„Ein Hoch dem Fortschritt – und irgendwie schade, dass auch nach einem Jahr Corona-Pandemie am Klinikum noch immer nichts davon angekommen ist.“ Mit diesem Satz schließt die Konstanzerin Sabine Geistler ihren Brief an den SÜDKURIER, in dem sie über die Schnelltest-Erfahrungen ihrer Familie an Ostern berichtet. Die Geistlers waren in den Testzentren am Klinikum und beim Bodenseeforum.

Während es beim Abstrich keine Unterschiede gab, seien diese in puncto Ausstattung und Ablauf groß gewesen: Mangelnde Beschilderung und keine Hinweise auf Verhaltensregeln am Klinikum versus top ausgeschildertes Testzelt beim Bodenseeforum etwa – und vor allem: Zettelwirtschaft am Klinikum versus effizienter Ablauf im Testzelt dank digitaler Helferlein.

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Sind die Unterschiede tatsächlich so groß?

Der SÜDKURIER ist dem nachgegangen und tatsächlich muten die Abläufe im Testzentrum am Konstanzer Klinikum etwas altertümlich an: Obwohl bei der Schnelltest-Anmeldung über die Internetplattform der Stadt bereits alle erforderlichen, persönlichen Daten angegeben wurden, erhalten Testwillige vor Ort zunächst Klemmbrett und Stift.

Handschriftlich tragen sie dann erneut Namen, Anschrift und Telefonnummer in ein Formular ein, während sie draußen vor der ehemaligen Notaufnahme des Klinikums warten.

Bild 1: Konstanzer Testzentren in Zeiten der Digitalisierung: Klemmbrett, Zettel und Stift oder QR-Code auf dem Smartphone?
Bild: Marcel Jud

Drinnen ist tatsächlich wenig ausgeschildert, was aber gar nicht nötig ist, denn die Wege sind kurz. Gleich bei Eintritt sieht man das Licht in einem Raum der ehemaligen Notaufnahme des Klinikums herüberleuchten. Hier finden zwei Testwillige Platz, erklärt Christoph Venedey, während er dem SÜDKURIER die Räumlichkeiten zeigt.

Gemeinsam mit zwei angestellten Ärztinnen und fünf Ärzten, die wie er in Rente sind, hat Christoph Venedey das Testzentrum am Klinikum vor rund einem Jahr initiiert. Seit 15. März werden hier auch kostenlose Schnelltests angeboten.

Im Corona-Testzentrum am Konstanzer Klinikum: Für einen Antigen-Schnelltest nimmt Christoph Venedey, Arzt in Rente, einen Abstrich bei ...
Im Corona-Testzentrum am Konstanzer Klinikum: Für einen Antigen-Schnelltest nimmt Christoph Venedey, Arzt in Rente, einen Abstrich bei Berthold Weiner, ehemaliger Kinder- und Jugendarzt. | Bild: Marcel Jud

Nach dem Schnelltest am Klinikum dürfte aber so manch Getesteter erst mal staunen. Denn wer sein Testresultat schriftlich haben will, muss circa 15 Minuten vor der Tür warten, erklärt Arzt und Mitorganisator Christoph Venedey. „Die meisten warten aber nicht, denn sollte jemand positiv getestet worden sein, rufen wir ihn an. Über Ostern war es etwas anders, da viele nach dem Test direkt Besuche gemacht haben.“

Also müssen Getestete einfach auf unbestimmte Zeit darauf hoffen, dass kein Anruf kommt? „Nein, ich sage immer: Wenn Sie innerhalb der nächsten 30 Minuten nichts von mir hören, dann war der Test negativ“, erklärt Venedey.

Beim Bodenseeforum läuft alles digital ab

Ganz anders geht es im Corona-Testzelt auf der Wiese neben dem Bodenseeforum zu. Große Plakate weisen darauf hin, dass hier Schnelltests und PCR-Tests angeboten werden. Hinweisschilder erklären die Regeln, die es einzuhalten gilt. Per Lautsprecherdurchsage werden die vor dem Zelt Wartende einzeln zum Eintreten aufgefordert.

Bild 3: Konstanzer Testzentren in Zeiten der Digitalisierung: Klemmbrett, Zettel und Stift oder QR-Code auf dem Smartphone?
Bild: Marcel Jud

Drinnen reicht es, die per E-Mail erhaltene Terminbestätigung mit QR-Code – ausgedruckt oder auf dem Handy – sowie einen Ausweis vorzuzeigen. Und schon erhält man eine Schale mit den Utensilien für den Schnelltest.

Damit geht es um eine Ecke und in eine von elf Test-Kabinen. Kurze Zeit später ist man wieder draußen, erhält eine Benachrichtigung per E-Mail und kann das Testergebnis per mitgegebenem QR-Code mit dem Handy abrufen.

Marco D‘Arca von der Agentur Topteam, die das Corona-Testzentrum beim Konstanzer Bodenseeforum betreibt, zeigt, wie die Anmeldung ...
Marco D‘Arca von der Agentur Topteam, die das Corona-Testzentrum beim Konstanzer Bodenseeforum betreibt, zeigt, wie die Anmeldung per QR-Code für eine Testung erfolgt. | Bild: Marcel Jud

Anmeldung per QR-Code bald auch im Zentrum am Klinikum möglich

Doch auch im Testzentrum am Konstanzer Klinikum soll das digitale Zeitalter nun bald Einzug halten, wie Arzt und Mitorganisator Christoph Venedey betont: Ab Montag, 12. April, erhalten Testwillige nach der Anmeldung einen QR-Code, über den sie später ihr Testergebnis mit dem Handy abrufen können. „Es müssen dann keine Formulare mehr handschriftlich ausgefüllt werden“, bestätigt Mandy Krüger, Pressesprecherin der Stadtverwaltung.

Möglich mache dies die SODA-App, welche die Stadtverwaltung zur Verfügung stelle, erklärt Christoph Venedey. Der Arzt ist über die Neuerung ebenfalls froh. Denn das bisherige Verfahren sei für alle etwas umständlich gewesen.

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Doch auch die weniger Internet-Affinen werden nicht vergessen

Gleichzeitig bleibt das Testangebot am Klinikum auch für jene zugänglich, die weder über ein Handy noch Internetanschluss verfügen oder nicht wissen, was ein QR-Code überhaupt ist, wie Mandy Krüger von der Stadtverwaltung betont: „Aber egal, ob das Zertifikat am Ende digital oder in Papierform erhältlich ist, geht es doch vor allem darum, dass sich die Menschen regelmäßig testen lassen, um nicht unwissentlich andere zu infizieren.“

Wie ist es um das Schnelltest-Angebot in Konstanz bestellt? Wird es bald ausgebaut?

Und auch im Testzelt am Bodensee werden Menschen, die nach wie vor rein analog unterwegs sind, keineswegs abgewiesen. So erklärt Marco d‘Arca von der Agentur Topteam, die das Zentrum betreibt: „Wenn jemand vorbeikommt, der kein Handy hat, übernehmen wir die Anmeldung vor Ort und schicken wenn nötig auch das Ergebnis per E-Mail.“

Und wenn jemand kein E-Mailkonto besitze, werde das entsprechende Blatt mit dem Testergebnis auch ausgedruckt. Der Getestete müsse dann einfach draußen 15 Minuten warten.