Leicht fällt Thomas Blaser dieser Schritt nicht. „Ich bin mit meiner Taverne ununterbrochen seit 22 Jahren auf jedem Konstanzer Weihnachtsmarkt, außer natürlich während der Corona-Zeit“, sagt der 66-jährige. Doch dieses wird sein letzter Markt als Chef seines Standes sein. „Mein Körper bremst mich aus“, begründet Thomas Blaser. Raclette und Stangenfondue werden dem Weihnachtsmarkt erhalten bleiben, aber ohne ihn als Chef-Verkäufer.
Durch seine lange Zeit als Fußballtrainer habe er schon einige Operationen hinter sich, dazu kommen „ganz normale Alterserscheinungen“, sagt Thomas Blaser. Das lange Stehen hinter der Theke, dazu oft bei klirrender Kälte, machen ihm zu schaffen. Auch seien die Nebenkosten im Laufe der Jahre extrem gestiegen. „Allein die Stromkosten haben sich verdoppelt“, so Bläsle. Dazu die Pacht, Ausgaben für Wasser und die Werbepauschale – es blieb weniger übrig auf der Einnahmen-Seite.
Die Gastronomie ist seine Leidenschaft
Doch das Geld sei nicht der entscheidende Grund fürs Aufhören, sagt der 66-Jährige. „Ich muss nicht jedes Jahr in die Karibik fliegen, sondern könnte auch mit 90 Jahren tot hinter der Fritteuse umfallen. Aber meine Frau und ich sind uns einig, dass wir die kommende Zeit lieber anders genießen wollen.“
Die Gastronomie war schon immer Thomas Blasers große Liebe. Dabei hat er, seinem Vater zuliebe, Vermesser gelernt. „Ich bin als Angestellter der Stadt Konstanz jahrelang durch alle Gärten und viele Straßen gerannt und habe vermessen“, erzählt er. Bis vor vier Jahren, dann war Ruhestand angesagt. Nebenbei aber gab Bläsle schon lange seiner Leidenschaft fürs Kochen nach.
„Ich habe jahrelang beim Zelt- und beim Stadtgartenfestival, beim Konstanzer Weinfest und beim Weihnachtsmarkt hochwertiges Essen angeboten. Ich bin einfach ein leidenschaftlicher Koch, man sieht es auch“, sagt Blaser und lacht laut. „In unserer Taverne mache ich regelmäßig die Qualitätskontrolle unserer Produkte“, umschreibt er das Naschen im Stand.
Thomas Blaser, Konstanzer Urgestein, ist stolz auf sein Angebot. „Das Stangenfondue habe ich vor vielen Jahren in der Schweiz gesehen und es nach Konstanz importiert“, erzählt er. Der Käse komme von einem Freund aus Romanshorn.
Überhaupt, die Freundschaft: „Im Lauf der Jahre haben sich im Team viele Freundschaften gebildet, das macht auch einen Teil unseres Erfolgs und die Hälfte des Spaßes aus“, so der 66-Jährige. Am meisten unterstützen ihn aber seine Frau Monika und Tochter Sandra.

Gemeinsam sucht die Familie mit dem Veranstalter nun einen Nachfolger, der Bläsles Taverne in seinem Sinn und mit seinen Produkten weiterführt. Ganz aufhören will der 66-Jährige dann aber doch nicht: „Da kann ich noch stundenweise mitarbeiten, denn die Kunden fragen ja auch nach mir. Aber dann bin ich nicht mehr 16 Stunden im Stand, sondern nur noch vier bis fünf.“
Michael Breuninger, selbst Betreiber der Glühwein-Bar und Sprecher aller Weihnachtsmarkt-Standbetreiber in Konstanz, hat von Bläsles Abschied gehört. Er schätzt ihn als langjährigen Kollegen: „Sein Geschäft läuft sehr gut, er hat sich was Tolles aufgebaut und ist eine Marke geworden, das muss man erstmal schaffen“, sagt er anerkennend.
Ein bisschen Wandern im Allgäu
Die neue Freizeit wollen Monika und Thomas Blaser mit ihrem Wohnmobil im Allgäu nutzen und auch ein bisschen wandern gehen. „Vermissen werde ich das Gespräch und Politisieren mit den Kunden“, sagt Bläsle. „Meine Taverne ist einfach eine Anlaufstation zum Treffen. Wie gut, dass ich künftig auch mal vor dem Stand stehen und gemütlich einen Glühwein trinken kann.“