Nein, ein Spinner war Burghard von Sondern noch nie. Vielmehr ein Mann mit Visionen und Ideen. Als Architekt hat er berufsbedingt seit jeher den Blick für besondere Formen, Richtungen und Stile. Nichts ist so ausgefallen oder absurd, als dass man sich damit nicht wenigstens beschäftigen sollte.

So wie jenes Projekt, das der heute 88-Jährige im Jahr 1997 anstieß. „Konstanz 2000“ nannte er das, was irgendwann zwar im Sande verlief, in das er aber viel Zeit, noch mehr Geld und jede Menge Herzblut investierte.

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„Konstanz 2000“ – was klingt wie eine angestaubte Agenda mit langweiligen Leitlinien und archaischen Denkanstößen, war nichts anderes, als die revolutionäre Idee, aus der Konstanzer Marktstätte eine Galerie nach Mailänder Vorbild mit imposantem Glasdach, 80 idyllischen Sitzgelegenheiten und einem rundherum verlaufenden Bächlein zu machen.

„Eine Stadtgalerie mit Einkaufspassagen, auch in der zweiten Ebene denkbar, mit allen städtischen relevanten Informationsbüros, Praxen und sonstigen Einrichtungen“, wie Burghard von Sondern damals in einer dem SÜDKURIER beigelegten und von ihm finanzierten Broschüre erklärte. „Es wäre die größte Stadtgalerie zwischen Stuttgart und Mailand.“

Die bis ins kleinste Detail berechneten Pläne der Galerie.
Die bis ins kleinste Detail berechneten Pläne der Galerie. | Bild: Schuler, Andreas

Den Grund für das letztlich folgenlose Engagement erklärt Burghard von Sondern mit diesen Worten: „Konstanz hatte den Namen Bodenseemetropole. Doch an Attraktivität hat die Stadt viel verloren. Mit einer Galerie wären die Marktstätte und die Altstadt aufgewertet worden und die Stadt hätte mit dieser attraktiven Galerie an Bedeutung gewonnen.“

Die Entwicklung hin zu Shopping-Centern nach amerikanischem Vorbild hätte in seinen Augen damit zumindest ein wenig verzögert werden können. Eine Galerie als Zentrum der Einkaufsmöglichkeiten hätte den Fokus auf die Innenstadt gesetzt und eine Verlagerung des Einzelhandelsumsatzes vor die Innenstädte gebremst.

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Schon im Jahr 1997 schrieb er: „Diese Entwicklung hat auch die Konstanzer Stadtverwaltung festgestellt. Jedoch mit Ausweitungsbeschränkungen im Industriegebiet für Verkaufsflächen mit weißem oder braunem Warensortiment ist damit schlecht beizukommen, da so der Abwanderung dieser Betriebe in andere Städte Vorschub geleistet wird.“

Weiter hieß es in der Broschüre damals: „Mangelhafte Verkehrsanbindung, fehlende Parkplätze und oft zu kleine Ladenflächen sind die Antriebsfeder zu dieser Entwicklung. Aber auch die teuren Mieten für manche Geschäftshäuser, die längst bezahlt sind und zum Nulltarif in Besitz gingen, haben Anteil.“ Manche dieser Worte haben an Aktualität in den vergangenen 24 Jahren nichts verloren.

Burghard von Sondern hätte den historischen Platz gerne zu einer Galerie nach Mailänder Vorbilder gemacht.
Burghard von Sondern hätte den historischen Platz gerne zu einer Galerie nach Mailänder Vorbilder gemacht. | Bild: Schuler, Andreas

Burghard von Sondern schrieb damals alle Bewohner und Händler rund um die Marktstätte an. Er sitzt vor dem Ordner und blättert durch die Antworten – fast alle sind der Idee gegenüber positiv eingestellt und begrüßen sie grundsätzlich erst einmal. Auch die Feuerwehr war involviert und gab grünes Licht.

„Die Pläne waren fix und fertig“, erzählt der Architekt. „Alles war bis zum kleinesten Detail statisch berechnet. Wir hätten sofort beginnen können. Doch die Stadt hat sich nicht darum gekümmert.“ Zwischen 6,9 und 8,7 Millionen Mark hätte das Projekt gekostet. „Billiger hätte es die Stadt niemals bekommen“, ist Burghard von Sondern überzeugt. Wären die Pläne heute noch umsetzbar? „Natürlich. Es hat sich ja nichts daran geändert.“

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