Handtücher, Bettwäsche, Bademäntel: Stapel für Stapel tragen Sebastian Unterwerner und Janine Byers durch eine enge Gasse in den Hintereingang des Hotels am Fischmarkt. Dieses ist seit dem Brand des angrenzenden Stadlerhauses in der Zollernstraße nicht mehr in Betrieb, denn einige Gästezimmer liegen nah an der Brandmauer.
So wurde auch die Wäsche des Hotels in Mitleidenschaft gezogen. Eine Wäscherei musste die Textilien und Vorhänge ozonisieren. „Bei diesem Verfahren wird der Wäsche, die nach Feuer oder Ruß riecht, in einer Art Schrank Ozon beigefügt“, erläutert Solveig Kinseher von der gleichnamigen Wäscherei aus Ulm. Ozon entfernt nicht nur Bakterien, sondern auch den Brandgeruch.

Aus der Wäsche ist er zwar verschwunden, nicht aber aus den Hotelzimmern. Das wird bei einem Besuch vor Ort deutlich. Sebastian Unterwerner, der die Unterkunft mit seiner Mutter Tamara betreibt, will einen der Räume zeigen und muss erstmal einen Reißverschluss öffnen. Vor allen betroffenen Zimmern sind Folienschleusen installiert.
Sobald die Öffnung frei ist, dringt Brandgeruch in die Nase – auch Monate nach dem Feuer im Stadlerhaus. An der Wand fehlt der Putz, auch die Decke wurde freigelegt, Schutt liegt auf dem Boden. Ein Chemiker erstellte ein Gutachten zu Brandrückständen, nun müssen Handwerker alles wieder erneuern.

„Wir hoffen, dass wir im Februar, spätestens im März 2025 wieder öffnen können“, sagt Sebastian Unterwerner. Dass es so lange dauern würde, bis er wieder Gäste begrüßen kann, hätte er in der Brandnacht nicht gedacht. „Wir brauchen auch noch neue Matratzen, Sitzmöbel für die Terrasse, Teppiche und neues Personal“, so der Betreiber.
Wie hoch der finanzielle Schaden für all die Monate ohne Einnahmen ist, kann er noch nicht beziffern. „Das Weihnachtsgeschäft fehlt uns auch“, so Unterwerner. „Wenn wir im März öffnen können, bin ich zuversichtlich. Wenn nicht, wird es finanziell eng.“

Um ein bisschen Geld in die Kasse zu spülen, betreibt er derzeit mit seinem guten Bekannten Tobias Roth (der sonst das Café No. elf in der Gerichtsgasse führt) eine Weihnachtshütte vor der Besenwirtschaft seiner Mutter Tamara.
„Die Hütte stand früher vor der Kneipe ‚Pfiff‘, wird dort aber nicht gebraucht“, erzählt Unterwerner. So wurde sie kurzerhand in die Brückengasse transportiert. Dort verkaufen die beiden Männer roten und weißen Winzerglühwein aus Spätburgunder der Spitalkellerei sowie Glühsecco.

Daneben backen die Hobby-Pizzabäcker Salvatore Esposito und Ulrich Wagner Pizza aus dem Holzofen. Geöffnet hat die Glühweinhütte bis Samstag, 21. Dezember, dienstags bis samstags von 16 bis 22 Uhr.
Zudem findet am 24. Dezember von 10 bis 14 Uhr ein Frühschoppen mit Prosecco, Wein und Snacks statt. „Es geht nicht nur ums Geldverdienen, sondern ich freue mich besonders auf den Kontakt mit Gästen“, so Unterwerner.