Es ist nicht nur eine Insel für Erholungssuchende, sondern vor allem ein historisches Eiland am Konstanzer Trichter. Ein Hauch von Mystik umgibt die kleine Insel, zumindest, wenn man vom Stadtgarten die umfassenden Mauern sieht.

Bild 1: Kerker, Kanonenkugeln und Kurioses – Das wussten Sie noch nicht über die Konstanzer Dominikanerinsel
Bild: Scherrer, Aurelia

Und das zu Recht. Die Bauwerke legen heute noch – trotz Umnutzung als Hotel – Zeugnis für die Kirchengeschichte ab, denn im Jahr 1236 wurde hier ein Dominikanerkloster gegründet.

Aber auch an die unrühmliche Historie in der Konstanzer Geschichte im Rahmen des Konstanzer Konzils (1414 bis 1418) werden Interessierte erinnert. In diesem Turm wurde der Böhmische Reformator Jan Hus am 6. Dezember 1414 bis zum 24. März 1415 eingekerkert. Am 6. Juli 1415 wurde er vor den Toren der Stadt als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

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Bild: Scherrer, Aurelia

Rätsel gibt eine Kugel im sogenannten Husturm auf. Auch Thomas Swieca, der bis 31. August 2023 das Inselhotel leitete, kann nur Mutmaßungen anstellen. Möglicherweise könnte es sich um eine Kanonenkugel handeln, welche spanische Truppen, die 1548 Konstanz angriffen, verschossen haben.

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Bild: Scherrer, Aurelia

Sie könnte aber auch von den Schweden stammen, die 1633 die Dominikanerinsel angriffen, so Thomas Swieca, der aber anfügt, dass es keine historischen Belege gebe.

Wie wird der Turm heute genutzt? Das Turmzimmer ist Teil der Junior-Suite. Unten, wo einstmals Hus darbte, befindet sich heute ein Kühlräumchen der Küche.

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Bild: Scherrer, Aurelia

Vermutlich noch älter als der große Klosterbau ist das Kapitelhaus, berichtet Thomas Swieca. Es steht etwa 20 Meter nördlich vom Hotel und wurde möglicherweise vor Gründung des Klosters erbaut.

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Bild: Scherrer, Aurelia

Während des Konzils (1414 bis 1418) war hier die Delegation aus Avignon untergebracht. Nach der Säkularisation wurde es als Wohnhaus der jeweiligen geschäftsführenden Familien genutzt. Beeindruckend ist der hölzerne Treppenaufgang.

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Auf der Insel fühlen sich auch Tiere wohl: Graureiher, Rabenkrähen, Biber und viele weitere Tierarten nutzen das kleine Eiland als Ruhestätte. Es verwundert nicht, dass sie auch im Kapitelhaus zu finden sind. Denn wer thront ganz oben auf dem Geländer? Ein Eichhörnchen.

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Bild: Scherrer, Aurelia

Heute befinden sich in diesem denkmalgeschützten Gebäude Mitarbeiterunterkünfte, Verwaltung, Malerwerkstatt, Papierlager, Archiv und vieles mehr. Auch eine „historische Mikrowelle“, wie Thomas Swieca mit einem Augenzwinkern anmerkt. Diese besteht aus einem Metallschränkchen auf einem Heizkörper. Darin wurde das Essen warmgehalten.

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Bild: Scherrer, Aurelia

1737 bauten die Dominikaner einen Garten-Pavillon. Zwischenzeitlich wurde er aufwändig restauriert und die Malereien und Inschriften wiederhergestellt. Nun erstrahlt der hölzerne Bau wieder und die Details sind gut erkennbar.

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Bild: Scherrer, Aurelia

Dokumentiert hingegen ist, dass die Mönche 1785 die Insel auf Geheiß des österreichischen Kaisers Joseph II. (Konstanz gehörte von 1548 bis 1806 zu Vorderösterreich) verlassen musste.

Er überließ die Insel der Genfer Emigranten-Familie Macaire, die dort eine Baumwollstoff-Färberei einrichten sollte. Der Pachtvertrag hängt heute in der Dominikaner-Stube.

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Bild: Scherrer, Aurelia

Das Interieur der Dominikanerstube mit seinen aufwändigen Wandtäfelungen ließ die Familie Brunner, die aus dem Schweizer Kanton Glarus stammt und von 1907 bis 1963 auf der Insel ein Hotel betrieb, im Jahr 1924 einbauen.

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Bild: Scherrer, Aurelia

Auch die Stühle stammen aus dieser Zeit. Wer diese Sitzmöbel genauer betrachtet, dem werden die Initialen auf der Lehne auffallen. Hier hat sich die Familie Brunner verewigt, denn M steht für Matthis, die Rose für seine Frau Rosaly und B für den Familiennamen, wie Thomas Swieca erzählt.

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Bild: Scherrer, Aurelia

Bekannt ist das Inselhotel auch Konstanzern gerade wegen des Kreuzgangs und den Wandmalereien. „Der bekannte Historienmaler Karl Häberlin wurde von der damaligen Hotelgesellschaft des Inselhotels, die unter der Leitung von Eberhard Graf von Zeppelin stand, beauftragt, die Geschichte der Insel im Kreuzgang zu malen“, erzählt Thomas Swieca.

Bild 13: Kerker, Kanonenkugeln und Kurioses – Das wussten Sie noch nicht über die Konstanzer Dominikanerinsel
Bild: Scherrer, Aurelia

Der Künstler fühlte sich unbezahlt, was er in einem der Wandbilder deutlich machte: Er malte einen leeren Geldbeutel, macht Swieca auf ein pikantes Detail aufmerksam.