Kinderwagen, Beistellbett und Wiege stehen bereit, in der Wickelkommode liegen die kleinen Klamotten gewaschen und gefaltet akkurat in den Fächern. Es ist offensichtlich: In diese Wohnung in Petershausen zieht bald ein kleiner Mensch ein. Es wird das Zuhause eines besonderen Babys. Leon wird am 29. Februar geboren – und zwar ganz bewusst.

Denn die Eltern, Patricia und Markus Mayer, hatten die Wahl: Leon kommt wegen einer gesundheitlichen Vorbelastung seiner Mutter per Kaiserschnitt auf die Welt, an einem geplanten Termin. „Als die Oberärztin an ihrer Scheibe drehte, mit der sie anhand bestimmter Angaben den optimalen Geburtstermin bestimmen kann, landete sie beim 29. Februar“, erzählt Patricia Mayer.
Das war für sie kein Grund, dieses Datum abzulehnen – im Gegenteil: „Ich mag Zahlen und besondere Daten“, sagt die 31-Jährige. „Ein Geburtstag am 29. Februar würde auch zu Leon passen, er ist ein besonderes Baby.“ Denn weil Patricia Mayer schon mehrfach im Bauchraum operiert worden war, lag die Wahrscheinlichkeit, auf natürliche Weise schwanger zu werden, bei nur einem Prozent.
Bekannte sind nicht begeistert vom Geburtstermin
„Es hat aber sehr schnell auf natürliche Weise geklappt, daher ist Leon für uns ein Wunderkind.“ Für sie und ihren Mann Markus Mayer, 45 Jahre, ist es das erste Kind. „Ein reines Steuerberaterbaby“, sagt die 31-Jährige. Beide Eltern arbeiten in diesem Beruf. Aufgrund der Vorgeschichte und der Liebe zu Zahlen war es keine Frage, dass das Paar den Schaltjahr-Geburtstermin gern annahm.
Doch der Freundes- und Bekanntenkreis war weniger euphorisch. „Sehr viele Leute haben uns ungefragt überwiegend negative Zeitungsartikel über den 29. Februar als Geburtstag zugeschickt und uns gefragt, wie wir unserem Sohn das antun könnten“, erzählt Patricia Mayer. „Wir haben es bitter bereut, das Datum vorher verraten zu haben. Mit so viel Gegenwind haben wir nicht gerechnet.“

Dabei sehen die werdenden Eltern den besonderen Geburtstag eher als Vorteil: „Leon darf natürlich jedes Jahr feiern, wir wählen dafür den 28. Februar. Und alle vier Jahre gibt es ein größeres Fest. Vielleicht schließen wir uns der Gruppe an, die sich in allen Schaltjahren trifft, um den Geburtstag am 29. Februar zu feiern.“ Volljährig wird Leon dann erst am 1. März 2042.
Das Paar feiert weitere besondere Tage
Klar ist für das Paar bei allen Zahlenspielereien aber auch: „Wir hätten das Datum nicht erzwungen, wenn es für das Kind nicht auch das Beste gewesen wäre. Leons Wohl steht bei uns klar im Vordergrund.“ Schmunzelnd fügt Patricia Mayer hinzu: „Wenn die Klinik gesagt hätte, dass er am besten am 4. März auf die Welt kommen sollte, hätte ich vielleicht noch nach dem 3.3. gefragt, aber mehr auch nicht.“

Auch ihr Hochzeitsdatum wollte die gebürtige Nürnbergerin auf ein besonderes Datum legen: Sie hatte Freitag, den 13., geplant, aber dann machte der Terminkalender des Engener Bürgermeisters, der das Paar trauen sollte, einen Strich durch die Rechnung. Die Wahl fiel deshalb auf den 3. Oktober 2023, den Tag der deutschen Einheit.
„Nicht viele Menschen heiraten an einem Feiertag. So haben wir am Hochzeitstag immer frei“, sagt die 31-Jährige. Ihr Mann Markus hat außerdem selbst einen besonderen Geburtstag: Seine Schwester kam am gleichen Datum wie er zur Welt, allerdings drei Jahre später.
Patricia Mayer weiß aber, dass sich nicht alle Menschen über ausgefallene Konstellationen freuen. Denn als sie am Dienstag im Klinikum zur Untersuchung war, habe sie erstaunlich viele Frauen gesehen, bei denen die Geburt eingeleitet wurde. Ob sie alle eine Niederkunft am 29. Februar vermeiden wollen, weiß Patricia Mayer aber nicht. Ihr Kaiserschnitt sei jedenfalls die einzige geplante Geburt an diesem Tag am Klinikum Konstanz.
Die 31-Jährige freut sich jetzt darauf, den dicken Bauch loszuwerden und ihr Kind in den Händen zu halten. „Vor zwei Wochen war das noch ganz irreal, aber jetzt komme ich körperlich an meine Grenzen und freue mich wahnsinnig darauf, Mutter zu werden“, sagt sie am Vortag des Eingriffs. Sie wird am 29. Februar um acht Uhr in der Klinik erwartet. Und natürlich hofft Patricia Mayer auch hier wieder auf eine besondere Zahl. „Vielleicht kommt Leon ja um 9.29 Uhr auf die Welt“, sagt sie und lacht.