voll besetzt. Auch ohne Reservierung.
Bahnfahren ist wie ein Nena-Song
Bahnhofsstimme Heidi Vetter, die gewohnt gekonnt mit viel Humor durchs Programm führte, kämpfte mit den Tücken der Technik. Bahnfahren ist für die sowieso etwas Außergewöhnliches: „Das hat Nena-Style: irgendwie, irgendwo, irgendwann.“
Was bei keiner Zugfahrt fehlen darf: Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer, mit ihrer Emma auf der Reise nach Lummerland. Der närrische Nachwuchs eröffnete tanzend die erinnerungswürdige Reise – charmanter, herziger und leidenschaftlicher hätte die rasante Fahrt der Quaker-Bahn nicht beginnen können.
Wolfgang Gerstenlauer, ein Meister der traditionellen politischen Bühnenrede, brillierte einmal mehr mit seinem kritisch-bissigen Streifzug durch die Wirren der Weltpolitik – und vergaß dabei nicht den Blick auf lokalpolitische Themen. So geißelte er unter anderem die städtischen Kürzungen der Mittel für den Kindersport und die Schulen – obgleich gleichzeitig viel Geld für Bodenseeforum und Fahrradstraßen ausgegeben wird.
Hinreißend das musikalische Duo Elaine und Lucienne Payer. In ihrem noch jungen Leben mussten sie bereits eines schmerzlich feststellen: „Wenn die Züge nicht fahr‘n, sind wir bei der Deutschen Bahn.“

Petra Oser, Anke Häderer und Ingrid Steinstrass zeigten einen tiefen Einblick in den undurchsichtigen Tarifdschungel der Deutschen Bahn. Da kommt doch ein Mann zum Schalter und möchte tatsächlich einfach nur ein Ticket für den nächsten Zug von Konstanz nach Hamburg kaufen – und wird verbal überfahren mit jeder Menge undurchsichtiger Sondertarife.
Zur Hölle fahren – aber nicht mit der Bahn
Am Ende entscheidet sich der entnervte und mental entgleiste Fahrgast doch für den Flug ab Zürich, woraufhin es zu folgendem Schlagabtausch kommt: „Fahren sie doch zu Hölle!“, schmettert ihm die stets bemühte DB-Mitarbeiterin entgegen. Woraufhin der desillusionierte Mann partiell zustimmt: „Mach ich, aber nicht mit der Deutschen Bahn!“
Andreas Eichberger und Petra Oser bewiesen als ewig bruddelndes Ehepaar, dass man sich nur laut genug streiten muss – dann erscheint sogar eine Bahnreise positiv, die mit zweistündiger Verspätung am Ziel ankommt. „Deutsche Bahn? Schlechtes muss nicht billig sein“, lautete ihr Motto.
Christoph Vayhinger entschied sich als alternder Hippie aus Protest gegen so ziemlich alles, seine Hände am ICE-Waggon festzukleben. Davon, so heißt es, soll ja das Klima besser werden. Was er jedoch nicht wusste: Der Zug stand auf dem Abstellgleis, wie ihn Polizist Wolfgang Satzger aufklärte. Satzger blieb nichts anderes übrig, als den Klimaaktivisten übers Wochenende kleben zu lassen – auf dass der seinen geplanten Urlaubsflug nach Thailand verpassen sollte.
Andrea Miller kam nach einer leidvollen Erfahrung zwischen Verspätungen, Verschiebungen und Verärgerungen zu der Erkenntnis: „Beim Bahnfahren ist es wie im Leben: Irgendwie kommt irgendwo jeder irgendwann an.“ Was zu beweisen wäre.
Wie erwartet kommt das Ende verspätet
Die Tanzgruppe des Turnvereins Allmannsdorf begeisterte die Menschen genauso wie Norbert Eberl und Walter Rometsch, die, frei nach Roland Kaiser, die Frage stellten: „Warum hast Du nach Wein gefragt?“ Das obligatorische Männerballett setzte Maßstäbe für die kommenden Generationen: „Sänk ju for träveling wiss Deutsche Bahn.“
Ein großartiger Frühschoppen der Quaker endete so, wie er vor Corona stets begann: Mit dem Einmarsch der Clowngruppe Schneckenburg, die mit Pauken und Trompeten einen tollen Vormittag ausklingen ließ. Das größte Ärgernis des Tages kam wie immer am Schluss: Der Frühschoppen musste irgendwann enden. Glücklicherweise auch in diesem Fall: mit Verspätung nach einer rund dreistündigen Fahrt.