Klimaschutz ist nicht so einfach, vor allem nicht, wenn es um Geld und um CO2-Einsparung geht. Konstanz hat eine Klimaschutzstrategie, bald ein Amt für Klimaschutz und sogar einen Klima-Haushalt mit 1,5 Millionen Euro.
Die Zusammenhänge versteht kein Bürger, die Gemeinderäte aber auch nicht – die in den entsprechenden Diskussionen im Klimaschutz nicht weiterkommen. Auch wenn bei jedem Projekt zwischenzeitlich die prognostizierte CO2-Einsparung ausgewiesen wird, wie zum Beispiel bei der Fenstersanierung an der Stephansschule.
Investitionsstau gibt es bei fast allen Konstanzer Schulen. Jetzt steht der Austausch der Fenster der Stephansschule, vorwiegend Holz-Kastenfenster mit ihrer zweifachen Einfachverglasung, an. Sie seien energetisch und baulich „in schlechtem Zustand“, wie Hochbauamtsleiter Thomas Stegmann erklärt.
Fensteraustausch für 1,5 Millionen Euro
716 Quadratmeter Fensterflächen sollen ausgetauscht werden. Kostenpunkt: 1,5 Millionen Euro. Wobei es eine Fördermittelzusage in Höhe von 163.000 Euro gebe. Die Fachplaner des Hochbauamtes gehen davon aus, dass allein mit dem Austausch der Fenster der Energiebedarf um neun Prozent gesenkt werde. 5000 Euro an Heizenergiekosten und etwa 30 Tonnen CO2 könne damit jährlich eingespart werden.
Die Kosten-Nutzen-Frage
Die Gemeinderäte im Technischen und Umweltausschuss zeigten sich nicht gar so erfreut. „Fenster für 1,5 Millionen Euro und nur 30 Tonnen CO2 Einsparung?“, wunderte sich Heinrich Fuchs (CDU) und fasste zusammen: „Hohe Kosten bei so wenig Effekt.“ Wenn nur die kaputten Fenster ausgetauscht würden, dann wäre das in Ordnung, aber alle?

Der reine Gebäudeunterhalt müsse sein, sagte Fuchs. Aber er habe den Eindruck, dass dies als Klimamaßnahme verkauft würde. Zudem bezweifelte er, ob die Sanierung der Fassade nötig sei. Achim Schächtle (FDP) schloss sich Fuchs Meinung an und Nina Röckelein (FGL) befand ebenfalls, dass die Generalsanierung deutlich über eine reine Klimaschutzmaßnahme ginge.
Auch Verena Vögt (JFK) meinte, das Ergebnis sei ernüchternd. Lediglich 5000 Euro würden durch den Fensteraustausch jährlich an Energiekosten eingespart. Vögt zeigte sich enttäuscht: „Kann das nicht mehr sein? Neun Prozent CO2-Reduktion: Da hat man sich mehr erhofft“. Sie stellte ebenfalls die Kosten-Nutzen-Frage.

Holger Reile (LLK) stimmte den Ausgaben zu, denn in Sachen Klimaschutz „nichts zu tun – die Zeit haben wir nicht“. Gebäude könne man auch nicht verrotten lassen, befand Alfred Reichle (SPD) und stellte fest: „Wirtschaftlich werden solche Maßnahmen nie sein.“ Es sei notwendig, wenn auch teuer. Aber: „Es sollte klar sein, welche Kosten sind dem Klimahaushalt zuzuschlagen.“ Das interessierte auch Christian Kossmehl (Freie Wähler), dem es allerdings auch wichtig war, weiter nach dem Sanierungsfahrplan vorzugehen.

Es braucht einen Verteilerschlüssel
Bei Sanierungen handele es sich immer um eine Kombination aus Klimaschutz-Effekten und Bestandserhalt, erläuterte Kämmerer Ulrich Schwarz: „Im Detail kann man es nicht genau trennen.“ Und was die Kostenverteilung auf unterschiedliche Budgets, darunter auch den Klimahaushalt, anbelange, erklärte Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn: „Das muss das Klima-Amt aufschlüsseln.“ Ihm ist auch klar, dass ein Verteilerschlüssel gebraucht werde.
Nach eingehender Diskussion sprach Langensteiner-Schönborn ein Machtwort: „Nichts tun bringt uns nicht weiter.“ Gebäudesanierungen seien zwar nicht so effizient, aber trotzdem notwendig. Und auch in Anbetracht des Klimaschutzes meinte der Baubürgermeister: „Wir müssen alle Register ziehen.“ Im Technischen und Umweltausschuss sowie letztlich im Gemeinderat wurde die Fenstersanierung beschlossen und 250.000 Euro für die Planung der Generalsanierung bewilligt.