Ein immer wiederkehrendes Thema und akutes Problem: Der Müll an öffentlichen Plätzen in Konstanz. Durch Corona habe sich das Müllproblem deutlich verstärkt, da die Grünflächen in dieser Zeit vermehrt genutzt worden seien, sagte Herbert Munjak, Betriebsleiter der Technischen Betriebe Konstanz (TBK) im Technischen Betriebsausschuss. Die Stadt will etwas dagegen tun, das wurde in der Sitzung deutlich: Pfand auf Pizzakartons, Verpackungssteuern und eine Kampagne lauteten die Vorschläge.
Munjak verdeutlichte in der Sitzung nochmals die Situation. Es liege daran, dass die Menschen während des Lockdowns nicht in Restaurants gehen konnten. „Das Essen wurde to go bestellt und auf den Grünflächen verzehrt – übrig blieb überall Verpackungsmüll“, sagte der Betriebsleiter. Ein besonders großes Problem seien leere Pizzakartons, die nach Ende des Lockdowns jetzt nach nächtlichen Partys liegen bleiben.
Der Ärger über Hinterlassenschaften lande dann bei seinen Mitarbeitern – wenn sich Bürger über den umherliegenden Müll beschweren. „Dabei räumen sie täglich auf. 365 Tage im Jahr. Mit Sieben-Stunden-Schichten, auch an Sonn- und Feiertagen“, erklärte er, „trotzdem ist dann nach wenigen Stunden wieder Müll da.“ Bei gleicher Personalstärke übernähmen die TBK zwischenzeitlich mehr Aufgaben, was mehr Herausforderungen und eine hohe Belastung mit sich bringe.
Die TBK hätten schon viel versucht, um der Mülllage Herr zu werden: Es seien Pizza-Gabeln aufgestellt worden, ebenso zusätzliche Mülleimer, neue Arbeitsabläufe innerhalb der TBK und Anschaffung neuer Reinigungsgeräte.
„Trotzdem wird‘s in Zukunft weitere Probleme mit dem Müll geben“, blickte Herbert Munjak voraus. Er wünscht sich, dass Fast-Food-Ketten, Gastronomen und das Ordnungsamt mit eingebunden werden und sich an der Stadtreinigung beteiligen, indem sie Lösungen finden, ihren Müll wieder zurückzuerhalten.
„Alle sollen an einen runden Tisch kommen, denn wir brauchen ein ganzheitliches Konzept“, sagte der Betriebsleiter der TBK. Auch Günter Beyer-Köhler von der FGL findet, dass sowohl Lieferdienste, Fast-Food-Ketten als auch Gastronomen im Rahmen einer Verpackungssteuer juristisch zur Verantwortung gezogen werden müssten.
Jürgen Faden (FW) steht dem Vorschlag kritisch gegenüber: „Wenn du zur Pizzeria gehst und sagst, sie müssen jetzt was zahlen, da lachen die sich kaputt. Das ist illusorisch.“
Gisela Kusche von der FGL fordert: „Wir müssen in ein anderes System-Denken reinkommen.“ Eine Gastronomie am Seerhein habe bereits Pizza-Gabeln vor dem Restaurant aufgestellt, in denen die Schachteln gesammelt werden können. „Das könnten wir doch auch ausprobieren“, schlägt sie vor.
Zahide Sarikas (SPD) findet jedoch, dass die gestapelten Kartons kein schönes Bild abgeben. Eine weitere Idee von Gisela Kusche: Pfand auf die Kartons, „denn dann würden die Leute sie eher zurückbringen“. Im Mai hatte der Gemeinderat nach Antrag der FGL beschlossen, Gastronomen, die Mehrwegbehälter zur Verfügung stellen, finanziell zu fördern.
Günter Beyer-Köhler ist der Ansicht, eine Kampagne könnte sich positiv auf das Stimmungsbild der Öffentlichkeit auswirken. TBK-Mitarbeiter, die den Müll beseitigen müssen, sollten auf großen Plakaten dargestellt werden. Denn es sei „eine Perversion“, was mit der Stadtreinigung gemacht werde, sagte er.
Manfred Hölzl (CDU) glaubt nicht an die Idee: „Kampagnen und Appelle bringen nichts. Wenn es die Generation jetzt versteht, können wir es der nächsten direkt wieder erklären.“ Jürgen Faden pflichtete ihm bei. Die Ausschussmitglieder haben nichts beschlossen. Die Diskussion sollte Grundlage für weitere Schritte sein.
Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn fand zum Abschluss aber auch lobende Worte: „Man muss ja auch die guten Beispiele erwähnen: Immerhin gibt es auch viele, die ihren Müll entsorgen.“